Start im Impfzentrum verläuft reibungslos

Kreis Lippe. Bis 13.40 Uhr haben Dr. Ludger Böhlen und der Leiter des Impfzentrums, Sascha Medina, gezittert - dann war er da: der Impfstoff. Und trotz widriger Wetterverhältnisse kamen die meisten derer, die eine Termin vereinbart hatten. Aus dem Kalletal kam ein Senior sogar zu Fuß.

Dass es überhaupt losgehen konnte, war dem Einsatz von fast 100 Helfern zu verdanken. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk hatten geräumt, was das Zeug hält, es wurden Tonnen Streusalz verbraucht, um es für die Senioren auch besonders sicher zu machen. Auch das Dach der Phoenix-Contact-Arena war in der Nacht zuvor vom Schnee befreit worden. Stellenweise, so Sascha Medina, lag der Schnee 2,50 Meter hoch. Und dann blieb die Unwägbarkeit, ob denn auch viele zum Impfen kommen. Kurzerhand wurden die ersten 225 Kandidaten angerufen, bis 12 Uhr hatten 140 zugesagt. Zu dem Zeitpunkt war der Impfstoff von Biontech noch auf der A2. Aber auch da hatte der Kreis Lippe bereits eine Lösung in der Hinterhand. Mit dem Klinikum Lippe war verabredet worden, dass 100 Impfdosen an das Impfzentrum zuerst abgetreten werden. Später hätte man dann das, was eigentlich dafür bestimmt war, dorthin geliefert. Doch so weit kam es nicht.

Allerdings setzte der Zeitverzug die Helfer unter Druck. Die lippischen Apotheken hatten Personal zur Verfügung gestellt, das den empfindlichen Impfstoff zubereitete und auf die Spritzen aufzog. Die medizinischen Hilfskräfte und die Ärzte können so zügiger impfen. Und auch sicherer im Hinblick auf die fertigen Dosen. "Die Gefahr ist geringer, dass der Impfstoff durch Stöße seine Wirkung verliert", erklärt Kathrin Bauerrichter, Pharmazeutische Leiterin im Impfzentrum.

Mit der Organisation sind die Geimpften sehr zufrieden. Werner Plöger ist einer von ihnen, der 80-Jährige ist von seinem Sohn gebracht worden. Nein, den Termin zu verpassen, sei nicht in Frage gekommen. Die Sache selbst bezeichnet der Detmolder als "lüttjen Pieks". "Wenn ich geschlafen hätte, wäre ich nicht mal wach geworden", sagt er lachend. Und auch ein Lemgoer Ehepaar ist voll des Lobes. "Es ist super organisiert, überall ist jemand, der einem hilft." Apropos Ehepaare: "Wenn beide einen Termin an einem Tag haben, die aber einige Zeit auseinander liegen, dann ist das kein Problem. Beide werden gemeinsam geimpft, es muss keiner auf den anderen warten. Und wir haben dann ja die Impfdosen an dem Tag ohnehin für beide reserviert", sagt Sascha Medina.

Um es noch einfacher zu machen, ist die Tiefgarage geöffnet worden. Wer zum Impfzentrum kommt, fährt unten rein und wird von da aus weiter geleitet. Der Aufzug bringt die Senioren erst zum Erdgeschoss zur Anmeldung, dann weiter in die obere Etage zu den Impfstraßen. Sechs davon gibt es, weil es wenig Impfstoff gibt, sind erst einmal nur wenige geöffnet. "Wir sind zuversichtlich, dass es in naher Zukunft mehr Impfstoff geben wird und können dann das Potenzial voll ausschöpfen", erklärte Landrat Dr. Axel Lehmann. Die große Nachfrage auch dann, wenn die Wetterbedingungen so schlecht sind, zeige, dass die Bereitschaft zum Impfen groß ist. Und das sei ein sehr positives Zeichen.

Bis gegen 17 Uhr waren denn auch 170 Menschen geimpft. Wer Montag nicht kommen konnte, kann am Dienstag seinen Termin nutzen. Der Impfstoff Astraceneca wird am Donnerstag geliefert, dann sind Mitarbeiter der Pflegedienste dran. Für sie geht es dann dienstags weiter.

Dass der Impfstoff gestern so spät kam, ist aus Sicht von Dr. Ludger Böhlen, der für die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe die Leitung gemeinsam mit Dr. Dieter Meemken im Zentrum inne hat, ärgerlich. Aber das Ministerium habe es so bestimmt. "Es soll an dem Tag geliefert werden, an dem das Material verbraucht wird. Man will sicherstellen, dass nichts gestohlen wird oder anderweitig verschwindet. Aber bei diesen Wetterverhältnissen sollte man das überdenken und einen Tag vorher anliefern. Zumal auch hier die Sicherheit gegeben ist."

Und es nützt auch nichts, sich vordrängeln zu wollen. Ein Senior gab an, er habe bei der Hotline angerufen und der Mitarbeiter habe gesagt, er könne zum Zentrum fahren und sich impfen lassen. An der Anmeldung war dann Schluss. "Wir haben ihn nach Hause geschickt - das geht nicht, weil wir sonst nicht genug Impfstoff haben", erklärt Böhlen. Ein anderes Problem sei beim Abtelefonieren aufgefallen: "Zehn Leute haben uns gesagt, sie hätten ja noch einen Termin in einem anderen Impfzentrum. Sie müssten deshalb nicht nach Lemgo kommen. Wir hoffen, dass das Ausnahmen sind, denn das bringt die Kalkulationen aller Impfzentren durcheinander."

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