Kreis Lippe. Nach Herzenslust flunkern, ohne dabei ernsthaften Schaden anzurichten: Das ist das Ziel von Aprilscherzen. In der Vergangenheit waren manche von ihnen so kreativ, dass noch Jahrzehnte später über sie gesprochen wird.
Spaghetti, die auf Bäumen wachsen
Dank eines milden Winters sei die Spaghetti-Ernte im Schweizer Tessin dieses Mal besonders erfolgreich ausgefallen, meldete der britische Fernsehsender BBC am 1. April 1957. In einem rund zwei Minuten langen Schwarz-Weiß-Film zeigte er Frauen, die die schnurförmigen Nudeln von Bäumen pflücken. Was heutzutage vielen Menschen wohl höchstens noch ein müdes Lächeln abringen würde, sorgte damals für reichlich Verwirrung, denn Spaghetti galten in Großbritannien noch als eher exotisches Gericht. "Die Reaktion auf den Film war riesig", heißt es heute auf der BBC-Homepage. Gerüchten zufolge riefen zahlreiche Zuschauer bei dem Sender an und wollten wissen, wie sie ihr eigenes kleines Spaghetti-Bäumchen pflanzen könnten.
Lustschloss an der Inselwiese
Einen touristischen Lückenschluss zwischen Hermannsdenkmal und Freilichtmuseum, den sollte 2015 ein Lustschloss an der Inselwiese am Friedlichstaler Kanal liefern - so zumindest der Aprilscherz in der LZ. Sicherlich sei mit wenigstens drei Millionen Euro für eine spartanische Version ohne Marmor, Blattgold und Fresken zu rechnen. Außer mittels „Fundraising" könne ein Teil der Kosten jedoch im Rahmen des Wanderkompetenzzentrums umgeschichtet werden, falls die Stadt Detmold den vom Kreis geplanten Ausbau der Inselwiese ablehnt. Der Kreis plane, im Zusammenhang mit dem Europäischen Wanderkreuz unter anderem mit einem Steg an der Oberen Mühle die Inselwiese und die dortigen historischen Absichten erfahrbar zu machen. Dazu sei angedacht, Konturen einer Insel quasi in das Gras zu mähen. Warum nicht einen Schritt weitergehen, dachten sich die Initiatoren des Projektes um Heger, und für ein wirkliches touristisches Alleinstellungsmerkmal an der Inselwiese sorgen und das vollenden, was Friedrich-Adolf nie geschafft hat? Das Lustschloss war dann aber doch eher ein Luftschloss.
Fliegende Pinguine
Um ihre Zuschauer zu veräppeln, legte sich die BBC auch rund ein halbes Jahrhundert später mächtig ins Zeug: In einer aufwendig produzierten Kurzdokumentation wurde 2008 eine angeblich neu entdeckte fliegende Pinguin-Kolonie gezeigt. «Diese kleinen Kerle können etwas, was keine anderen Pinguine können», ruft ein aufgeregter Reporter in die Kamera - dann heben die Tiere mithilfe von Computeranimation in Richtung Südamerika ab. Das angeblich in der Antarktis gedrehte Video - in Wahrheit stand der Reporter die ganze Zeit in einem Studio - erlangte Kultstatus.
Ein Ufo über London
Auch hier war Verwirrung vorprogrammiert: Im Jahr 1989 stoppten mitten auf einer Autobahn bei London zahlreiche Autofahrer, um ein vermeintliches Ufo zu beobachten, das gerade über ihren Köpfen schwebte. In Wahrheit war's Richard Branson, Chef des Virgin-Konzerns. Als Marsmensch verkleidet saß er in einem Ufo-förmigen Heißluftballon. Die Polizei, die deshalb extra ausrücken musste, war im ersten Moment eher «not so amused» über Bransons Schabernack. Der hingegen feierte sich noch Jahre später für seine Idee.
