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Laura Schuster ist Ansprechpartnerin für 160 Dörfer in Lippe

Sven Kienscherf

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Für das Foto hat sich Laura Schuster ihren Lieblingsplatz in Barkhausen ausgesucht. - © Sven Kienscherf
Für das Foto hat sich Laura Schuster ihren Lieblingsplatz in Barkhausen ausgesucht. (© Sven Kienscherf)

Kreis Lippe/Detmold-Barkhausen. Für das Fotomotiv hat Laura Schuster sich eine Bank ausgesucht, die neben einem wuchtigen Baum steht. Von hier aus hat man einen Blick in das weite Land, in der Ferne sieht man ein paar Häuser. „Für mich ist das die schönste Bank Barkhausens", sagt Schuster und lacht. Ganz in der Nähe lebt die 30-Jährige gemeinsam mit ihrem Freund. „Ich bin ein richtiges Landei", sagt Schuster, die Wirtschaftsingenieurwesen in Oldenburg studiert hat und für den Kreis Lippe im Rahmen des Klima-Pakts bereits den Bereich Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit betreut hat. Seit November vergangenen Jahres hat sie beim Kreis eine neue Rolle übernommen: als Dorfcoach.

Ihre Begeisterung für den ländlichen Raum ist da schon mal eine gute Voraussetzung. Sie kennt das Leben auf dem Dorf: Knapp 200 Einwohner zählt Barkhausen, ein Ortsteil im Nordosten Detmolds. Seit 2020 ist die 30-Jährige dort Ortsbürgermeisterin.

Und was genau macht ein Dorfcoach? „Die Rolle des Dorfcoaches ist es, eine Schnittstelle zwischen den Bürgern, den Akteuren vor Ort und der Verwaltung zu sein", erklärt sie. Ganz praktisch soll sie das Gesicht des Kreises in den Dörfern werden, eine Ansprechpartnerin auf Augenhöhe bei Problemen und vor allem für Ideen. Keine ganz kleine Aufgabe. „Gut 160 Dörfer zählen zum Kreis Lippe", sagt Laura Schuster.

Corona als Chance für die Dörfer

Am Dienstag hat sie sich erstmals in größerer Runde den Bürgermeistern und dem Landrat vorgestellt, per Online-Konferenz. Natürlich hat die Corona-Pandemie auch den Start als Dorfcoach erschwert, da persönliche Treffen im größeren Rahmen nach wie vor schwierig sind.

Allerdings: „So sehr die Pandemie die Gesellschaft auch belastet, bietet sie für die Dörfer auch enorme Chancen", sagt Schuster. Sie hofft, dass die Bereitschaft der Menschen, sich im Ort zu engagieren, wächst. „Durch die Möglichkeit, Homeoffice zu machen, fährt man nicht fünfmal die Woche ins Büro und kommt nur zum Schlafen nach Hause, sondern verbringt mehr Zeit im Dorf, und es wird wichtiger, den Ort mitzugestalten." Und hier kommt dann der Dorfcoach ins Spiel. Menschen, die Verbesserungsvorschläge oder Ideen haben, aber sich im Behördendschungel nicht auskennen, können sich an sie wenden. Für kleinere Projekte bis zu 500 Euro, wie beispielsweise eine Bank oder eine Hecke auf dem Dorfplatz, hat sie einen eigenen Etat, so dass diese schnell und ohne großen bürokratischen Aufwand auf die Schiene gesetzt werden können. „Es geht darum, dass schnell ein Erfolg zu sehen ist und die Menschen motiviert werden, sich einzubringen."

Hürden zwischen Bürgern und Behörden abbauen

Genauso sei es aber auch möglich, die 500 Euro für größere Projekte als Zuschuss zu verwenden und weitere Geldmittel anderweitig einzuwerben. So steht Laura Schuster auch zur Seite, wenn es um die Beantragung von Fördermitteln geht. „Manchmal reicht es aber auch schon, die Menschen mit ihren Ideen und den zuständigen Ansprechpartnern im Kreis oder den Kommunen miteinander zu vernetzten", sagt sie. Ihre Rolle sei es auch, Hürden abzubauen, die es zwischen Bürgern und Behörden gibt.

Ihr Büro hat sie im Innovationszentrum Dörentrup, einer Außenstelle des Kreis Lippe, das sich als Reallabor für die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums versteht. Initiiert und begleitet werden sollen von dort aus nach eigener Auskunft technische, soziale und kulturelle Innovationen.

Schuster will auch viel in den Dörfern unterwegs sein und direkt mit den Menschen ins Gespräch kommen. Sie hofft, dass die Pandemie-Lage es möglich macht, entsprechende Veranstaltungen ins Rollen zu bringen, darunter die „Dorfwerkstatt", also Workshops, in denen gemeinsam mit Bürgern und den Vereinen vor Ort Ideen entwickelt werden. „Die Bewohnerinnen und Bewohner wissen schließlich am besten, wo die Bedarfe liegen", sagt Schuster. Sie könne vor allem die richtigen Ansprechpartner vermitteln. „Zudem können die Dörfer ja auch anhand von ,Best-Practice’-Beispielen von einander lernen", ist Laura Schuster überzeugt. Das heißt, was in einem Ort gut gelaufen ist, könne auch anderswo gut funktionieren. Auch hier könne sie den Kontakt herstellen.

Wichtige Themen, die ihrer Ansicht nach in fast allen Orten eine Rolle spielen, sind die Versorgungssicherheit – also Zugang zu Schulen und Kitas, Ärzten und Supermärkten sowie der Öffentliche Nahverkehr, hier vor allem die Anbindung an größere Städte. Klar sei natürlich, dass der Dorfcoach diese Probleme nicht alleine lösen könne. Sie hofft aber, im Zusammenspiel von Bürgern, Kreis und Kommunen zumindest einen Beitrag leisten zu können.

Information

Info und Kontakt

Laura Schuster ist in Lage aufgewachsen. Seit gut drei Jahren lebt die 30-Jährige in Detmold-Barkhausen, wo ihr Lebensgefährte ein eigenes Unternehmen führt. „Durch meinen Freund fühle ich mich dem Ort aber bereits seit mehr als zehn Jahren zugehörig." An der dörflichen Gemeinschaft schätzt sie vor allem den Zusammenhalt. „Ein Leben in der Großstadt kann ich mir für mich nicht vorstellen", sagt Schuster, die gerne mit Hund oder Pferd unterwegs ist und zudem auf die Jagd geht. Das Büro von Laura Schuster befindet sich im Innovationszentrum Dörentrup. Sie ist zu erreichen unter Tel. (05231) 62-1044 und via E-Mail: l.schuster@kreis-lippe.de.

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