Detmold. Jetzt, so kurz vor Weihnachten und angesichts der Entwicklung der Pandemie seit Beginn des Jahres, schaut Annika Hötger dankbar zurück. Vor genau einem Jahr war die Zeit vor Weihnachten eine sehr schwere Zeit für sie und ihre Familie. „Meine Mutter war schwer krank, wir mussten sie in das Stationäre Hospiz bringen", erinnert sie sich. Doch einen Wunsch konnte sie und ihr Lebensgefährte ihrer Mutter noch erfüllen.
Tränen flossen an Silvester, als ihr und ihrem Freund bewusst wurde, dass ihre Mutter nun vieles nicht mehr miterleben wird. „Zum Beispiel, dass wir mal heiraten", erinnert sie sich. Doch statt in der Traurigkeit zu verharren, wurde das Paar laut einer Pressemitteilung aktiv. Kurzentschlossen entschieden beide: „Was hält uns eigentlich auf? Wir heiraten jetzt."
„Wir haben die Hochzeit innerhalb von eineinhalb Wochen auf die Beine gestellt"
Dann sei alles ganz schnell gegangen. Die Organisation verlangte große Umsicht, einiges gab es zu bedenken, denn zu dem Zeitpunkt durften Feiern auch noch im größeren Kreis stattfinden. Und es klappte alles. Die Standesbeamtin machte den Vorschlag, direkt in das Stationäre Hospiz von Diakonis zu kommen, Freunde sagten ihr Kommen zu und reisten spontan auch aus Berlin und Hamburg an, alte Bekanntschaften zu Musikern und Fotografen wurden kurzerhand neu geknüpft, das Brautkleid und die Ringe waren schnell gefunden. „Wir haben die Hochzeit innerhalb von eineinhalb Wochen auf die Beine gestellt. Normalerweise brauchen wir immer sehr lange, um uns zu entscheiden", lacht Annika Hötger. Eine Arbeitskollegin brachte die Deko mit, ergänzte sie mit Kranichen und Engeln aus der Einrichtung; auch die Mitarbeiter im Hospiz halfen bei den Vorbereitungen, sorgten für den passenden festlichen Rahmen, ganz nach den Worten der Standesbeamtin: „Unmögliches machen wir sofort möglich, für Wunder brauchen wir etwas länger."
Am 22. Januar erlebte dann das Brautpaar im Beisein seiner Familien und Freunde einen unvergesslichen Tag, schreibt Diakonis. Für Annika, die noch vier Geschwister hat, und ihre Mutter sei damit ein Traum wahr geworden. Die Standesbeamtin nannte das Hospiz das „Haus der Liebe". „Und an dem Tag galt es für das junge Brautpaar. Aber vor allem auch für ihre Mutter, die Anfang Mai dann verstarb."