Jagd- Befürworter und Gegner diskutieren im Weserrenaissance-Museum

Lemgo. In einer spannenden Diskussion über die Berechtigung der Jagd in der heutigen Zeit fand sich am Freitagabend im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake eine illustre Runde aus Befürwortern und Gegnern zusammen. Eine Runde, &bdquo;die sehr erwachsen diskutierte, einander zuhörte und Argumente austauschte", wie Moderator Jens-Olaf Buhrdorf vom WDR am Ende feststellte. Anlass war die aktuelle Sonderausstellung &bdquo;Hofjagd – Privileg und Spektakel", die sich mit der höfischen Jagd befasst.

Kurator Dr. Heiner Borggrefe, hat das Thema akribisch bis hin zu den antiken Wurzeln dokumentiert. Nun hatten aber Gegner der Jagd im Vorfeld Werbebanner, die auf die Ausstellung hinwiesen, mit roter Farbe beschmiert und sowohl &bdquo;Mörder" als auch &bdquo;Abgesagt" darauf gesprüht, was zeigte, wie kontrovers das Thema gesehen wird und welchen Nerv das Museum getroffen hatte. Diese Vorfälle veranlassten das Museum schließlich, zum Austausch der Positionen einzuladen, und ein volles Haus war garantiert.

Stephan Prinz zur Lippe, der &bdquo;das Jagd-Gen von seinem Großvater Leopold IV. geerbt hatte", argumentierte als engagierter Jäger, dass man heute in einer hochkultivierten Landschaft lebe. Bei der menschlichen Populationsdichte sei ein &bdquo;Zurück zur Natur" nicht möglich, es gebe nicht ausreichend Fläche für Schutzgebiete für das Wild.

Überschuss entnehmen Dem widersprach Nadja Michler aus Stuttgart, Fachreferentin für Wildtiere der Tierschutzorganisation PETA, vehement, indem sie die Jagd grundsätzlich ablehnte. Jagd könne keinen regulatorischen Beitrag leisten, weder was invasive Tierarten wie der Waschbär oder wachsende Populationen von Wildschweinen oder Rehwild anginge. &bdquo;Das gesellschaftliche Bewusstsein ändert sich ständig, das betraf früher Sklavenhaltung, dann Frauenrechte, jetzt findet es mit Tieren statt. Auch Wildtiere sind Charaktere", argumentierte sie, wobei sie aus dem Publikum von einer Tierärztin Unterstützung bekam: &bdquo;Wir Menschen und auch Wildtiere sind Wirbeltiere, die Angst, Einsamkeit und Trauer fühlen. Wenn ich höre, wie Jäger über Wild sprechen, versaut es meinen Tag. Für mich ist das Jagen Mord." An solchen Stellen gab es aus der Zuhörerschaft deutlichen Beifall.

Dr. Ute Röder, Verwaltungsvorstand beim Kreis Lippe, sprach die Probleme an, die aus der Berührung von Umwelt- und Naturschutz mit der Jagd entstehen und sie skizzierte den Reformbedarf. Holger Sticht vom BUND warb dafür, sich auf naturwissenschaftlicher Basis an Fakten zu orientieren. Der BUND sei nicht grundsätzlich gegen die Jagd, doch gebe es einen großen Bedarf, das Jagdrecht zu reformieren.

Jäger aus dem Publikum argumentierten damit, nur &bdquo;Überschuss zu entnehmen", andererseits, dass es beispielsweise in Nordlippe eine gute Kooperation mit dem NABU gebe. Für die Zuhörer war die Diskussion ein Anlass, die eigene Haltung zur Jagd zu überprüfen und sich auf neue Sichtweisen einzulassen, was Pastor Frank Erichsmeier von der St. Nikolai Kirche Lemgo zu der ethischen Grundfrage führte &bdquo;Warum tun wir, was wir tun? Ich muss mich selbst ehrlich machen, und wir können zunehmend nicht ertragen, Tiere zu töten."

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