Mitarbeiterbefragung: Klinikum Lippe stellt überraschende Ergebnisse vor

Kreis Lippe. 2260 Beschäftigte der Klinikum Lippe GmbH inklusive der Auszubildenden der klinikeigenen Schulen, quer durch alle Abteilungen und Berufsgruppen, hätten sich an der im September gestarteten Online-Befragung beteiligen können. 1231 virtuelle Fragebögen hat die Forschungsgruppe Metrik ausgewertet. Das sind 54 Prozent der Befragten.

&bdquo;Und damit ist das eine ganze Menge", sagt Prof. Winfried Zinn, Gesellschafter der Forschungsgruppe Metrik. Er war bei der Information der Mitarbeiter am Mittwochnachmittag per Video zugeschaltet.

&bdquo;Sehr gute Beteiligung" Im Gespräch mit der LZ ordnet er die Ergebnisse ein. &bdquo;Unter 40 Prozent hätten wir die Beteiligung als niedrig eingestuft, alles über 50 Prozent ist gut, und 54 Prozent ist sehr gut."

Klingt aber trotzdem wenig für den Laien. &bdquo;Ja, aber Sie müssen bedenken, dass es immer eine erkleckliche Zahl an Skeptikern gibt, die kein Vertrauen in die garantierte Vertraulichkeit haben", betont der Wissenschaftler. Auch der hohe Anteil an Mitarbeitern mit einem Migrationshintergrund spiele eine Rolle: &bdquo;Wir haben den Fragebogen nur auf Deutsch angeboten. Wer die Sprache noch nicht gut spricht, ist ohnehin oft in einer anderen Welt unterwegs und hat ganz andere Wahrnehmungen."

Mehrere Aspekte hätten die Forscher bei der Auswertung der Ergebnisse in ihrer Klarheit sehr überrascht, sagt Zinn. &bdquo;Wir wollten wissen, wo für die Mitarbeiter die Priorität liegt, und die liegt im Klinikum Lippe ganz klar auf der Kollegialität, aber auch sehr deutlich auf den Abläufen und dem Patientenwohl."

Das sei nicht generell überraschend, aber hier sei der Fokus wirklich frappierend. Das zeige sich an anderen Kliniken seiner Erfahrung nach nicht in diesem Maße, und immerhin hat die Forschungsgruppe 400 Einrichtungen untersucht: &bdquo;Die untere Führungsebene muss da wirklich ran, hier knirscht es an vielen Stellen." Am Klinikum sei das Miteinander oft kritisiert worden. &bdquo;Es gibt natürlich auch Bereiche, wo es wirklich gut läuft, aber eben nur einige."

Chef im Alltag &bdquo;schnuppe" Doch stinkt der Fisch nicht am Kopf zuerst, wollte die LZ vor dem Hintergrund der häufig laut gewordenen Kritik an der Geschäftsführung wissen? - Das spiele für die tägliche Arbeit nicht zwangsläufig eine Rolle, betont der Wissenschaftler: &bdquo;Die Geschäftsführung ist den Mitarbeitern in ihrem konkreten Alltag so was von schnuppe." Zinn erläutert: &bdquo;Es gab für die Befragten die Möglichkeit zu bewerten, was ihnen besonders wichtig ist, auf einer Skala von 0 bis 100." Dabei sei überraschend: &bdquo;Die Zusammenarbeit und der Umgang mit den Kollegen liegt in der Bedeutung bei den Mitarbeitern durchschnittlich bei dem Wert 90!" Derweil dümpele die Bedeutung der Geschäftsführung für die Belegschaft etwa bei einem Wert von 60 herum - derselbe Wert gelte übrigens auch für die Personalvertretung. &bdquo;Sie gehen ja auch nicht bewusst zu einem Arbeitgeber, weil der einen tollen Betriebsrat hat", sagt Zinn dazu. Wie beispielsweise Klinikchef Dr. Johannes Hütte tatsächlich bewertet worden ist, verriet er nicht - nach Informationen der LZ jedoch wohl sehr kritisch.

Aber: &bdquo;Der Klinikchef wird sich daran messen lassen müssen, ob er es schafft, die mittlere und untere Führungsebene zu bewegen, ganz egal, ob das den Chefarzt, die Stationsleitung oder die Leitung der Putzkräfte betrifft."

Vereinbarkeit mit der Familie Selbstverständlich gebe es hier auch Ausreißer im positiven Sinn: &bdquo;Wir haben 84 Bereiche untersucht, und einige haben wirklich traumhafte Ergebnisse, aber genauso haben andere eben auch katastrophal schlechte Bewertungen."

Das Allerwichtigste sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kollegialität, dicht gefolgt von den Abläufen, bei denen offensichtlich eine Menge rauszuholen sei. Ganz wichtig sei auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, inklusive verlässlicher Dienste: &bdquo;Es kommt wohl sehr oft vor, dass Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter plötzlich einspringen müssen, und dass sich vor allem rund um das Wochenende einzelne Kollegen häufiger krankmelden als andere."

Aufgaben sind &bdquo;glasklar" Ein weiteres, sehr wichtiges Thema sei aus Sicht der Mitarbeiter die Patientenorientierung: &bdquo;Die Leute machen ihren Job dann besonders gern, wenn sie die Patienten auch nach Feierabend in guten Händen und wohlversorgt wissen."

Und was muss aus seiner Sicht jetzt passieren? - Da wird Prof. Dr. Zinn sehr deutlich: &bdquo;Der Ball liegt jetzt eindeutig bei der Geschäftsführung. Erstens müssen jetzt alle Mitarbeiter die groben Ergebnisse sehen dürfen. Zweitens müssen die Vorgesetzten in ihren jeweiligen Gruppen die Ergebnisse einzeln vorstellen und diskutieren. Die Vorgesetzten müssen individuelle Aktionspläne erstellen" - sonst sei die Befragung nutzlos.

Aber wissen denn die Führungskräfte überhaupt, wie sie Missstände konkret ändern können? - Davon ist der Wissenschaftler überzeugt: &bdquo;Die Ergebnisse sind so konkret, dass glasklar ist, was zu tun ist."

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