Unstimmigkeiten bei Lügde-Ermittlungen

Düsseldorf/Lügde. Immer tiefer steigt der Untersuchungsausschuss zum Missbrauchsfall Lügde nun auch in den von diversen Pannen begleiteten Themenkomplex der Polizeiarbeit ein. Fünf Stunden lang haben die Parlamentarier am Montag einen 61-jährigen Kriminalhauptkommissar aus Detmold vernommen, der vom Innenminister vergangenes Jahr zeitweise suspendiert worden war. Der Grund: Unter seiner Aufsicht waren nach LZ-Informationen in weiteren Fällen Beweismittel abhanden gekommen, das hatte der beauftragte Sonderermittler Ingo Wünsch am Rande seiner Koffersuche in Lippe ermittelt. In Düsseldorf musste sich der Detmolder Polizeibeamte nun einer mehrstündigen Befragung stellen.

Als konzentriert und aufgeräumt beschreibt Lippes Landtagsabgeordneter Jürgen Berghahn (SPD) den Zeugen, der trotz vorangegangener Disziplinarverfahren alle Fragen der Parlamentarier offen beantwortete. &bdquo;Das rechne ich ihm hoch an, das haben wir hier oft genug anders erlebt", sagt Berghahn. Der nach Bad Salzuflen strafversetzte Kripobeamte war zu Beginn der Lügde-Ermittlungen vorübergehend als Leiter der Ermittlungskommission &bdquo;Camping" eingesetzt worden und auch als Ausbilder für den Kommissaranwärter zuständig, unter dessen Obhut der Koffer mit 155 CDs aus der Asservatenkammer verschwunden war. &bdquo;Auch dieser Zeuge hat mehrfach betont, dass auf den CDs keine bedeutsamen Aufnahmen zu sehen waren", berichtet Jürgen Berghahn. Es habe sich um einfache Software für Programme gehandelt.

Keine Erklärung für verschwundenen Koffer Der Kriminalhauptkommissar habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten des jungen Polizeianwärters gehabt, der für die Auswertung des Datenmaterials eine kurze Einweisung bekommen habe. &bdquo;Eine Erklärung, wie der Koffer überhaupt verschwinden konnte, hatte auch er nicht", sagt Berghahn. Mehrfach sei intern gesucht worden, möglicherweise sei das Beweismittel verloren gegangen, als alle Asservate aus verschiedenen Punkten zusammengetragen wurden. Auch dafür sei der Kriminalbeamte verantwortlich gewesen.

Bei der Zeugenbefragung sei dafür laut Berghahn erneut deutlich geworden, dass es offensichtlich interne Unstimmigkeiten bei der lippischen Polizei gegeben habe. &bdquo;Die Probleme soll es zwischen dem Chef des Kriminalkommissariats 1 und seinen Beamten gegeben haben", sagt Berghahn. Diverse Kommunikationsschwierigkeiten seien daher wohl der Grund für die auffällig häufigen Wechsel der Ermittlungsleitung in den ersten Wochen des Lügde-Verfahrens gewesen. Allein drei lippische Beamte hatten zwischendurch die Leitung inne, bevor das größere Polizeipräsidium in Bielefeld das Ruder komplett übernahm.

Den Vorwurf an die lippische Polizei, sie sei mit den Lügde-Ermittlungen von Anfang an überfordert gewesen und hätte dies einfach so hingenommen, könnten dagegen nun andere Hinweise entkräften, so deutet sich im U-Ausschuss an. &bdquo;Wir haben nun schon mehrfach gehört, dass es vorab Gespräche mit den Bielefeldern gegeben haben soll", sagt Jürgen Berghahn. Diese Zeugen seien bisher gar nicht auf dem Schirm des Ausschusses gewesen und müssten nachgeladen werden. Es sei daher nicht abschließend geklärt, ob die Lipper nicht sogar rechtzeitig eine Art Hilferuf abgesetzt hätten.

Allein bis zum Jahresende sind noch 20 weitere Zeugen aus dem Bereich der Polizei geladen. Am Montag, 7. September, geht es mit der nächsten Befragung weiter.

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