Keine Planungssicherheit: Bäckermeister Biere kündigt Mietverträge

Kreis Lippe. Die Energiepreise treffen das Handwerk. V or allem sind es die energieintensiven Gewerke wie Bäckereien oder Fleischer, die in der aktuellen Situation stark betroffen sind . Allerdings berichten einige Bäcker, dass diese aktuelle Entwicklung nur die Spitze des Eisbergs sei. Keine Planungssicherheit, Personalnot und eine Politik, die das Handwerk nicht beachtet, beschäftigen sie seit Beginn der Pandemie. Jetzt hat ein lippischer Bäcker Konsequenzen gezogen. Die fehlende Planungssicherheit hat Bäckermeister Mickel Biere dazu gebracht, alle seine Mietverträge zu dem nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen.

&bdquo;Es ist ein Risiko, das ich eingehe", erklärt Biere. Dabei ist ihm wichtig zu erwähnen, dass er &bdquo;auf Teufel komm raus" seine Geschäfte nicht aufgeben will. Allerdings sei die übliche Dauer der Mietverträge ein Problem. &bdquo;In der aktuellen Situation kann ich nicht sagen, ob ich die drei Jahre, die die Mietverträge eigentlich laufen, überhaupt noch aufhabe. Die Politik bietet uns Bäckern momentan keine Perspektive", erzählt der Heiligenkirchener Bäcker weiter. Aus diesem Grund verhandelt Biere aktuell mit seinen Vermietern neue und kürzere Mietverträge. Die sind zwar noch nicht unterschrieben, Biere ist aber guter Dinge. &bdquo;Die Reaktionen der Vermieter sind sehr verständnisvoll", berichtet er.

Keine Planungssicherheit Diese Planungsunsicherheit ist, laut Biere, seit Beginn der Coronapandemie an der Tagesordnung. &bdquo;Wenn wir öffnen können, läuft der Laden. Nur bleibt aufgrund der Umstände kein Geld für Investitionen", so Biere. &bdquo;Ich bin schon seit über 30 Jahren selbstständig. Wenn ich falsche Entscheidungen getroffen habe, war es immer mein Geld und meine Verantwortung. Jetzt sind wir völlig machtlos und haben keine Chance. Das ist das Problem", erklärt er weiter. Hier müsste die Politik tätig werden. Leider zeichne sich hier aber noch nichts Handfestes ab, so Biere. Er vermutet, dass die Politik das Handwerk nicht richtig auf dem Schirm habe.

Eine Einschätzung, die Alfred Meffert, ebenfalls Bäckermeister aus dem Kreis, teilt. Man könne dies beispielsweise an der Organisation der eingerichteten Fördertöpfe für Stromkosten sehen. &bdquo;Die Industrie und wir Bäcker können Mittel aus den gleichen Fördertöpfen beantragen. Allerdings wird die Förderung von dem Energieverbrauch abhängig gemacht - wer mehr verbraucht, bekommt mehr Unterstützung", erklärt Meffert. Da in der Industrie der Grad der Automatisierung und damit auch der Energiebedarf höher sei, stünde der Industrie auch mehr Fördermittel zur Verfügung. &bdquo;Die Bäckereien geraten so ins Hintertreffen", betont Meffert.

&bdquo;Wer das beschließt, ist für das Handwerk blind" Hinzu kämen die Personalkosten. &bdquo;In einem Betrieb wie unserem, machen die Personalkosten etwa 50 Prozent aus. Die Industrie liegt durch die Automatisierung weit darunter", sagt Meffert. Die anstehende Erhöhung des Mindestlohns kommt daher zu einer ungünstigen Zeit. Würden die Belastungen einzeln auf die Bäcker zukommen, könnte man diese Mehrkosten, laut Biere, stemmen. Aktuell sähe das aber anders aus. Auch die 3000 Euro, die Unternehmen steuerfrei an ihre Beschäftigten auszahlen dürften, könnten die Bäcker im Gegensatz zur Industrie nicht zahlen.

&bdquo;Das macht was mit den Mitarbeitern. Warum sollte ein Bäcker angesichts dieser Situation in einer Backstube arbeiten?", fragt sich Meffert. &bdquo;Wenn der eine den Ausgleich zahlen kann und der andere nicht, treibt das ein Keil in unsere Gesellschaft. Wer das beschließt, ist für das Handwerk blind", fügt Biere hinzu.

Das Ganze hat auch Auswirkungen auf den Nachwuchs. &bdquo;Es stehen tausende Betriebe zur Übernahme an", weiß Biere. Allerdings gäbe es nicht genügend junge Bäcker, die bereit wären, diese zu übernehmen. &bdquo;Man kann es den jungen Leuten, das aber auch aktuell nicht verdenken", merkt Biere an. &bdquo;Wenn der Bäcker wegfällt, fällt nicht nur die Nähe zu Nachbarschaft weg, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette, wie zum Beispiel Mühlen und regionale Landwirte", mahnt Meffert. Zudem gebe es ob der wachsenden Monopolisierung auch weniger Vielfalt im Gewerbe. Die Folgen wären eine Zentralisierung der Produktion und weniger Qualität im Angebot, sagt Meffert.

Am Ende ist Biere noch wichtig, dass trotz der unvorteilhaften Lage niemand verschreckt wird. &bdquo;Wir verkaufen weiter und wollen auch weiter verkaufen", betont der Bäckermeister.

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