Runkelrüben weisen den Weg
„Das, was die in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz können, können wir doch schon lange", sagten sich einige findige Köpfe in Lage, die der Schunkelrunkel 2017 zu einem noch größeren Bekanntheitsgrad verhelfen wollen. Sie haben einen Antrag zur Umrüstung der 26 Lichtsignalanlagen in der Zuckerstadt gestellt und – hatten Erfolg - zumindest, wenn amn dem Aprilscherz der Lokalredaktion Lage 2017 glauben geschenkt hat. Die schunkelnde Rübe zeige den Verkehrsteilnehmern in Lage, wann sie gefahrlos von einer Straßenseite auf die andere wechseln dürfen. Ganz nach dem Beispiel des ZDF-Mainzelmännchens, das in Mainz die Ampeln ziert.
Punkteerlass in Flensburg
Kurz gefreut haben dürften sich am 1. April 2011 einige deutsche Verkehrssünder: Mehrere Radiosender hatten sich zusammengetan und vermeldet, das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg wolle per Lotterie Punkte erlassen, um so das eigene schlechte Image aufzubessern. Mit «punkteerlass.de» gab es für die Aktion kurzzeitig sogar eine eigene Homepage. Nicht ganz so witzig dürfte man den Scherz im echten Bundesamt gefunden haben: Dort standen an dem Tag die Telefone nicht still.
Werbe-Speicherturm am Hasselter Platz
Um den Bau des Wärmespeicherturms der Stadtwerke hat es in den vergangenen Jahren viel Hin und her gegeben. Kein Wunder, dass der Aprilscherz 2016 von vielen Detmoldern für bare Münze genommen wurde. Damals hieß es: Das 27 Meter hohe Bauwerk mit zehn Meter Durchmesser soll jetzt in der Mitte des Kreisverkehrs Brunnenstraße/Richthofenstraße entstehen – als dekoratives Element. Damit biete sich die Chance, die Außenhaut des Turmes mit LED-Werbeflächen zu versehen, auf denen Sonderangebote des Supermarktes am Hasselter Platz großflächig dargestellt werden könnten – beziehungsweise Imagefilme aus der Partnerstadt Hasselt und das Manneken Pis in Korrelation zum Borrelmanneke... Der Schreck hat auf jeden Fall gesessen.
Eine Hummel, die Eiswürfel liebt
Auf lange Sicht vielleicht nicht ganz so berühmt geworden, aber dafür umso niedlicher war die Aprilscherz-Idee des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im Jahr 2015: Er erfand die Gletscherhummel. Aufgrund der damals kühlen Temperaturen könnte sich die «Bombus glacialis», die eigentlich unter anderem in Grönland lebe, plötzlich auch in Deutschland heimisch fühlen, hieß es in einer Mitteilung. Einen Tipp, die exotische Insektenart anzulocken, gab es gleich inklusive: «Hummelfreunde, die der Gletscherhummel helfen wollen, sollten Wasser in einer Eiswürfelform gefrieren lassen, um es dann in einer Eiswürfeltränke im Garten oder auf dem Balkon bereitzustellen.» Gesagt, getan: Beim Nabu gingen in den folgenden Tagen zahlreiche Fotos von angeblichen Gletscherhummeln ein.
Reformation mal anders
Kirche einmal ganz in rosa? Das hat die LZ den Lemgoer Lesern 2016 weismachen wollen. "Die mehr als 800 Jahre alte Kirche St. Nicolai in Lemgo hat einen neuen Anstrich bekommen", hieß es damals. Passend zum Jubiläum „500 Jahre Reformation" (1517-2017) erstrahlt das Gotteshaus in einem zarten Violett, der Farbe des besonderen Jahrestags. Diese Farbe zierte die Kirche St. Nicolai schon einmal – im 16. Jahrhundert. „Die Gemeinde hat damit auch eine Auflage der Denkmalbehörden erfüllt. Die in der Reformationszeit gewählte Außenfarbe sollte wiederhergestellt werden", wurde Superintendent Andreas Lange zitiert. Aber keine Sorge: St. Nicolai bleibt zart gelb.