Lippe wählt: Christian Haase will für die CDU in den Bundestag einziehen

Kreis Lippe/Beverungen . Das Wahlplakat am Ortseingang: Irgendjemand hat einen bunten Streifen über die Augen des Kandidaten geklebt. &bdquo;Ist das jetzt gegen die Partei oder mich gerichtet?", fragt sich Christian Haase kurz. Beunruhigender als solche Sachbeschädigungen seien Hass-Mails, aggressive Kommentare in Sozialen Medien, die ihn seit dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübke erreichen. Durch Corona seien Sätze wie &bdquo;Auch Sie sollte man aufhängen", die er nur allzu gern seiner Frau Sonja verschweigt, mehr geworden. Ein überklebtes Plakatporträt nehme man da kaum noch wahr.

Haase hat sich daran gewöhnt, eine öffentliche Person zu sein. Seit zwei Legislaturperioden sitzt der ehemalige Beverunger Bürgermeister im Bundestag. Jetzt strebt er eine dritte an. Der Anzug sei &bdquo;wie eine Uniform", sagt der CDU-Kandidat im Wahlkreis Höxter-Lippe II. Daheim legt er ihn ab. Dann sei er privat. Allerdings kennt auch Haase die Zeiten im Homeoffice. &bdquo;Na, auf Urlaub", habe er des Öfteren beim Brötchenkauf gehört. Zwischen dem lauten Asphaltband der Ortsdurchfahrt und dem Gang ins Wohngebiet noch Richtung Schulzentrum, ein Wohlfühlort, bemerkt er.

Dort steht ausrangierte Wagen der Rheinischen Bahngesellschaft. &bdquo;Für mich ein Kommunikationsort", sagt er. Ein öffentlicher Durchgangsweg, den viele im Ort nutzen. Man grüßt sich, wechselt ein paar Worte. &bdquo;Am Ende des Abends bin ich dann wieder auf dem neuesten Stand", sagt Haase. Wenn er hier sitze, werde er als Christian angesprochen, nicht als Abgeordneter wahrgenommen. Haase sucht das offene Gespräch. Hier schätze er &bdquo;die besondere Herzlichkeit der Menschen" – ein Menschenschlag, den er im gesamten Wahlkreis finde. &bdquo;Eine Hälfte des Jahres dreht man an den großen Rädern, die andere an den Kleinen", bringt er es auf den Punkt. &bdquo;Mein Kraftzentrum ist die Region."

Als Stürmer begonnen, in der Defensive gelandet Haase ist kommunalpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Eine Position, in der er im ganzen Land unterwegs ist und Anerkennung bis hinauf in die Parteispitzen genießt. Zwischen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern höre er von Problemen in Landgemeinden und städtischen Zentren. Das Netzwerk, auf das er bauen könne, sieht er als Stärke. Es sei nicht so wichtig, &bdquo;den Haaland zu machen", sondern Mannschaften zu organisieren.

Als junger Mann hatte es der gebürtige Ottberger bis in die Kreisauswahl der C-Jugend geschafft. Sportlich unterwegs ist er nun im FC Bundestag. &bdquo;Als Stürmer begonnen, über den Vorstopper nun in der Defensive gelandet", sagt Haase. Je älter er geworden sei, umso mehr sei sein Stellungsspiel in den Mittelpunkt gerückt, bilanziert er.

Kämpferisch werde er, wenn er Ungerechtigkeiten sehe. Auch einer der Antriebe fürs Mandat. Was bedeuten die großen Entscheidungen für die ländlichen Gemeinden? Haase denkt dabei beispielsweise an E-Mobilität oder Landwirtschaft. Mit Ministerin Julia Klöckner habe er ein Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums erarbeitet, das im Wahlprogramm steht.

Im Kardinal-Höffner-Kreis, dem Zusammenschluss von christlichen Abgeordneten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Unternehmern und Wissenschaftlern, ist Haase im Lenkungskreis. Aus den Diskussionen ziehe er Impulse – aber ohne missionarischen Anspruch. Im Wahlkampf stellte der Kandidat seinen &bdquo;schwarzen Stuhl" in Innenstädten und Privathäusern auf. &bdquo;Wir wollen auch die kleinen Probleme kennenlernen", erklärt er die Aktion.

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