Lipper machen sich auf dem Holzweg in die Zukunft

Lemgo. 500 Jahre alte Balken bilden die Deckenkonstruktion, moderne zementgebundene Spanplatten den Boden. Der Aufzug-Schacht ist nahezu komplett aus Glas und Holz konstruiert. Im Smart Wood Center auf dem Gelände des Schlosses Brake stehen zwar noch einige Arbeiten an, aber eines ist offensichtlich: Alt und neu gehen eine gelungene Symbiose ein. Das Kompetenzzentrum rund um die gesamte Wertschöpfungskette um Wald und Holz verspricht einiges.

"Wir stehen kurz vor der Fertigstellung", erklärt Arne Brand, Allgemeiner Vertreter des Verbandsvorstehers. Derzeit sei man noch in Verhandlungen mit dem Kreis, diese sollen bis Juli abgeschlossen sein. Genauer: Es soll einen Anker- beziehungsweise Basismietvertrag zwischen Landesverband und Kreis geben, erklärt Kreispressesprecher Steffen Adams. Der Kreistag gab dazu jüngst sein Okay. Und dann können die Unternehmen ins "Gewerbezentrum Smart Wood OWL" einziehen.

Dass die Fassadenbekleidung im Obergeschoss aus unbearbeiteter Fichte so bleiben soll, wie sie ist, mochte zwar der ein oder andere Politiker der Landesverbandsversammlung nicht glauben. Architekt Axel Bley jedoch versicherte ihnen beim Rundgang: "Das ist eine auch akustisch wirksame Wandbekleidung im Dachausbau. Das bleibt so." Bley hat halt auch ein wenig experimentiert; und dass die jahrhundertealten Balken heute alle Brandschutz- und Statikauflagen erfüllen, habe ihn sehr gefreut.

Der "Deelencharakter" wird bewahrt Der Haupteingang führt nun durch das alte Deelentor aus Richtung Schlossstraße - der "Deelencharakter" wurde bewahrt. Entstanden ist für 2,8 Millionen Euro ein lichtdurchflutetes, modernes und raffiniert durch zweifachen Aufzug-Stopps barrierefrei gehaltenes Kompetenzzentrum Holz. 2,2 Millionen Euro steuerte das Land dafür bei, den Rest der Landesverband Lippe. Es gibt rund 25 Arbeitsplätze für etwa 10 bis 15 Gründer, Start-ups oder Institutionen.

In der oberen Etage gibt es mehrere sich gegenüberstehende Schreibtische sowie Einzelbüros - zusammen 25 Arbeitsplätze für Gründer sowie kleinere und mittlere Unternehmen. Insgesamt beträgt die weitgehend bereits möblierte Bürofläche 388 Quadratmeter, erklärte Bley. Es gibt 141 Quadratmeter Präsentations-/ Forums-/ Workshop-Flächen und ein mehr als 300 Quadarameter großes Holzlabor im Erdgeschoss.

Dort befinden sich der etwa von Existenzgründern gemeinsam zu nutzende Maschinenpark und Labore. "Zu nutzen an 24 Stunden und an sieben Tagen in der Woche", wie Arne Brand, Immobilienchef beim Landesverband, stolz versprach. Eine 12 Tonnen schwere Universalpresse hat bereits ihren Platz gefunden. Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast lobte den "anspruchsvollen Maschinenpark", die Zusammenarbeit mit der TH und auch die Kooperation mit dem Felix-Fechenbach-Berufskolleg in Detmold müsse gesucht werden.

Seit der "Weltvermesser"-Ausstellung 2015 hatte der Landesverband die Domäne lediglich hauptsächlich als Lager genutzt, auch hatte es über Jahre dort eine Kleiderstube der Schlossmäuse gegeben . 2018 beschloss der Kreistag, den Bereich der Holzbearbeitung/Holzverarbeitung als wichtiges Kompetenzfeld für Lippe zu stärken, mit holzverarbeitenden Betrieben der Region und der TH wurden erste Überlegungen angestellt, eine Smart Wood Factory kam als erste Projektskizze auf den Tisch. Es geht um "nachhaltige, insbesondere material- und energieeffiziente Bau- und Werkstoffe bzw. Produkte sowie deren digitalisierte und energieeffiziente Herstellung." 2021 war der Kreis dann Gründungsmitglied des Smart-Wood-Center OWL e.V. , Vorsitzende sind Professorin Katja Frühwald-König und Uwe Gotzeina, Leiter der Wirtschaftsförderung des Kreises Lippe.

Der Verein betreibt das Gründerzentrum und vermietet es weiter Das Konstrukt: Der Kreis mietet die Räumlichkeiten für 76.000 Euro jährlich vom Landesverband. Hinzu kommen Betriebskosten für Medien und Reinigung, insbesondere für die Büro- und Gemeinschaftsflächen in Höhe von geschätzt rund 55.000 Euro und weitere Ausgaben. Insgesamt rechnet der Kreis mit jährlich rund 150.000 Euro an Kosten. Der Verein betreibt das Gründerzentrum und vermietet es weiter. Und zwar zu "ortsüblichen Mieten", wie es im Beschluss des Kreistages am vergangenen Montag hieß. Er kalkuliert mit Einnahmen in Höhe von 42.000 bis 63.000 Euro bei voller Auslastung. Außerdem soll rund ein Drittel der Aufwendungen durch Nutzungsentgelte für die Werkstattfläche/Laborfläche eingenommen werden, das dritte Drittel durch Unterstützung des Vereins.

Bis Mitte 2023 des Jahres eine Vollauslastung zu erreichen, sei nicht realistisch, hatte Uwe Gotzeina Ende des Jahre im Kreis Wirtschaftsausschuss erklärt. Er hatte sich jedoch zuversichtlich gezeigt: &bdquo;Bedarf und Nachfrage sind da.“ Ernsthafte Interessenten gebe es auf jeden Fall, betont Arne Brand. Interessenten können sich heute schon unter der Mailanschrift kreiswirtschaftsfoerderung@kreis-lippe.de melden, wie Steffen Adams ergänzt.

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