Wertsachen für 5000 Euro weg: Lemgoerin (97) gewinnt Rechtsstreit gegen Klinikum

Kreis Lippe. Sie hat sich nicht unterkriegen lassen: Dabei ging es Margret Kreuder (97) aus Lemgo "nie ums Geld, sondern um Gerechtigkeit", sagt sie. Allein deshalb zog die Seniorin nun im Rechtsstreit gegen das Klinikum Lippe um ihre verschwundenen Wertsachen bis in die letzte Instanz vor das Oberlandesgericht Hamm - und dieses hat der Klägerin am Freitag in der Berufung komplett recht gegeben. Damit bekommt die Seniorin alle Wertsachen erstattet, die bei einem kurzfristigen Krankenhausaufenthalt im November 2021 verloren gegangen waren. Es geht um einen Wert von knapp 5000 Euro.

Auf der Rückfahrt nach Lemgo lässt sich das zufriedene Lächeln der Seniorin am Freitagmittag selbst durch die Freisprechanlage erahnen. "Der Weg war nicht einfach. Aber ich dachte mir, wenn das gut ausgeht, dann hilft es vielen anderen Patientinnen und Patienten, denen es ähnlich ergangen ist.". Einen Vergleich habe sie zum Schluss nicht mehr annehmen wollen, sie habe unbedingt ein Urteil gewollt. Dass dieses nun so eindeutig zu ihren Gunsten ausgegangen sei, habe sie selbst etwas überrascht.

Oberlandesgericht hat keinen Zweifel an der Aussage der Klägerin Denn anders als in der ersten Instanz vor der Zivilkammer des Landgerichts, die der Klägerin vor einem halben Jahr zwar grundsätzlich recht gegeben hatte, aber den Verlust der teuren Hörgeräte für nicht nachweisbar hielt , kam das Oberlandesgericht zu einem anderen Schluss. Der Senat entschied nach der Beweisaufnahme, dass das Klinikum der Seniorin alle von ihr zuvor benannten Wertsachen ersetzen muss. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir alles bekommen", sagt deren Rechtsanwalt Ralf Fischer aus Bielefeld: "Es lief besser als erwartet."

Damit muss das Klinikum zusätzlich zu den knapp 2000 Euro aus dem ersten Urteil nun weitere rund 3000 Euro Schadensersatz zahlen, bestätigt Bernhard Kuchler, Pressesprecher des OLG Hamm. "Der Senat war im Gegensatz zum ersten Urteil überzeugt davon, dass ausreichend Indizien dafür vorlagen, dass die Klägerin die Hörgeräte getragen hat." Genauso dürfe für den Ersatz getragener Kleidung nicht einfach der Wert heruntergesetzt werden.

Klinikum Lippe hätte Verwahrungspflicht achten müssen Aus Sicht des Vorsitzenden hätte das Klinikum in diesem speziellen Fall eines notfallmedizinischen Krankenhausaufenthalts die Verwahrungspflicht für die Gegenstände gewährleisten müssen. Die Lemgoerin war damals nach einem Arztbesuch überraschend mit einer diagnostizierten Lungenentzündung mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden. Mit dabei hatte Margret Kreuder alles, was sie im Alltag braucht: Darunter Mantel, Handtasche mit Bargeld und Ausweisdokumenten, Haustürschlüssel, Kleidung und eben zwei Hörgeräte. Ihre Sachen schafften es nach der Untersuchung allerdings nicht mit aufs Patientenzimmer. Die Versicherung hatte den Verlust nicht zahlen wollen. Andreas Kirchhof, Schwiegersohn der Klägerin, hofft nun auf ein Umdenken: "Wir hoffen, dass sich jetzt etwas im Klinikum ändert. Es hat ja nichts mit dem Personal zu tun, das da ist - es geht um Personal, das an allen Ecken fehlt."

Laut Klinikumssprecher Christian Ritterbach akzeptiert das Klinikum Lippe die Entscheidung des Oberlandesgericht, "die notwendig war, um gegenüber Versicherten Klarheit herzustellen." Das Klinikum sei zuvor schon bereit gewesen, die in erster und zweiter Instanz unterbreiteten Vergleichsvorschläge zu akzeptieren. "Die Rechtsprechung verschiedener Gerichte zu Verwahrpflichten und Organisationspflichten im Krankenhaus weist keine eindeutige Linie auf." Das OLG habe nun eine Einzelfallentscheidung nach Beweiswürdigung getroffen, die nicht allgemein zu übertragen sein werde.

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