Osteoporose: Warum es ab 40 bergab mit den Knochen geht

Kreis Lippe. Er ist derjenige, der die Knochen wieder zusammenflickt - nach Arbeits- und Autounfällen oder Stürzen. Prof. Cyrus Klostermann, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Lippe, stellt fest: Dass wir Menschen älter und im Alter obendrein immer mobiler werden, verändert auch seinen Arbeitsalltag. Immer mehr gilt es, etwa Frakturen der Wirbelsäule oder Oberschenkelhalsbrüche bei älteren Patienten zu versorgen. Häufige Diagnose: Osteoporose. Denn darunter leiden nun mal vor allem Ältere, und vermehrt leiden Frauen.

Wichtig: Muskeln stärken "Autos sind sicherer geworden, es gibt Airbags längst nicht mehr nur in der S-Klasse. Schwere Verletzungen werden Gott sei Dank seltener. Und die Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz sind ebenfalls deutlich besser als vor Jahren", sagt Klostermann. Aber Frakturen und Stürze wegen geschwächter Knochen, die nehmen zu. Anlässlich des Welt-Osteoporose-Tages mahnt er daher dringend zur Vorsorge.

Dazu gehört, die Muskelkraft durch regelmäßige körperliche Aktivität zu stärken - und es gilt, der Sturzgefahr vorzubeugen. Sprich, physische Stolperfallen wie kleine Teppiche auszumerzen, aber auch die eigenen Medikamente zu überprüfen: "Jeder muss sich fragen und mit seinem Arzt sprechen: Brauche ich diese oder jene Arznei, die ich vielleicht schon Jahre nehme, die aber beispielsweise Schwindel auslösen kann, der zum Sturz führt?" Zur Prophylaxe gehört auch, nicht zu rauchen, ausreichend zu essen und zu trinken, mindestens 1000 Milligramm Calcium am Tag und viel Vitamin B12 aufzunehmen und mindestens eine halbe Stunde täglich an die Sonne zu gehen.

Ab 40 geht es bergab Unsere Knochen sind keinesfalls feste Gebilde, sondern lebendig und hochkomplex. Sie erneuern sich binnen zehn Jahren komplett, dafür gibt es auf- und abbauende Zellen. "Doch der Knochenstoffwechsel ist hormonabhängig", erklärt Prof. Klostermann. Ab 40 geht es allmählich bergab mit der Knochendichte, das Skelett wird brüchig, bei Frauen hormonbedingt nach den Wechseljahren etwas schneller - dies nennt man "Postmenopausale Osteoporose". Männer sind zehn Jahre später dran, sagt der Chirurg. Sie erwischt es etwa ab 70 (senile Osteoporose). Auch Tumorerkrankungen, Bettlägerigkeit oder Schwangerschaft können Osteoporose auslösen. Osteoporose kann auch Rückenschmerzen oder Funktionsbeeinträchtigungen mit sich bringen.

Und woher wissen die Menschen, dass sie Osteoporose haben? "Die Diagnostik bleibt zuweilen ein bisschen auf der Strecke", bedauert Professor Klostermann. Denn wenn die Brüche im Krankenhaus versorgt sind, geht es nach Hause oder in eine Reha, selten folgen Knochendichtemessungen. "Die sind ja beispielsweise kurz nach einem Unfall auch kaum zu machen." Und teuer obendrein. Die Messung der Knochendichte gibt Aufschluss, wie sehr die Krankheit fortgeschritten ist und welche Medikamente angeraten sein können, die dazu beitragen, dass der Prozess verlangsamt wird. Er weiß: Auch wenn der T-Wert, der die Knochendichte beziffert, nicht besser werden sollte, sinkt dennoch das Frakturrisiko.

Der Chirurg kennt sich mit Zementfüllungen, Nägeln und Fixateuren gut aus und sagt: Die rein chirurgische Versorgung ist nur ein Aspekt bei Osteoporose. Cyrus Klostermann stellt aber klar: Eine Medikamentation gehört alle zwei Jahre auf den Prüfstand, eventuell ist ein Therapiewechsel nötig. Wichtig sei auch physiotherapeutische Begleitung. Auch Schmerztherapien müssen bedacht werden; zudem Mieder und Korsett bei Wirbelsäulen-Schäden. Er wünscht sich auch eine engere Zusammenarbeit etwa mit internistisch-geriatrischen Klinken, um Begleiterkrankungen im Blick zu behalten.

Selbsthilfegruppe lädt ein Die Bad Salzufler Osteoporose-Selbsthilfegruppe wurde im Februar 1992 von Rolf Unger gegründet, dem späteren Ehrenvorsitzenden. Schnell wuchs der Mitgliederbestand an. "Aktuell sind es 126 Mitglieder, die von Montag bis Donnerstag in acht Gruppen aktiv an der Therapie aus Trocken- und Wassergymnastik teilnehmen", heißt es auf der Homepage. "Wir teilen unser Schicksal der Osteoporose-Erkrankung mit ebenfalls Betroffenen, stärken uns gegenseitig, tauschen uns aus und machen uns gemeinsam fit für den Alltag". Das gemeinsame Funktionstraining unter der Leitung ausgebildeter Therapeuten stehe im Vordergrund. Aktive benötigen für die Teilnahme an der angebotenen Trocken- und Wassergymnastik eine ärztliche Verordnung über Funktionstraining. Kontakt: Michael Wiemann, Tel.: (05221) 769804, www.osteoporose-bad-salzuflen.de

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