Tierwunsch in Corona-Zeiten: Tierheime berichten von Bedrohungen

Paderborn/ Gütersloh/ Bad Salzuflen. In der Corona-Krise verzeichnen die Tierheime in Deutschland eine stark gestiegene Nachfrage. Doch während die Tierliebe Hochkonjunktur hat, zeigen sich viele Anwärter gegenüber den zweibeinigen Heimmitarbeiterinnen und -mitarbeitern nicht immer von ihrer besten Seite. Vor allem dann, wenn sie eine Absage erhalten.

Nun schlägt der Tierschutzbund Alarm. Immer wieder komme es zu Vorwürfen, Beleidigungen, auch zu Handgreiflichkeiten und Gewaltandrohungen. "Mit dem derzeitigen Ausmaß der Anfeindungen erreicht eine jahrelange Entwicklung ihren vorläufigen Höhenpunkt", ist auf der Seite des Tierschutzbundes zu lesen.

Von einer regelrechten Gier, vor allem nach Welpen, ist die Rede. Und von Menschen, die in erhöhtem Maß fordernd und ungeduldig sind. Doch Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes, stellt klar: "Ein Tierheim ist kein Supermarkt, wo man Hund, Katze und Co. einfach mitnehmen kann." Doch wie ist die Situation in Ostwestfalen-Lippe?

"Wir können jedes Tier nur einmal vermitteln" Im Tierheim Bad Salzuflen ist das Problem bekannt. Es zeige sich vor allem, "wenn es um Hunde geht, die sehr begehrt sind", sagt Bärbel Bergelt aus dem Vorstand des Tierschutzvereins Bad Salzuflen-Lemgo. Auf drei Welpen kommen dann schonmal 20 Interessenten. "17 davon müssen wir enttäuschen." Weil der Kontakt mit anderen Interessenten Corona-bedingt sehr reduziert ist, entlädt sich der Frust dann vor allem auf Facebook. "Da kriegt man ja keinen Hund", heiße es dann oft. "Aber wir können jedes Tier nur einmal vermitteln. Und für die Tiere wählen wir das Bestmögliche aus."

Aus Bergelts Sicht sorgt die Corona-Situation für Entzerrung. Die langen Wartezeiten am Tierheim entfallen. "Die sorgen sonst für Unmut." So sei es auch für die Tiere ruhiger und den oft ehrenamtliche Helfern schlägt der Frust der Menschen nicht direkt entgegen.

Dass die sich derzeit vor allem im Internet "die Mäuler zerreißen", beobachtet auch Nicole Wittenberg. Sie ist die stellvertretende Leiterin des Tierheims Paderborn. Doch mit Extremfällen wie Drohungen und Beleidigungen habe ihr Tierheim bisher keine Erfahrungen machen müssen.

Interessenten haben oft falsche Vorstellungen "Ab und an mal" komme das im T ierheim Gütersloh vor, sagt Pflegerin Sarah Keulert. Das Problem: "Häufig kommen die Interessenten mit völlig falschen Vorstellungen." Ein Beispiel: Das Kaninchen für's Kinderzimmer in einem viel zu kleinen Käfig. Das jedoch sei keine artgerechte Haltung.

Doch danken die Tierschützern auch den Menschen, die einem Tier aus dem Tierheim ein "Zuhause für Immer" schenken, die spenden oder auf andere Weise ihre Anerkennung zeigen. "Diese tollen Menschen geben Antrieb und Kraft, weiterzumachen. Und die vielen glücklichen Familien, die ein Tier aus dem Tierheim aufnehmen konnten, lassen so manchen Ärger zum Glück auch vergessen machen", so Präsident Schröder.

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