Als Schötmar noch ein Krankenhaus hatte

Bad Salzuflen-Schötmar. Als im September 2005 die Bagger anrückten, um den Altbau des Schötmaraner Krankenhauses abzureißen, kam bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Wehmut auf. &bdquo;Dass gerade das architektonisch schönste Teilstück des Komplexes abgebrochen wurde, ist überaus bedauerlich“, sagt der Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker.

Zwar blieb die Giebelspitze mit ihrer Jugendstil-Verzierung erhalten. Sie steht nun vor dem Neubau. Ein angemessener Umgang mit dem Bauzeugnis der Stadtgeschichte sei das aber nicht. &bdquo;Die Giebelspitze sollte saniert und würdig aufgestellt und mit einem Schild versehen werden“, schlägt Wiesekopsieker vor.

Er hat die Geschichte des Krankenhauses bis zu seinen Ursprüngen vor mehr als einem Jahrhundert zurückverfolgt. Den Grundstein legten Entwicklungen in der regionalen Gesundheitsversorgung schon Jahrzehnte zuvor. Als im Mai 1849 in Detmold ein erstes allgemeines Krankenhaus seinen Betrieb aufnahm, war dies ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren medizinischen Versorgung im Land Lippe.

Zwar hatte es seit dem Mittelalter Spitäler und Siechenhäuser gegeben, doch dienten diese in erster Linie der Versorgung alter und gebrechlicher Menschen. Die Umwandlung in Behandlungskrankenhäuser nach Vorbild des 18. Jahrhunderts konnten die kleinen lippischen Städte aus finanziellen Gründen lange nicht umsetzen.

Nur für Privatpatienten In Salzuflen forderte Amtsphysikus Dr. Moritz Lenzberg im Februar 1872 den Bau eines öffentlichen Krankenhauses für die Stadt. Dennoch dauerte es weitere sieben Jahre, bis die Armenkommission ein Grundstück an der Straße nach Wüsten erwarb – dort, wo sich heute das Feierabendhaus an der Wenkenstraße befindet. Das Anfang März 1882 eröffnete Krankenhaus versorgte fortan Salzuflen und die nähere Umgebung.

Um 1900 erhielten die Beschäftigten der Hoffmann’schen Stärkefabriken ein eigenes Krankenhaus, das Hoffmannstift, das anlässlich des Goldenen Firmenjubiläums errichtet worden war und sich ungefähr an der Stelle befand, wo heute der Rathaus-Parkplatz Richtung Rieste-/Schützenstraße liegt. &bdquo;Dem normalen Schötmaraner oder Salzufler stand das Stift jedoch nicht zur Verfügung – es sei denn, er bat als Privatpatient um Aufnahme“, berichtet Wiesekopsieker.

Der entscheidende Anstoß zum Bau eines eigenen Krankenhauses für das Amt Schötmar kam 1906 von Amtshauptmann Theodor Heldman. Nachdem eine Anfrage an die Stärkefabrik, das Hoffmannstift mitzubenutzen, abgelehnt worden war, begannen die Planungen für einen eigenen Bau. Die Familie von Stietencron verkaufte ein Grundstück aus dem Besitz des Lohhofs für 7000 Mark an die Amtsgemeinde. &bdquo;Die Baukosten sollten 60.000 Mark nicht überschreiten, und die Inneneinrichtung wurde durch Spenden und wohltätige Veranstaltungen finanziert“, so Wiesekopsieker.

Nur 25 Betten Zwischen 1907 und 1909 entstand nach Plänen des Schötmaraner Architekten Fritz Brüning ein moderner Krankenhausbau – &bdquo;mit der heute kaum vorstellbar niedrigen Zahl von 25 Betten.“ Die feierliche Einweihung fand am 16. Mai 1909 statt. Das Haus wurde von allen ortsansässigen Ärzten genutzt. In einem gut ausgestatteten Operationssaal konnten kleinere Eingriffe vorgenommen werden, während größere Operationen weiterhin den Kliniken in Detmold oder anderen Städten vorbehalten blieben.

Trotz der modernen Ausstattung kämpfte das Krankenhaus in den ersten Jahren mit einer geringen Auslastung. Ein Teil der Betten wurde daher für Pflegebedürftige bereitgestellt. Erst in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Haus eine Phase des Aufschwungs, dokumentiert durch zahlreiche Erweiterungsbauten, insbesondere in den 1950er Jahren.

Sozialplan aufgestellt Zuletzt verfügte das Krankenhaus über eine internistische und eine chirurgische Abteilung mit zusammen 146 Betten. Bei der Schließung vor rund 21 Jahren erhielten knapp 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Kündigung; für sie wurde eine Transfergesellschaft gegründet und ein Sozialplan aufgestellt.

Betroffen waren auch zehn Ärztinnen und Ärzte. Der Hintergrund damals: Häuser mit weniger als 200 Betten seien wegen des Prinzips &bdquo;ambulant vor stationär“ auf Dauer nicht mehr lebensfähig, hieß es von Seiten der Verantwortlichen.

Das Aus des bei Patienten beliebten Traditionshauses rief in Bad Salzuflen und Umgebung lautstarken Protest hervor. Daraus ging die Wählervereinigung &bdquo;wfu“ (&bdquo;wir für uns“) hervor, die später in den Stadtrat einzog.Heute nutzt der DRK-Blutspendedienst West Teile des Komplexes. Seit 2002 befindet sich auf dem Gelände die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Lippe, und 2016 eröffnete eine neue Rettungswache des Kreises in direkter Nachbarschaft.

Weitere Informationen zum Schötmaraner Krankenhaus und vielen anderen Orten in Schötmar finden sich in der Broschüre &bdquo;Wie hat sich unsere Stadt verändert!“ von Dr. Stefan Wiesekopsieker, erschienen in der Reihe Bad Salzufler Haus- und Hofgeschichten, Heft 5 des Heimat- und Verschönerungsvereins Bad Salzuflen e.V.

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