175-Jähriges: Wie das Landkrankenhaus Detmold zur Uni-Klinik wurde

Kreis Lippe. Es gibt Betten für zwölf Kranke, und sie sind bei Einweihung des Hauses allesamt belegt. Als das Detmolder Krankenhaus am 11. Mai 1849 offiziell in Betrieb genommen wird, ist schon klar: Die Kapazität wird nicht ausreichen. Das war vor 175 Jahren, und um die zwölf Patienten im Eckhaus Meierstraße/Friedrichstraße kümmern sich mitnichten geschulte Krankenschwestern, Pfleger oder Ärzte. Es gibt ein Wärterehepaar, und einzig Dr. Karl Piderit schaut täglich nach den Kranken. Das kann, kaum angefangen, so nicht weitergehen. 13 Jahre später baut das Land Lippe auf der grünen Wiese außerhalb der Stadtgrenzen tatsächlich neu. Das Areal ist bis heute Heimstatt des Standortes Detmold der Klinikum Lippe GmbH. Am Freitag gibt es einen Festakt, am Samstag einen Tag der offenen Tür samt Familienfest.

Eine Kommission ringt jahrelang um den Neubau Zwölf Betten reichen also nicht, aber muss es denn ein Neubau auf der grünen Wiese sein? &bdquo;Das war kein Selbstläufer. Eine Kommission des Landtages hat jahrelang darum gerungen“, weiß Historiker Burkhard Meier. Standortdiskussionen - ein Klinikneubau auf der grünen Wiese anstelle der beiden Häuser in Detmold und Lemgo war ja weit mehr als ein Jahrhundert später wieder Thema, bekanntlich wurde nichts draus - sind also nichts Neues in Lippe. Bekannt sind auch die Geschichten, die Meier von überarbeitetem Pflegepersonal erzählt, von Diakonissen, die Tag und Nacht gegen Gotteslohn bis zur völligen Erschöpfung im Krankenhaus schuften und obendrein direkt in der Klinik wohnen. Die Diakonissen hatten lange von Kaiserswerth aus die Pflege im &bdquo;Landeskrankenhaus Detmold“ übernommen, ehe sie 1899 neben dem Krankenhausgelände ihr Mutterhaus gründen und bis 1979 dort arbeiten.

Zurück zu den Anfängen im Eckhaus Meierstraße/Friedrichstraße. Dr. Karl Piderit, Armenarzt, Badearzt in Meinberg, Leibarzt des Fürsten, ist überzeugt: Dem Land Lippe fehlt ein Krankenhaus. Es gibt einige Siechenhäuser und Hospitäler, aber das sind eher Verwahranstalten. Der laut Meier &bdquo;große Humanist“ Piderit macht sich ans Werk. Gute Netzwerke zu pflegen, wie er es vermag, ist damals schon nützlich. Er beginnt seine Überzeugungsarbeit und holt auch das nötige Geld beisammen.

1863 geht es raus aus der Stadt Die Spendenbereitschaft der Bürger ist groß, das Gericht spricht dem Land Bußgelder für den Krankenhausbau zu, es gibt Erbschaften, etwa von Fürst Leopold II. zur Lippe. Für den Neubau Jahre später wiederholt sich das Spiel. &bdquo;Gelder gab es längst nicht nur aus Stadt und Amt Detmold, sondern aus dem ganzen Land Lippe“, weiß Meier. Bis 1862 werden im Haus an der Meierstraße 1000 Kranke behandelt.

1863 geht es rüber in den Neubau jenseits des Lustgartens, und zwar mitsamt Mobiliar. &bdquo;Die Lipper waren schon immer sparsam; die Diakonissen haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, weiß der Historiker. Es gibt 60 Betten, eine Frauen- und eine Männerstation, einen OP-Saal und zwei Badezimmer für Krätzekranke.

Wie ein roter Faden ziehen sich in den kommenden Jahrzehnten die Neubautätigkeiten durch die Geschichte, es wird an- und umgebaut. Denn, sagt Meier: &bdquo;Der Lipper baut nicht neu, sondern an, um und durch.“ Dass die mächtigen, an die Charité erinnernden Gebäude nach 100 Jahren dann doch allmählich verschwanden - ein Paradigmenwechsel. &bdquo;Man hat sich von den alten Gebäuden vollkommen getrennt. Sie waren längst nicht mehr zeitgemäß, das große Bettenhaus wurde gebaut.“ Jenes Bettenhaus, das im Jahr 2024 erneut längst nicht mehr zeitgemäß ist, das Klinikum baut bekanntlich wieder. Heute behandelt es jährlich rund 50.000 stationäre und circa 100.000 ambulante Patienten und gibt 3000 Menschen Arbeit: Pflegekräften, Ärzten, in der Verwaltung und im technischen Dienst.

Lemgo feiert kommendes Jahr Immer wieder gab es einschneidende Ereignisse in der 175-jährigen Geschichte des Hauses, das mit den Standorten Lemgo und Bad Salzuflen längst die Klinikum Lippe GmbH bildet. Die große beispiellose lippeweite Spendenaktion für die neue Kinderklinik &bdquo;MuKi 2000“ in den neunziger Jahren, der anschließende Neubau der Familienklinik, der Riesenschritt zur Zukunftssicherung, Teilstandort der Uniklinik zu werden, die ungeheuren Belastungen in der Pandemie, die laufenden Millionenneubauten... Und es gab und gibt immer wieder strittige Entscheidungen. Erinnert sei an das Aus für das Krankenhaus Bad Salzuflen oder für die Entbindungsstation in Lemgo . Bis in die achtziger Jahre verfügte auch Lage noch über ein Krankenhaus (Meier: &bdquo;Da bin ich geboren“).

Apropos Lemgo: Das Haus an der Rintelner Straße feiert nächstes Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Ein &bdquo;Save the Date“ findet sich auf der Einladung zum 175-Jährigen.

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