Kreis Lippe. Eigentlich sollte spätestens am 1. September für alle der Startschuss fallen, die eine Ausbildung beginnen. „Doch auch für Jugendliche, die sich später entscheiden, ist der Zug noch längst nicht abgefahren. Sogar bis spät in den Herbst hinein ist noch etwas möglich“, erklärt Sabine Katzsche-Döring von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau).
Die Bezirksvorsitzende der IG Bau Ostwestfalen-Lippe verweist in einer Pressemitteilung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur: „Die Unternehmen im Kreis Lippe haben im laufenden Ausbildungsjahr rund 2010 Ausbildungsstellen gemeldet. Und davon sind ziemlich viele noch nicht vergeben. Aktuell warten noch mehr als 570 Ausbildungsplätze auf Jugendliche, die sich für einen Job-Start im Handwerk, in der Industrie, in den Dienstleistungsbranchen oder im Handel entscheiden.“
Die Baubranche sucht noch 17 Auszubildende
Allein der Bau im Kreis Lippe suche über die Arbeitsagentur im Moment noch 17 Jugendliche, die auf eine gute Job-Perspektive setzten. Denn gebaut, umgebaut, saniert und renoviert werde immer: „Wohnungen, Schulen, Industriegebäude, Straßen, Brücken, Gleise und anderes - wer auf die Bauwirtschaft setzt, hat quasi eine lebenslange Beschäftigungsgarantie", ist die IG BAU-Bezirksvorsitzende überzeugt.
Sie rät Jugendlichen, die noch unentschlossen sind, wohin die Reise beruflich gehen soll, taff zu sein: „Berufsberatung und Internet geben eine Orientierung. Aber es kommt auch gut, einfach mal bei Betrieben anzuklopfen und zu fragen: 'Was geht?'", wird Sabine Katzsche-Döring in der Mitteilung zitiert. Schließlich sei der persönliche Eindruck oft entscheidender als die Noten im letzten Zeugnis.
Und längst nicht alle Unternehmen würden Ausbildungsplätze der Arbeitsagentur melden. Sabine Katzsche-Döring macht jungen Menschen Mut: „Es schadet nicht, einem Betrieb auch mal einen kleinen Schubs zu geben und zu sagen: 'Hier bin ich!'"
Außerdem sei es allemal besser, eine Ausbildung anzufangen als „irgendwo als Hilfskraft anzuheuern". So gebe es in der Gebäudereinigung beispielsweise eine qualifizierte Ausbildung: „Das ist die größte Handwerksbranche, die wir haben. Der Beruf des Gebäudereinigers ist ein Handwerksberuf. In dem Job gibt es ständig neue Technik und weiterentwickelte Maschinen, die die Arbeit enorm erleichtern", erklärt Sabine Katzsche-Döring.
Hoch hinaus - auf der Karriereleiter
Dabei gehe es auch „hoch hinaus" - als Fassadenreiniger. Aber auch auf der Karriereleiter: „Wer eine Ausbildung im Gebäudereiniger-Handwerk gemacht hat, kann seinen Meister machen oder Techniker werden und die Fachrichtung Reinigungs- und Hygienetechnik draufsatteln", erklärt die Gewerkschafterin.
Bei der dualen Berufsausbildung, die im Betrieb und in der Berufsschule läuft, sind Azubi-Wohnungen für die IG Bau Ostwestfalen-Lippe ein wichtiges Stichwort. Vielen Jugendlichen falle es schwer, ein WG-Zimmer oder gar eine Wohnung zu finanzieren. „Es kann nicht sein, dass junge Menschen eine Ausbildungsstelle, für die sie sich interessieren, sausen lassen, weil sie zu weit entfernt ist. Schon deshalb muss auch in Sachen Azubi-Wohnen mehr passieren", fordert Katzsche-Döring abschließend.