Kooperation soll enden: Lipper sorgen sich um Erreichbarkeit der 116117

Kreis Lippe. Kopfschütteln im Kreishaus: Die Zusammenarbeit zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Kreis Lippe zur Betreuung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Telefonnummer 116117 geht nach nur dreieinhalb Jahren zuende. Die KV habe das Projekt &bdquo;ohne Angaben von Gründen" zum 30. Juni dieses Jahres aufgekündigt, erklärte ein sichtlich enttäuschter Meinolf Haase als Leiter des Bevölkerungsschutzes jetzt den Mitgliedern des Sozialausschusses im Kreissitzungssaal.

Sie sollte die Notaufnahmen in den Krankenhäusern entlasten: Die bundesweit geltende 116117 ist seit einigen Jahren außerhalb normaler Sprechzeiten der Arztpraxen Anlaufstelle für Menschen mit medizinischen, aber nicht lebensbedrohlichen Beschwerden. Dass die Hilfesuchenden allerdings oftmals lange am Telefon in einer Warteschleife ausharren mussten, hatte den Kreis Lippe auf den Plan gerufen: Die Leitstelle Lippe übernahm die Betreuung der Nummer. Mit im Boot sind dabei auch die Kreise Höxter und Paderborn, die von Lemgo aus mitbedient wurden.

&bdquo;Es ist uns wirklich gelungen, die medizinische Versorgung der Menschen zu verbessern, und ich befürchte, dass das wieder schlechter wird", berichtete Meinolf Haase im Aussschuss. &bdquo;Wir sind wirklich enttäuscht." Zunächst habe der Kreis versucht, zu insistieren und mit der KV eine Einigung zu erzielen, das sei gescheitert. &bdquo;Wir haben auch versucht, über das Ministerium Druck aufzubauen, aber auch das hat nicht zum Erfolg geführt."

Dr. Christian Körner, Sprecher der niedergelassenen Kassenärzte in Lippe, findet es an sich auch schade, dass das Projekt in dieser Form erst einmal zuende zu sein scheint. &bdquo;Die Entscheidung ist beim Vorstand in Dortmund gefallen", sagt er. &bdquo;Wir haben in Lippe sehr gut beweisen können, dass man die ärztliche Versorgung auf diesem Weg verbessern kann, und wir hatten eine sehr gute Zusammenarbeit vor Ort." Doch ganz so negativ wie Meinolf Haase sehe er die Sache nicht. &bdquo;Man muss jetzt schauen, welche Pfeile die KV im Köcher hat und ob sie von unserem Projekt für die Arbeit in NRW etwas gelernt hat."

Die 116117 bleibt bestehen Selbstverständlich hätten die lippischen Ärzte eine Lanze für die Fortführung des Projektes gebrochen. &bdquo;Aber das ist ein bisschen so, als wenn der Klassensprecher dem Schuldirektor sagt, was er zu tun und zu lassen hat." Er sehe die Kassenärztliche Vereinigung jetzt unter Druck, zu liefern. Aber dennoch wünsche er sich weniger Schwarz-Weiß-Denken. &bdquo;Wir müssen von einer Polarisierung der Positionen wegkommen." Allerdings, so räumt Dr. Körner ein, würde er es sehr bedauern, wenn eine neue Lösung aus Dortmund eine erneute Verschlechterung der Patientenversorgung mit sich brächte.

Was nun aber den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung überhaupt zu dieser Kündigung des Pilotprojektes gebracht hat und wie genau es weitergehen soll, war am Dienstag nicht in Dortmund bei der KV Westfalen-Lippe zu erfahren. Der Pressesprecher kündigte gegenüber der LZ eine Stellungnahme des Vorstands für den Mittwoch an.

Fakt ist, dass die Nummer 116117 auch weiter bestehen bleibt, denn die Kassenärztliche Vereinigung ist vom Gesetzgeber damit beauftragt, sie vorzuhalten. Es könnte aber sein, dass die hilfesuchenden Ostwestfalen und Lipper künftig wieder wie einst in einem anonymen Callcenter in Duisburg landen, statt Ansprechpartner mit Ortskenntnis an der Strippe zu haben.

Noch geben sich der Kreis Lippe sowie die Kreise Höxter und Paderborn nicht geschlagen: Die drei Landräte schließen sich kurz und insistieren einmal mehr in Düsseldorf. &bdquo;Da laufen noch Gespräche mit der KV und dem Ministerium", heißt es gegenüber der LZ. Eine Stellungnahme der Landräte ist für den Mittwoch angekündigt.

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