Kreis Lippe. Inventur mitten im Sommer statt am Jahresende: Kunden des lippischen Sonderpostenhändlers Magowsky standen am Mittwoch, 24. Juli, vor verschlossenen Türen. Die allerdings sollen sich nach der Bestandsaufnahme sofort wieder öffnen, obwohl die Magowsky Warenhandels GmbH und die Magowsky Sonderposten GmbH & Co. KG Insolvenz angemeldet haben. Die zehn Märkte in der Region sollen weiterlaufen, versichert die Geschäftsführung in einer Pressemitteilung.
Die beiden Unternehmen, die eng miteinander verbunden sind, wollen sie sich aus eigener Kraft sanieren und haben jeweils einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Dabei übernimmt kein externer Insolvenzverwalter die Geschäfte, wie es bei anderen Insolvenzverfahren üblich ist. Stattdessen wird die Geschäftsführung von der Kanzlei BBORS Kreuznacht Rechtsanwälte (Münster) unterstützt.
Gerichtlich bestellte Aufsicht
Um das Ganze zu überwachen, hat das Amtsgericht den Detmolder Rechtsanwalt Stefan Stodolka aus der Kanzlei Schafmeister & Partner zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Dieser bestätigte auf Nachfrage der LZ: „Auch wenn das Verfahren in Eigenverantwortung läuft, bleibt es ja doch ein gerichtliches Verfahren und muss entsprechend kontrolliert werden. Dazu dient in diesem Fall der Sachwalter.“
Die Magowsky Warenhandels GmbH betreibt zehn Sonderpostenmärkte in Ostwestfalen-Lippe und hat ihren Hauptsitz in Lemgo. Vor 30 Jahren wurde der erste Markt in Steinhagen eröffnet, es folgten weitere in ganz Lippe. Über die Ladentheke gehen Restposten, Remittenden und Ware aus insolventen Betrieben.
Konjunktureinbruch als Auslöser
Jetzt ist Magowsky selbst in der Bredouille. Wie konnte es so weit kommen? „Auslöser der Krise waren insbesondere im Wirtschaftsjahr 2022 die negativen Auswirkungen des hohen Preis- und Personalkostenanstiegs“, schreiben die Münsteraner Juristen in ihrer Presseerklärung. Durch die hohe Inflation und die Konjunkturkrise habe sich das Konsumklima maßgeblich verschlechtert – entsprechend sei der Absatz gesunken.
Doch es scheint Hoffnung zu geben: „Unser erklärtes Ziel ist es, das Unternehmen mit den Restrukturierungsexperten ?Dr. Frank Kreuznacht und Thore Voß aus der Kanzlei BBORS Kreuznacht über das Eigenverwaltungsverfahren zu sanieren und das Unternehmen für die Zukunft neu aufzustellen“, werden die Geschäftsführer Ricardo Emanuel Magowsky und Anja Rothkopf zitiert.
Löhne erst mal gesichert
Der Generationenwechsel habe sich bereits 2023 vollzogen, als Ricardo Emanuel Magowsky die Geschäftsführung von seinem Vater übernommen habe. „Auch wenn uns dieser Schritt nicht einfach gefallen ist, so sind wir doch der Überzeugung, dass er notwendig war und die Restrukturierung des Unternehmens erforderlich ist“, betont Ricardo Emanuel Magowsky. „Sämtliche Filialen der Magowsky Warenhandels GmbH werden nach Anordnung des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens fortgeführt. Die Löhne und Gehälter der rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind über das Insolvenzausfallgeld gesichert.“
Wie die Sanierung vonstatten gehen wird, hänge von verschiedenen Faktoren ab, erklärt Sachwalter Stefan Stodolka. Bei der Inventur am Mittwoch sei es erst einmal darum gegangen, den Bestand und die Besitzverhältnisse zu klären. Zeitnah kommt jetzt der ebenfalls gerichtlich bestellte Gläubigerausschuss zusammen. Hier ließe sich vielleicht ausloten, wohin die Reise am Ende gehen könne. „Wir stehen noch ganz am Anfang des Verfahrens.“?