Landrat warnt vor „halbgaren Überlegungen“: Erhalt des Krankenhauses Lemgo bleibe Ziel

Kreis Lippe . Für die Standorte des Klinikums Lippe in Detmold und Lemgo soll bis Sommer feststehen, wie es weitergeht. Dies erklärt Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Axel Lehmann. Dann soll das Zukunftskonzept vorliegen, an dem Geschäftsführung und Aufsichtsrat mit Unterstützung eines Beratungsunternehmens arbeiten. Lehmanns Ziel bleibe, den Standort Lemgo zu erhalten.

Allerdings: Ein &bdquo;Weiter so“ könne es nicht geben, sagt Lehmann mit Blick auf die Veränderungen in der Krankenhauslandschaft (Lauterbach-Reform). &bdquo;Eine Klinik, die sich diesem Prozess verschließt, wird die nächsten Jahre nicht überleben.“ Jede Klinik müsse Strukturen anpassen: &bdquo;Deutschlandweit fehlen Zehntausende Ärzte. In der Pflege ist der Personalmangel ebenso groß.“ Bund und Land versuchten gegenzusteuern, indem sie Versorgungsangebote konzentrierten. &bdquo;Ein Krankenhaus kann solche Leistungsgruppen nur anbieten, wenn es Bedingungen – Personalstärke, räumliche Nähe einzelner Abteilungen zueinander, Medizintechnik und mehr – erfüllt.“

Lehmann wirbt um Geduld: &bdquo;Die nötige Neuaufstellung muss gut durchdacht sein und darf kein Schnellschuss werden.“ 2023 seien 40 Kliniken in Deutschland in die Insolvenz gegangen, für das laufende Jahr rechne die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit 80 Pleiten. Da dürfe sich Lippe nicht einreihen, und deshalb unterstütze der Kreis die Klinikgesellschaft mit bis zu 20 Millionen Euro an Liquiditätshilfen .

Er habe großes Verständnis für die Gedanken, die sich die Lipper um die Zukunft des Standortes Lemgo machten. &bdquo;Es hilft aber niemandem, im Wochenrhythmus halbgare Überlegungen öffentlich zu diskutieren. Das ,offene Wort muss kommen – wenn es inhaltlich belastbar ist.“

Damit spielt er auf Äußerungen des Lemgoer Bürgermeisters Markus Baier an, der in der LZ ein solches &bdquo;offenes Wort“ gefordert hatte. Dass an den Bauarbeiten in Detmold zu sehen sei, dass es dort ein Konzept gäbe, für Lemgo aber nicht, sei falsch. &bdquo;Die Arbeiten in Detmold sind vor Jahren beschlossen worden. Stationen mit Dreibettzimmern und Etagentoilette sind nicht mehr zuzumuten. Zeitgemäße Patientenstationen, eine baulich leistungsfähige Notaufnahme und die Modernisierung des OP-Bereichs müssen sein.“ In Lemgo habe das Klinikum in Patientenzimmer, Stationen und Technik investiert. Es gelte damit aufzuhören, &bdquo;mit Spekulationen und mit Schlechtreden unseres Klinikums die stationäre Versorgung im Kreis in Gänze zu gefährden“. Wenn der Strategieprozess abgeschlossen sei, können auf der Basis von Fakten und des Konzepts das &bdquo;offene Wort“ gepflegt werden.

Lemgoer Grüne fordern Klarheit

Dem Rat sei eine Langfristperspektive für Lemgo und eine gesicherte Notfallversorgung zugesichert worden, schreiben die Lemgoer Grünen. Angesichts der Krankenhausplanungen in Land und Bund und &bdquo;fortwährender Querelen vor Ort und schlechten Ergebnissen bei der Befragung der Mitarbeitenden“ werde nun über die Zukunft des Klinikums spekuliert. Die Aufgabe des Standortes wäre ein schwerer Schlag für die 1000 Mitarbeiter und die Patienten in Nordlippe.

&bdquo;Wir sind uns bewusst, dass die Weichen nicht nur vor Ort, sondern auf Bundes- und Länderebene gestellt werden. Deshalb fordern wir alle Akteure auf, ihren Einfluss geltend zu machen, um den Standort in Lemgo mit qualitativ guten Fachabteilungen zu erhalten. Die medizinische Versorgung von Menschen in Lemgo und in Nordlippe muss zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfinden.“ Mitarbeiter bräuchten Klarheit, das Betriebsklima müsse verbessert werden. &bdquo;Dafür hat die Leitung Sorge zu tragen. Wenn Patienten wegbleiben oder Personal unzufrieden ist, sind diese Probleme auch hausgemacht. Dies ist von der Geschäftsführung zu verantworten. Wir fordern eine selbstkritische Überprüfung der Personalführung und strategischen Ausrichtung.“

Demo am Montag

Das &bdquo;Aktionsbündnis Klinikum Lippe“ ruft derweil zur Demonstration am Montag, 22. April, 16 Uhr, vor dem Rathaus in Lemgo auf. Um 17 Uhr tagt dort der Hauptausschuss. Es fordert den Erhalt des Standortes als Klinikum der Grundversorgung, die Wiederherstellung der Unfallchirurgischen und Orthopädischen Notaufnahme rund um die Uhr und die Trennung von Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte.

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