Covid-Selbsttests drängen auf den Markt

Kreis Lippe. Testen, testen, testen – das soll entscheidend dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus und seiner Varianten zu verhindern. Seit Mittwoch steht fest: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat die ersten drei Sonderzulassungen für Corona-Selbsttests erteilt. Noch sind sie nicht erhältlich – es fehlen die Beipackzettel und die richtigen Verpackungen. Unklar ist auch noch, ob und wie viel Freiheit man sich damit &bdquo;erkaufen" kann.

Vor der Erteilung einer Sonderzulassung prüft das Bundesinstitut nicht nur das technische Funktionieren des Tests. Esgeht auch um die Frage, ob Laien damit umgehen können. Da hilft eine verständliche Bedienungsanleitung. Christian Schmidt, Bezirksgruppenvorsitzender des Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), hat bereits Kontakt mit den Herstellern aufgenommen, verkaufen kann er die Laientests noch nicht – auch wenn er die Tests schon hat. &bdquo;Das sind die, die professionell eingesetzt werden, aber sie haben noch nicht die erforderlichen Beschreibungen", sagt er.

Er schätzt, dass es ein bis zwei Wochen dauert, bis die Laientests mit den entsprechenden Verpackungen auf den Markt kommen. Um die sieben bis neun Euro würden sie nach jetzigem Stand kosten. Gibt es mehr Anbieter – es sind Dutzende Produkte im Zulassungsverfahren -, dann wird es billiger. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits angekündigt, dass die Testungen ausgeweitet werden sollen, Landrat Dr. Axel Lehmann hatte im LZ-Interview darauf hingewiesen, dass der Kreis Lippe sich darauf vorbereitet. Laut Spahn sollte es ab März Schnelltests für alle Bürger geben. Darüber wird am 3. März beraten, denn noch ist unklar, wer zahlt.

Mehr Sicherheit für das Osterfest Schmidt sieht Vorteile im Test und hat das Osterfest im Blick. &bdquo;Das ist hilfreich, wenn man es im privaten Raum macht, man zum Beispiel die Familie zu Besuch hat und mehr Sicherheit haben möchte", erklärt er. Ein negatives Testergebnis schließe eine SARS-CoV-2-Infektion aber nicht mit absoluter Sicherheit aus. Und: Gebe es keine Lockerungen der Besuchsregeln bezüglich der Personenzahl, dann sei die Bereitschaft vermutlich auch nicht sehr groß, die Schnelltests zu machen. &bdquo;Es muss ebenfalls geregelt werden, was es an zusätzlichen Freiräumen geben könnte. Wenn Sie damit zum Beispiel einen Restaurantbesuch planen, dann müsste sicher gestellt werden, dass der Test auch korrekt und am gleichen Tag durchgeführt wurde." Als Beispiel nennt Schmidt Österreich, wo man den Test an ausgewiesenen Stellen machen kann und das auch bescheinigt bekommt. Das gibt es bereits jetzt. Christian Schmidt bietet die Schnelltests in seiner Apotheke an. Die Nachfrage bezeichnet er als &bdquo;eher verhalten". Um die 35 Euro kostet die Testung, was der Apotheker damit begründet, dass der Aufwand größer ist, die Mitarbeiterin legt den Vollschutz an, wenn sie den Abstrich nimmt.

Ein dauerhafter Persilschein ist ein Schnelltest nicht. &bdquo;Die Aussagekraft ist zeitlich begrenzt." Treten trotz eines negativen Antigentestergebnisses Symptome auf, die mit Covid-19 vereinbar sind, sei es unbedingt erforderlich, einen PCR-Test zu machen. &bdquo;Da können auch viele Fragen auftauchen und Ängste ausgelöst werden. Außerdem hängt die Zuverlässigkeit auch davon ab, dass alles richtig gemacht wird", gibt Schmidt zu bedenken.

Die Testverfahren Die Tests: Es gibt unterschiedliche Verfahren. Das Standardverfahren ist der PCR-Test (Polymerase Chain Reaction), der zum Beispiel durch das Gesundheitsamt durchgeführt wird. Der Abstrich wird von geschultem medizinischem Personal genommen, ziemlich tief geht der Tupfer in den Mund-Nasen-Rachenraum – was nicht immer angenehm ist. Das Wattestäbchen wird dann in ein Labor geschickt. Das eigentliche Testverfahren dauert etwa vier bis fünf Stunden, das Ergebnis kann innerhalb eines Tages vorliegen – je nach Auslastung des Labors. Im Verfahren wird das Erbmaterial der Viren – wenn denn eine Infektion vorliegt – so stark vervielfältigt, dass es nachgewiesen werden kann. Dafür reichen geringste Mengen in dem Nasen-Rachen-Abstrich. Dieser Test gilt als sehr empfindlich und sehr sicher.

Antigen-Schnelltest: Zu dieser Gruppe gehören die jetzt zugelassenen Laientests. Die Abstriche sind einfacher zu nehmen, in der Nase oder im Rachenraum. Der Abstrich wird auf einen Teststreifen gegeben, nach einem ähnlichen Prinzip wie bei einem Schwangerschaftstest. Die Point-Of-Care-Tests, kurz PoC, sollen fester Bestandteil der Teststrategie werden, weil sie einfach und schnell ein Ergebnis liefern. Falls das SARS-CoV-2-Virus in der Probe enthalten ist, reagieren Eiweißbausteine des Virus mit dem Teststreifen – und der verfärbt sich. Antigen-Tests sind leicht zu handhaben, sind vergleichsweise preisgünstig und schnell. Ein Ergebnis zeigt sich in weniger als 30 Minuten. Deswegen werden Antigen-Schnelltests häufig in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen vorgenommen. Laut Robert Koch Institut gibt es bei diesen Tests einen höheren Anteil von positiv- oder negativ-falschen Ergebnissen als beim PCR-Verfahren. Dennoch hält es die Sicherheit für relativ hoch.

Der Antikörpertest reagiert auf körpereigene Stoffe, die erst nach einer Infektion gebildet werden. &bdquo;Das heißt, zu Beginn der Infektion, wenn ich ansteckend bin, habe ich diese Antikörper vielleicht noch gar nicht", sagt Schmidt. Außerdem wisse man nicht, was es im Hinblick auf Covid genau bedeutet, Antikörper zu haben und wie gut sie vor einem neuen Infekt schützen.

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