Hundeschulen: Immer mehr Tiere ohne Erziehung

Kreis Lippe. Der Hundeboom, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, kann mittelfristig zum Problem werden, wenn nicht alsbald die Hundeschulen wieder öffnen. An dieser Einschätzung von Tierärzten und Hundetrainern ändert auch die seit gestern geltende leichte Lockerung wenig. Einzeltraining unter freiem Himmel ist nun erlaubt, Gruppenangebote sind weiter unzulässig.

Die Meldung, dass Hundeschulen ab dem 22. Februar wieder öffnen dürfen, hätte viele Halter verunsichert, berichtet Antje Nowacki, die seit 2005 die Hundeschule Horn betreibt: &bdquo;Es gab zahlreiche Anfragen von Kunden und Neukunden." Miriam Skroblies, Sprecherin im NRW-Gesundheitsministerium, stellt klar: &bdquo;Hundeschulen sind Bildungsangebote. Nur Einzelunterricht unter freiem Himmel ist erlaubt."

Antje Nowacki bietet unter anderem Kurse für Welpen und Junghunde an – sie fürchtet die Folgen des monatelangen Lockdowns: &bdquo;Leute, die sich einen Welpen angeschafft haben, werden mit dem erwachsenen Hund beim Spazierengehen Schwierigkeiten haben, da keine Sozialisierung auf andere Hunde und Situationen stattfinden kann." Für die Sozialisierung der Welpen gebe es nur ein bestimmtes Zeitfenster, deshalb könne diese Phase später nicht nachgeholt werden: &bdquo;Sicherlich kann man daran arbeiten, aber es gibt Hunde, die teilweise Defizite behalten."

Problematisches Verhalten kann nicht schnell bearbeitet werden Auch für ältere Hunde, zum Beispiel aus dem Tierschutz, sieht sie Probleme: &bdquo;Die haben immer eine Vorgeschichte, meistens keine gute. Man sollte diesen Hunden zeitnah in ein neues Leben helfen", erklärt sie. Durch den Lockdown sei dies aber seit Monaten nicht möglich, viele Tierschutzhunde hingen mental in ihrem alten Leben, ihr problematisches Verhalten könne nicht zeitnah bearbeitet werden und verstärke sich womöglich noch. Ihren Kunden steht sie mit telefonischem Rat zur Seite: &bdquo;Ich kann nur raten, auch die Möglichkeit des Einzeltrainings zu nutzen." Vielfach, so Nowacki, helfe schon eine Stunde mit einem qualifizierten Hundetrainer weiter.

Die Horner Tierärztin Dr. Juliane Henkemeyer hatte bereits vor einigen Wochen vor den Folgen des Lockdowns gewarnt: &bdquo;Wer hilft bei der Erziehung von Welpen oder Tierschutz-Hunden, wenn alle Hundeschulen coronabedingt über Monate geschlossen bleiben? Die Zahl der Großhunde ohne Erziehung wird zunehmen. Ihre Forderung: &bdquo;Hundeschulen müssen endlich wieder öffnen. Sie sind systemrelevant."

Wesenstests finden weiter statt Hunde, die andere Tiere oder Menschen anfallen und beißen, werden einem verschärften Test unterzogen. Die Ordnungsbehörde einer Gemeinde oder Stadt kann einen Wesenstest beim Veterinäramt beauftragen. Das gilt auch, wenn es um eine Befreiung von der Maulkorbpflicht für eine im Landeshundegesetz definierte Hunderasse geht. Pro Jahr bietet des Veterinäramt des Kreises Lippe zwei bis drei Termine mit jeweils sechs bis zehn Hunden an. Das Veterinäramt schreibt dann ein Gutachten mit einer Empfehlung, z.B. Leinenzwang, Maulkorbpflicht oder aber auch keinerlei Auflagen, da sich im Wesenstest kein Ansatz dafür zeigte. Auch zu Corona-Zeiten wird der Test angeboten, mit entsprechenden Schutzmaßnahmen: Die Tests finden ausschließlich im Freien statt, alle tragen eine Maske und halten Abstand

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