Kreis will die regionale Vermarktung stärken

Kreis Lippe. Fast die Hälfte des Getreides, das in Lippe wächst, bleibt auch in der Region, aber nur ein Fünftel des Fleisches. Da ist reichlich Luft nach oben. Lippische Produkte sollen über ein Netzwerk vermarktet werden, der Kreis will sich außerdem als Öko-Modellregion bewerben. Im Umweltausschuss wurde über beide Projekte gesprochen.

Um zu sehen, wo es Stärken und Schwächen in der bisherigen Vermarktung gibt, hat das Cima Institut für Regionalwirtschaft eine Studie erstellt. Im Umweltausschuss gab es große Zustimmung für das Ziel, die Regionalvermarktung zu stärken, aber auch Bedenken, ob sich die Schwächen so einfach beheben lassen. Und dann ist da noch das zweite große Projekt, die Öko-Modellregion. Da geht es um das große Ganze. Nordrhein-Westfalen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologischen Landbau zu betreiben. Aktuell liegt der Anteil bei gut sechs Prozent.

Geschätzt 20 Prozent des gesamtdeutschen Umsatzes mit Biolebensmitteln, rund drei Milliarden Euro, werden in Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Mit drei neuen Öko-Modellregionen will das Land den Anteil des Ökolandbaus weiter steigern und Anreize zur Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen der Verarbeitung und des Handels setzen. Seit April läuft das Bewerbungsverfahren, es endet am 14. Juni. Der Kreis ist gemeinsam mit der Stadt Bielefeld dabei. Die Unterlagen sind fertig, der Kreistag in Lippe muss noch zustimmen.

Bielefeld und Lippe arbeiten zusammen

Bielefeld und Lippe haben sich ebenfalls zusammengetan, um die regionale Vermarktung und Erzeugung anzukurbeln ( die LZ berichtete ). &bdquo;Es geht nicht darum, eine neue Marke zu schaffen, sondern es sollen Netzwerke aufgebaut werden", sagte Laura Schuster, Mitarbeiterin im Fachbereich Umwelt. Der Handel habe großes Interesse an regionalen Produkten, brauche aber vor Ort verlässliche Lieferpartner. &bdquo;Wenn ein Händler seinen Bedarf festlegt, kann er im Netzwerk einen Lieferanten finden."

Ein Gesamtkonzept für alle Produktgruppen und Lieferketten – da sahen einige Ausschussmitglieder Probleme. &bdquo;Wir hatten früher mehrere kleinere Molkereien, die Lieferwege waren kurz. Heute sind die zum größten Teil weg. Und es wird uns kaum gelingen, die wieder aufzubauen, die Anforderungen sind sehr hoch. Das rechnet sich nicht – deshalb haben die ja auch geschlossen", sagte Ralf Ochsenfahrt Freie Wähler/Aufbruch C. Marianne Rautenberg (SPD) brachte das Tierwohl ins Spiel, die ellenlangen Wege zum Schlachthof. &bdquo;Wir müssen die Zeit ein Stück weit zurückdrehen und alternative Konzepte prüfen." So gebe es in einigen Regionen die Möglichkeit der Weide-Schlachtung, Dr. Bernd Nagel-Held, Vorstandsmitglied von Lippequalität, wirbt seit Jahren unermüdlich für eine mobile Geflügelschlachtstation. Für Bürger könnte es so einfacher werden, selbst Hühner zu halten.

Dr. Ute Röder, Verwaltungsvorstand beim Kreis für den Bereich Umwelt, machte deutlich, dass der Kreis Lippe nicht vorhat zu investieren. Aber: &bdquo;Wir können dabei helfen, die entsprechenden Ansprechpartner zu vermitteln und zu beraten." Die Bürokratie, die komplizierten Antragsverfahren sah Agraringenieurin Mareike Ehlert als großen Hemmschuh. &bdquo;Wir sitzen mehr Zeit im Büro, als dass wir uns um andere Dinge kümmern könnten. Die bräuchten wir eher für die Tiere. Zusätzliche Aufgaben können wir nicht gebrauchen." Da sah Röder einen großen Vorteil darin, eine Stelle für einen &bdquo;Kümmerer" zu schaffen, der bei dem Aufbau der Netzwerke hilft und auch als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Projekt Ökoland

In der ersten Stufe, dem Wettbewerb, werden die Bewerbungskonzepte von einer Jury, bestehend unter anderem aus Vertreterinnen und Vertretern der Land- und Ernährungswirtschaft NRW, anhand fachlicher Kriterien begutachtet. Das Gutachtergremium erstellt daraufhin eine Rangliste aus den eingegangenen Bewerbungskonzepten. In der zweiten Stufe, dem Förderverfahren, werden die Regionen mit den drei erstplatzierten Konzepten aufgefordert, konkrete Anträge zur Förderung des Öko-Regionalmanagements einzureichen. Das Land trägt bis zu 80 Prozent der Kosten zur Umsetzung der eingereichten Konzepte für ein Öko-Regionalmanagement, über eine Laufzeit von zunächst bis zu drei Jahren und maximal 80.000 Euro pro Region und Jahr.

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