Darum ist der Altweibersommer die Zeit der Spinnenphobiker und Lippenherpes-Ausbrüche

Als Kind wurde die LZ-Redakteurin wegen ihrer massiven Spinnenangst geärgert. Von der großen Schwester und Klassenkameraden, die &bdquo;Vorsicht Spinne“ schrien, obwohl kein Tierchen in Sicht war. So kam es zu dem festen Vorsatz, sich der Angst zu stellen - mit Teil-Erfolg. Doch alle Jahre wieder poppt das Kindheitstrauma auf, ausgerechnet im schönsten Spätsommer. Mit einem Augenzwinkern beschreibt Silke Buhrmester ihre derzeitige Gefühlslage.

Bei 18 hab ich aufgehört zu zählen. Jede Menge toller Spinnennester habe ich heute Morgen beim Gassigehen entdeckt, wahre Kunstwerke, denen ich mich näherte, um sie zu fotografieren. Weil das mein Job ist. Und weil ichs kann. Obwohl ich eine Spinnenphobie habe.

Es ist Altweibersommer, und an sich ist das ein Grund zur Freude – erfrischende Kühle in der Nacht, Nebelschwaden am Morgen, warme Temperaturen am Nachmittag. Herbstsonne. Wunderbare Welt – wenn da nicht diese Achtbeiner wären.

Drei dicke Hauswinkelspinnen begrüßen mich Als ich vergangene Woche aus dem Urlaub kam, hab ich gleich drei &bdquo;dicke Dinger“ im Haus entdeckt. Sie saßen nicht, wie ihr Namen uns Glauben macht, im Hauswinkel, sondern mitten am Treppenaufgang, in der Badewanne und nahe der Haustür. Ich wusste: es ist wieder soweit. Ich muss in meinem eigenen Heim vor Eindringlingen auf der Hut sein und meinen Spinnenfänger immer griffbereit haben. Den hat mir meine Kollegin mal geschenkt, aus Mitleid. Er ist praktisch, mit Kunststoffhaaren am Ende, die man mittels Griff auseinander- und wieder zusammendrückt, um so die Spinne unverletzt nach draußen zu befördern und sie dort wieder frei zu lassen. Wenn man sie denn erwischt.

Denn die Tiere sind flink – wozu sonst hätten sie auch acht Beine? Und so ist der Spinnenfänger im Prinzip ein toller Apparat, aber man merkt gleich, dass der Erfinder eben kein Spinnenphobiker war. Denn dann hätte er nicht einen 40 Zentimeter kurzen Stiel verwendet, sondern einen Teleskopstab, der eine Entfernung zwischen Fängerin und Monster von mindestens fünf Metern ermöglicht hätte. Und er hätte eine Betäubungsspritze eingebaut, das würde das Fangergebnis deutlich erhöhen und meinen Stresspegel ebenso deutlich senken.

Und dann brach der Lippenherpes aus Ich weiß, es gibt noch andere Methoden, die Spinne zu entfernen - Meine Schwester hat früher besonders dicke Exemplare ausgesucht und in einem Glas gefangen. Nicht, um mich zu retten, sondern um sie mir vors Gesicht zu halten und mich zu quälen. Irgendwann bei so einer Begegnung brach mein Lippenherpes aus. Das habe ich ihr nie verziehen. Aber danach beschloss ich, meine Phobie zu bekämpfen. In der siebten Klasse hielt ich ein freiwilliges Referat über Spinnentier. Die Note war sehr gut, der Einfluss auf die Phobie eher im Bereich &bdquo;ausreichend minus“.

Immerhin schaffe ich es jetzt, Netze in der Natur zu fotografieren, sofern die Erbauerin nicht in Sichtweite ist. Aber Meldungen wie die von wetteronline, im Altweibersommer erhöhe sich nicht die Zahl der Spinnen, sondern sie seien lediglich ausgewachsen, beunruhigen mich nach wie vor.

Und dann die Herleitung des Wortes &bdquo;Altweibersommer: Die wenige Millimeter großen Baldachinspinnen nutzen angeblich ihre Fäden auch als erwachsene Tiere, um sich mithilfe von Wind und Thermik durch die Luft treiben zu lassen. Auf ihrem Flug hinterlässt sie überall auffällige Fäden. Vielleicht erinnern die umhertreibenden Spinnenfäden an die weißen Haare &bdquo;alter Weiber“, spekuliert das Wetter-Portal. Eine andere Theorie besagt, dass die Bezeichnung "weiben" gemeint ist, ein altes Wort für das Weben von Spinnfäden.

Na, wie dem auch sei, uns Spinnenphobikern blüht wieder eine harte Zeit. Und insgeheim wünsche ich mir den frostigen Winter schnellstmöglich herbei – aber das würde ich natürlich nie laut sagen!

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