Internetkriminalität zieht Aufklärungsquote runter

Kreis Lippe. Die Staatsanwaltschaft Detmold kann sich vor Arbeit kaum retten. Jeder arbeitet dort rein rechnerisch das Pensum für 1,7 Kollegen ab. Dies bedeutet ein striktes Tagesgeschäft mit etlichen Ermittlungsverfahren. Trotz steigender Deliktzahlen und damit auch anwachsender Aktenberge sei die Personaldecke eng gestrickt, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Achim Walter beim Jahrespressegespräch. "Unsere Belastungsquote liegt bei etwa 170 Prozent." Doch der Bewerbermarkt sei nahezu leer gefegt.

Der Standort Detmold bräuchte demnach also weitere Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, um das Pensum an Ermittlungsverfahren überhaupt abzuarbeiten. Berechnet wird die Quote anhand des Systems zur Personalbedarfsberechnung für die Justiz ("PEBB§Y"), indem die Bearbeitungszeit für den Einzelfall mit den tatsächlichen Fallzahlen multipliziert wird. Mit einer neuen Stelle ist die Staatsanwaltschaft Detmold seit November immerhin auf 21 Köpfe herangewachsen.

Online-Betrug: Viele Spuren führen ins Ausland Gerade im Bereich der Internetkriminalität seien zuletzt außergewöhnlich viele neue Verfahren hinzugekommen, die gleichzeitig mir einer immensen Zahl an Geschädigten einhergingen und die Statistik verwässerten. Weil zudem viele Spuren in Sachen Online-Betrug ins Ausland führten, hätten die Ermittler hier oft überhaupt keine Handhabe. "Die Aufklärungsquote in diesem Bereich ist schlecht", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt.

Das hat mehrere Gründe. Mit einem Klick könnten riesige Summen länderübergreifend in Sekundenschnelle von A nach B übermittelt werden, erklärt Staatsanwalt Alexander Görlitz, darüber hinaus erschwere der Umlauf von Kryptowährungen bei solchen Fällen die Aufklärungsarbeit. Die schlechte Erfolgsquote spiegele sich jedoch nicht bei Kapitalstrafsachen wie Tötungsdelikten oder Körperverletzungen wieder. "Da sieht die Statistik gut aus", sagt Görlitz. Aktuelle Zahlen waren kurzfristig nicht zu bekommen.

Nur jede vierte Ermittlung führt zur Anklage Generell führten etwa 25 Prozent der insgesamt laufenden Ermittlungsverfahren zu Anklagen, erklärt Oberstaatsanwalt Achim Walter. Das Landgericht Detmold berichtet mit Blick auf die verhandelten Strafsachen von einem Rückgang von etwa 17 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Probleme wie bei der Staatsanwaltschaft gebe es hier nicht. "Wir sind personell gut aufgestellt", sagt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth.

Im Jahr 2022 sind vor dem Landgericht Detmold bisher 71 Strafsachen (2021: 93) und 179 Berufungen (2021: 184) verhandelt worden. Deutlich mehr Sitzungen gibt es dagegen generell bei Zivilverfahren. Bis zum Stichtag sind dieses Jahr allein 925 (2021: 1139) in erster sowie zweiter Instanz vor Gericht gekommen.

Tötungsdelikte in Lippe Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die Zahl der vollendeten Tötungsdelikte in Lippe wieder angestiegen. Beschäftigte im Jahr 2021 "nur" ein Verbrechen mit zwei Todesopfern die Justiz, ermittelte die Detmolder Staatsanwaltschaft im Jahr 2022 nun gegen Beschuldigte in vier Kapitalverbrechen, bei denen jeweils ein Mensch getötet wurde. Nur ein Fall aus Lemgo gilt als juristisch abgeschlossen, die anderen werden insbesondere Anfang des kommenden Jahres oder später das Gericht weiter beschäftigen. Am 9. Januar 2023 beginnt dann auch der Prozess gegen den mutmaßlichen Axtmörder Elchin A. , der den neuen Liebhaber seiner Ex-Freundin im Juni erschlagen haben soll. Der Angeklagte (36) war damals wochenlang auf der Flucht.

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