Klinikum Lippe gründet Institut für digitale Medizin

Kreis Lippe/Detmold. Das Klinikum Lippe will neue Möglichkeiten der Digitalisierung in der Medizin nutzen und damit eine Vorreiterrolle einnehmen. Ein Schlüssel dafür ist das neu gegründete Institut für angewandte digitale Medizin mit seinem Leiter Dr. Uwe Andreas Amann. Ziel ist es nach Amanns Worten, die Medizin mit digitalen Mitteln nicht nur effizienter zu machen, sondern im Interesse der Patienten auch die Versorgung zu verbessern.

Bevor er Anfang vergangenen Jahres nach Lippe kam, war der studierte Mediziner Amann Chef der Gesundheitsabteilung bei der zur Telekom gehörenden Unternehmensberatung Detecon. Am Klinikum bekleidet er auch den Posten des IT-Leiters oder &bdquo;Chief Information Officer" (CIO). Amann nennt ein Beispiel aus seinem früheren Berufsleben: &bdquo;In der Gesundheitsabteilung von Detecon haben wir uns mit Chip-Aufklebern für Schlaganfall-Patienten beschäftigt, die wie eine Art Langzeit-EKG Daten sammeln." So ließen sich gefährliche Situationen wie Vorhof-Flimmern erkennen, unter denen Schlaganfall-Patienten häufig leiden. Die Daten mittels Künstlicher Intelligenz auszuwerten, schaffe neue Möglichkeiten der Behandlung. &bdquo;Die Digitalisierung ist der Schlüssel, so etwas zu einem akzeptablen Preis zu entwickeln."

Zum Klinikum Lippe kam der 54-Jährige nach eigenen Worten, weil er dieselbe Vision habe wie Klinikums-Geschäftsführer Johannes Hütte: &bdquo;die Behandlung der Patienten durch digitale Mittel zu verbessern". Ein Institut für angewandte digitale Medizin aufzubauen, sei für ein Krankenhaus ein ungewöhnlicher Schritt. &bdquo;Es zeigt, dass wir verstanden haben, welche Möglichkeiten es gibt", sagt Amann, der nach dem Medizinstudium in seiner Heimatstadt in die Wirtschaft ging und eine Firma gründete.

Das neue Institut am Standort Detmold hat bislang vier Mitarbeiter. Das Budget ist nach Amanns Angaben rein drittmittelfinanziert: Projekte werden mit Pharmafirmen und anderen Partnern als Geldgebern entwickelt. Details will Amann, der auch in den USA forschte, noch nicht nennen, doch es gebe bereits etwa fünf externe Partner – &bdquo;Tendenz massiv steigend". Kein Geheimnis ist, dass die TH OWL dazu gehört.

Mit ihr kümmert sich Amanns Institut insbesondere um die Parkinson-Forschung. Diese Krankheit ist denn auch ein Anwendungsgebiet der digitalen Medizin, wie sie Amann vorschwebt: &bdquo;Anzeichen von Parkinson lassen sich daran erkennen, wie jemand sein Handy bedient." Hier gebe es dann neue Möglichkeiten der Diagnostik.

Ein anderes Beispiel sei die Entschlüsselung der menschlichen Gene – und die Frage: &bdquo;Wem gebe ich meine Daten, wem mache ich sie zugänglich?" Wenn etwa bei Neugeborenen die DNS entschlüsselt werde, könnten die Daten der &bdquo;Healthbank" übergeben werden, einem genossenschaftlich organisierten Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, dessen deutsche Niederlassung in Kürze nach Detmold ziehen werde. Mit der Healthbank wolle sein Institut eng zusammenarbeiten, sagt Amann. Denkbar wäre, dass Mediziner des Klinikums Lippe vor der Behandlung eine Anfrage bei der Healthbank starteten, ob der Gencode etwa beispielsweise erhöhtes Risiko gegen ein bestimmtes Medikament oder gegen eine bestimmte Erkrankung nahelege.

Auch in der Industrie bestehe ein zunehmendes Interesse an digitalen Methoden, die Forschung in vielen Bereichen erst bezahlbar machten. Doch es gehe darum, die Strukturen in Lippe weiterzuentwickeln: &bdquo;Meine Vision ist die Auflösung der Grenzen zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten", sagt Amann. Wichtig sei, den Patienten und den Heilungsprozess in den Mittelpunkt zu stellen.

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