Depot des Landesmuseums brennt: Ausgrabungen der Falkenburg in Gefahr - Update

Detmold. Als Dr. Michael Zelle am späten Mittwochvormittag die Feuerwehrsirenen aus der Ferne hört, ahnt der Leiter des Lippischen Landesmuseums noch nicht, dass es mit seiner Ruhe nur wenig später vorbei sein wird. Denn die Feuerwehr wird gerade zu einem Scheunenbrand ins Johannettental gerufen. Hier, wo gleich nebenan die Lebenshilfe residiert, lagert das Museum auf gut 800 Quadratmetern mehr als 1000 Objekte - darunter die Ausgrabungen der Falkenburg. Und genau hier ist der Brand ausgebrochen.

Insgesamt sind am Ende gut 60 Feuerwehrleute vor Ort, darunter die hauptamtlichen Kräfte der Detmolder Feuerwehr, der Löschzug Detmold-Mitte und die Löschgruppen Remmighausen und Brokhausen. Feuerwehrleiter Joachim Wolf bestätigte vor Ort, dass man gegen 10.30 Uhr wegen einer unklaren Rauchentwicklung alarmiert worden sei. Daraufhin habe man zunächst die Scheunentür geöffnet, um herauszufinden, wo es brennt. "Es war alles verraucht, wir sind dann mit Atemschutz rein", sagte Wolf. Im Obergeschoss habe man den Brandherd schließlich in einem Regal mit Papieren ausgemacht.

Spezielles Löschgerät kommt zum Einsatz Besondere Herausforderung war für die Einsatzkräfte der Inhalt der Scheune. Auf den drei Etagen eines Metalleinbaus lagert das Museum hier unter anderem Exponate, Möbel, Hausrat sowie keramische und archäologische Objekte von Ausgrabungen - etwa der Falkenburg. Ein Verlust dieser Objekte würde besonders schwer wiegen. "Das wäre ein großer Verlust für Lippe und sehr bitter", hoffte Zelle noch am Mittag auf ein gutes Ende.

Insgesamt sei die Scheune im Johannettental eines der größten Depots des Landesmuseums. Zudem befinde sich hier ein Büro und eine Wohnung, die allerdings nicht mehr genutzt wird. Zum Zeitpunkt des Brandes sei glücklicherweise niemand im Gebäude gewesen.

Für die Wehr galt es nicht nur, die gelagerten Objekte in Sicherheit zu bringen, sondern beim Löschen des Brandes auch mit Bedacht vorzugehen. Hierfür kam ein spezielles Hochdrucklöschgerät zum Einsatz, das mit feinem Wassernebel Brände in geschlossenen Räumen wie Zwischendecken oder Hohlräumen bekämpft, ohne großen Wasserschaden zu verursachen. Parallel habe man eine gute Palette voller eingelagerter Objekte aus der Scheune gerettet.

Im Anschluss wurden noch Teile der Zwischendecke geöffnet und auf Brandherde kontrolliert, auch eine Wärmebildkamera kam laut Wolf zum Einsatz. Gegen 15 Uhr seien die letzten Kameraden wieder eingerückt. "Am Ende ging es glimpflicher aus als zunächst gedacht."

Rauch und Wasser setzen Objekten zu Das sieht am Ende auch Michael Zelle so, der noch bis Abschluss der Löscharbeiten vor Ort geblieben war. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen." Keines der Objekte habe Feuer gefangen und auch die Scheune könne vorerst weiter genutzt und müsse nicht geräumt werden - das hätte erheblichen Aufwand bedeutet.

Ganz ohne Verlust ging es aber doch nicht, auch wenn der nicht groß sei. Dennoch: Ein kleiner Teil der Objekte habe im Wasser gestanden, darunter vor allem archäologische Scherben - auch von der Falkenburg. Von letzterer aber zum Glück nur ein kleiner Teil, sagt Zelle. Die nächsten Wochen werde man alles reinigen, umpacken und die Dokumentation sicherstellen.

Ansonsten habe vor allem der Rauch den eingelagerten Objekten zugesetzt. Hier müsse man nun nach und nach prüfen, wie angegriffen die Objekte seien und ob sich eine Restaurierung lohne. "Das wird uns Monate, wenn nicht Jahre beschäftigen", sagt er. Da komme viel Arbeit auf ihn und sein Team zu, zudem müsse ein Statiker noch prüfen, inwieweit die Scheune vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Die Polizei ermittelt parallel noch zur Brandursache. Dennoch: Alles in allem ist Zelle froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist. "Das sah von außen zunächst nämlich ganz anders aus."

Panik bei der Lebenshilfe Große Aufregung herrschte parallel nebenan bei der Lebenshilfe Detmold: Sowohl der Kindergarten als auch die Werkstatt mussten komplett evakuiert werden. Allein in letzterer seien gut 70 Menschen mit Behinderung zum Zeitpunkt des Brandes tätig gewesen, sagt Werkstattleiter Udo Schwens. Für eine Handvoll von ihnen, etwa Menschen mit Autismus, sei das ein Riesenproblem gewesen. "Das war für sie ja alles ungewohnt", sagt er.

Teilweise sei Panik ausgebrochen - man habe die Menschen dann mit Hilfe des gesamten Personals intensiv betreuen müssen. Diejenigen, die dazu in der Lage gewesen seien, habe man selbstständig nach Hause geschickt. Bei den anderen habe man die Eltern informiert oder einen Busdienst organisiert. "Das ist alles sehr aufwendig, auch, weil alles so schnell gehen musste", sagt Schwens.

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