So erlebte ein Detmolder Feuerwehrmann das große Unwetter im Mai

Detmold. Es war der beißende Ölgeruch. Praktisch der ganze Ortsteil habe nach Öl aus beschädigten Heizöltanks gerochen. So beschreibt Thomas Dörfel von der Feuerwehr Detmold seinen ersten Eindruck. Der Niederschlag, der bei dem Starkregen am 22. Mai über Klüt niedergegangen war und einen ganzen Siedlungsbereich überflutet hatte, war oberflächlich schon zu einem großen Teil wieder abgeflossen, hatte aber vollgelaufene Keller und Schlamm hinterlassen - und reichlich Schäden.

Dabei hatte der Tag auf der Feuerwache Detmold eigentlich ganz ruhig begonnen. &bdquo;Ich weiß es noch genau: Es war kurz vor Feierabend, wir haben noch einen Kaffee getrunken und wollten eigentlich nach Hause“, berichtet Thomas Dörfel, der Berufsfeuerwehrmann ist und als Führungskraft das Sachgebiet Technik betreut. Unwetter sei zwar angesagt gewesen, hätte Detmold laut der Vorhersage aber eigentlich nicht so stark treffen sollen. Doch dann öffnete der Himmel seine Schleusen, und draußen vor der Fensterscheibe war nichts mehr zu erkennen. &bdquo;Da haben wir alle gewusst, dass wir da bleiben“, sagt der 44-Jährige.

Die Einsatz-Zentrale wurde bezogen. Die Feuerwehr-Leitstelle für Lippe kam selbst nicht mehr hinterher und schob die Meldungen nur noch rüber. Vor Ort wurden sie sortiert und priorisiert - in der vorgeschriebenen Reihenfolge &bdquo;Menschen, Tiere, Umwelt, Sachwerte“. In Klüt sollte sich noch eine Person in einem vollgelaufenen Keller befinden, was sich aber als falsch herausstellte. Doch dann schlug ein Rettungswagen-Fahrer erneut Alarm und meldete die große Anzahl an betroffenen Gebäuden. Thomas Dörfel und ein Kollege fuhren raus und erkannten: Hier liegt ein Schwerpunkt.

Einheiten werden alarmiert &bdquo;Wir haben dann ganz Detmold alarmiert“, berichtet der 44-Jährige, der die Einsatzleitung in Klüt übernahm, in Bezug auf die Einheiten der Feuerwehr. Das Problem war zunächst aber, dass alle bereits unterwegs waren. Nach und nach trafen sie vor Ort ein. Derweil hatte Thomas Dörfel schon begonnen, sich ein Bild von der Lage zu verschaffen, war auf dem Weg durch alle Häuser, notierte die Situation und wer eventuell später noch einmal Hilfe benötigen würde. &bdquo;Erstaunlicherweise waren alle sehr gefasst“, erinnert sich der Einsatzleiter. Obwohl das Wasser teilweise durch die Wohnzimmer geströmt war und immer noch im Keller stand.

&bdquo;Das Wichtigste war, dass die Stadtwerke kamen und den Strom abschalteten. Das war die Hauptgefahr“, erklärt der Feuerwehrmann. Das Kreisumweltamt wurde wegen des Öls nachalarmiert, die Kanalbereitschaft war vor Ort. Und dann wurden die ersten Keller leergepumpt. Derweil war die Einsatzleitung gedanklich schon drei Schritte voraus und überlegte zusammen mit anderen Beteiligten, welche Hilfen noch in der Nacht oder spätestens ab dem nächsten Tag erforderlich sein würden.

Informationen für betroffene Bürger wurden angedacht, Notunterkünfte organisiert, soziale Betreuer und Notfallseelsorge kamen zum Einsatz. Auch für Thomas Dörfel, der schon seit seiner Jugend bei der Feuerwehr Hiddesen aktiv war, bevor er nach einer Ausbildung ins Hauptamt wechselte, ein &bdquo;sehr außergewöhnliches“ Ereignis, weil so viel Regen an einer Stelle niedergegangen war und es so viele Betroffene gab. Die Arbeit sollte die ganze Nacht dauern.

50 Häuser stark betroffen &bdquo;Flächenlagen auf Grund von Starkregen, Sturm oder Schnee sind schon immer Thema für die Feuerwehren“, erklärt Jens Kölker, Sachgebietsleiter Rettungsdienst und stellvertretender Wachleiter, zur Einordnung. Das Unwetter am 22. Mai sei insofern eine Herausforderung gewesen, da in Klüt mehr als 50 Häuser stark betroffen waren. Notrufe aus anderen Teilen des Stadtgebiets kamen hinzu.

Rund 120 Einsatzstellen wurden von der Leitstelle an die Feuerwehr Detmold gemeldet, unterm Strich seien aber viel mehr abgearbeitet worden. Alle Einheiten waren beteiligt, zusammen zirka 250 Männer und Frauen. Die Feuerwehren aus Horn Bad Meinberg, Schlangen, Dörentrup und Barntrup rückten zur Unterstützung an, sowie das Technische Hilfswerk aus Detmold und Lemgo, eine Einsatzeinheit des Deutschen Roten Kreuzes und Vertreter von anderen Organisationen, Behörden und Unternehmen. Benachbarte Kommunen wie Lage oder auch Bad Salzuflen hatten dagegen selbst mit Wassermassen zu kämpfen.

Damit war es aber noch lange nicht getan. Als Einsatzleiter Thomas Dörfel am nächsten Morgen gegen 6.30 Uhr den Staffelstab an einen Kollegen überreichte, standen die Aufräumarbeiten noch ganz am Anfang. Eine Hilfsaktion wurde gestartet, der sich neben der Feuerwehr unter anderem auch etliche Privatleute anschlossen.

&bdquo;Ein paar Monate später war ich nochmal vor Ort und war erschrocken“, sagt der 44-Jährige. Grob gesehen habe es fast wie kurz nach dem Unwetter gewirkt. Spuren, die der Schlamm hinterlassen hatte, waren immer noch da. Und vor vielen Häusern hielten Handwerkerbullis. Neue Heizungen waren ganz offensichtlich auf dem Weg.

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