Wenige Monate vor dem Einzug: Wie es im Neubau des Krankenhauses Detmold aussehen wird

Kreis Lippe . Noch dröhnt Musik aus den Baustellenradios; den Krach der Bohrmaschinen, Stemmeisen und Sägen übertönt sie jedoch nur hier und da. 30 Kilometer Kabel galt es beispielsweise zu verlegen, einige Hundert von ihnen baumeln zusammengebunden von den Decken. Es ist allerhand los auf der Baustelle des Krankenhaus-Neubaus in Detmold. 43 Millionen Euro investiert der Kreis in Detmold in diesen und weitere Maßnahmen, 17 in Lemgo.

2000 Mitarbeiter von mehr als 100 Firmen haben den Neubau des Klinikums Lippe hochgezogen und sind jetzt mit dem Innenausbau beschäftigt: Elektriker, Trockenbauer, Schreiner. Überall liegen Pakete mit Türen, Fenstern, Möbeln. Die schrittweise Eröffnung ist von September an geplant – acht Jahre nach der Vorstellung der Pläne.

Der nagelneue Gebäudeteil C geht zwei Etagen in die Erde. Ganz unten ist das Logistikzentrum, Lastwagen können es über den Hof beliefern. Darüber dann, im ersten Untergeschoss, das Herz des Neubaus: Operationssäle und Intensivstation. &bdquo;Die OPs sind in Kleeblattformation angelegt“ , erklärt Klinik-Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte. Zwei der 12 neuen OPs sind stolze 75 Quadratmeter groß – ausgelegt für jeweils einen &bdquo;da Vinci“, also einen Roboter. Außerdem lässt sich eine komplette mobile Röntgeneinheit hereinfahren, &bdquo;OP-Säle in dieser Größe finden Sie sonst nicht in Deutschland. Das ist 1a-Standard.“ Aber auch die kleineren Säle mit 50 Quadratmetern können sich sehen lassen, &bdquo;die sind 1b“. Es wird technisch alles auf allerneustem Stand sein, es wird beispielsweise Videomanagement und Vernetzungen für den Datenaustausch etwa mit den Bildgebungsverfahren geben.

Arbeitsabläufe sollen maximal optimiert werden Der Clou ist das Zwei-Wege-System. &bdquo;Frisch operierte Patienten und solche, die kurz vor einem Eingriff stehen, begegnen sich nicht“, erklärt der Klinikchef. Es gibt zwei Flure für reine und unreine Kommissionen. Steriles OP-Besteck und anderes wird per Roboter auf einem Schienensystem in die Säle geliefert, gebrauchte Instrumente auf einem anderen Weg fortgeschafft. &bdquo;Es wird sozusagen von außen nach innen immer sauberer.“

Und: Werden Patienten bislang auf den Stationen für eine Operation vorbereitet, geschieht dies künftig in Räumen in unmittelbarer Nähe zu den OP-Sälen. &bdquo;Die Holding Area soll für die OP-Vorbereitung und für den Aufenthalt zur postoperativen Überwachung diesen. Auch dies dient der Entlastung der Stationen“, sagt Hütte. Arbeitsabläufe sollen maximal optimiert werden. Die Intensivstationen sind räumlich so organisiert, dass die Pflegekräfte die Patienten natürlich zwar immer im Blick haben, aber die Türen nicht mehr zum Flur aufgehen, sondern zu einem mittig liegenden Stationsraum. &bdquo;Das ist wichtig – allein schon, weil es den Schall dämpft. Auf Intensivstationen kann es durch all die Geräte und die Absprachen der Pfleger und Ärzte sehr laut sein. Das wird hier anders.“

Kabellose Handy-Ladestationen an jedem Bett Diese &bdquo;Silent Care“-Neuerung sei wie viele andere von den elf Projektgruppen erdacht worden, die sich innerhalb des Hauses seit Jahren mit den Neubauplänen beschäftigen und ihre Erfahrungen aus dem Krankenhausalltag einbringen. &bdquo;Wir haben immer im Voraus gedacht, Wenn wir Ideen mit dem Stand von heute in die Planungen einbrächten, wären diese bei Fertigstellung von Projekten in drei bis vier Jahren bereits alt.“ Es gibt modernste Endoskopie mit sechs Behandlungs- und Untersuchungsräumen sowie zwei Räume für Sonografie.

Auf den Bettenstationen gibt es Zweibettzimmer mit großzügigen Bädern; sie bekommen in diesen Tagen Böden, werden eingerichtet. Patientenküchen und große Aufenthaltsräume wurden geplant, damit Patienten Besucher empfangen oder mal einen Kaffee mit ihnen trinken können. Von einer Terrasse aus ist der für den Lipper obligatorische Blick zum Hermann möglich. Es gibt flächendeckend WLAN und kabellose Handy-Ladestation, eingelassen in Nischen neben den Betten.

Etwa zehn Prozent der Patienten kommen von außerhalb Lippes Das erste Musterzimmer für die Komfort-Station ist fertig – ein Einzelzimmer für Privatpatienten. Es sieht aus wie im Hotel. Es gibt natürlich ein Pflegebett, auch einen gemütlichen Sessel, einen Schreibtisch, einen großen Flachbildschirm. Die Spiegel im Badezimmer verfügen über ein eingebautes Bedienfeld, darüber kann sogar Musik angesteuert werden.

Hütte hatte schon bei Baubeginn im Dezember 2019 gesagt, dass es bei der Komfortstation mit den 41 Einzelzimmern auch darum gehe, Privatpatienten besonders anzusprechen. &bdquo;Etwa zehn Prozent unserer Patienten kommen von außerhalb Lippes bewusst zu uns. Diese Patienten wollen wir gern behandeln, und wir wollen deren Erwartungshaltung erfüllen.“ Doch egal, ob Kassen- oder Privatpatienten – in der medizinischen Versorgung gebe es keine Unterschiede.

Zahlen, Daten, Fakten Der fünfgeschossige Baukörper des Betten- und Funktionstraktes (Bauteil C) ist 125 Meter lang und bis zu 30 Meter breit. Er verfügt über 20.900 m² Bruttogeschossfläche und 16.000 m² Nettonutzfläche. Die Sicherheit wird erhöht. Es gibt einen Feuerwehraufzug, ein Einsatzkräfte- Funknetz im gesamten Klinikum und eine erweiterte Notstromanlage mit 72 Stunden Stromversorgungskapazität.Die Materiallogistik wird komplett digitalisiert sein. Steriltransporte sind zwischen Sterilisation und OP mittels Robotern schienengeführt organisiert.

Es gibt zwölf Operationssäle, erweiterbar auf 16 – zusätzlich zum jetzigen OP-Zentrum. Zwei Säle verfügen über die höchste Raumklasse 1a mit je 53 m² Saalgröße, zwei über die Raumklasse 1b. Sie sind je 75 m² groß und für Robotik da Vinci ausgelegt. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine allgemeine Bettenstation mit 60 Patientenbetten, darin eingestreut neun Komfortzimmer. Im zweiten Obergeschoss befindet sich die Komfortstation für 41 Patienten. Die Intensivstation ist für 23 Patienten (darunter sechs Isolierpatienten) ausgelegt.

Im nahezu fertiggestellten Ärzte- und Konferenzzentrum an der Ecke Wotanstraße zieht in diesen Tagen die Physiotherapie (Vital am Klinikum) ein. Sie wird kommende Woche mit Behandlungen beginnen. Gleiches gilt für die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) für Onkologie und Gastroenterologie sowie die Pulmopraxis.

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