Urteil zu gewaltsamem Tod und Brand in Lage: Staatsanwaltschaft hält am Tatvorwurf fest

Kreis Lippe. Das kürzlich gefallene Urteil gegen zwei 19-Jährige aus Lage nach dem gewaltsamen Tod eines Mannes (40) und dessen in Brand gesteckter Wohnung am Iltisweg wird nun den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe beschäftigen. Nicht alle Beteiligten sind damit zufrieden.

Denn zumindest die Verteidiger des älteren Angeklagten hätten am liebsten die sechs Jahre Jugendstrafe für ihren Mandanten direkt im Gerichtssaal rechtskräftig werden lassen. Das Urteil bezog sich am Ende auf vorsätzliche Körperverletzung und schwere Brandstiftung in Tateinheit mit Körperverletzung. Staatsanwältin Helena Fromme wollte sich darauf aber nicht einlassen - inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Detmold gegen beide Urteile Revision eingelegt.

Staatsanwaltschaft will beide Urteile überprüfen lassen Zwar ließ sich aus Sicht der Anklagebehörde das vollendete Tötungsdelikt an dem alkoholkranken 40-Jährigen - wie im Urteil auch berücksichtigt - nicht nachweisen, jedoch bewertet die Staatsanwältin den nach dem vermeintlichen Unfalltod zum Spurenverwischen absichtlich gelegten Brand in der Wohnung des Toten anders als das Gericht. &bdquo;Wir gehen immer noch vom Vorwurf des versuchten Mordes aus, der wurde letztendlich nicht ausgeurteilt“, sagt Staatsanwalt Alexander Görlitz als Pressesprecher der hiesigen Ermittlungsbehörde. &bdquo;Das wollen wir jetzt überprüfen lassen.“

Schließlich hatte das Feuer auch andere Hausbewohner in Gefahr gebracht. Einer davon erlitt eine Rauchgasvergiftung. Die Angeklagten sollen zudem einen der Rauchmelder in der brennenden Wohnung abgeschraubt und in den Flur geschmissen haben. Wäre das Feuer länger unbemerkt geblieben, hätte es aus Sicht der Staatsanwaltschaft noch gefährlicher werden können.

Angeklagte zeigen zu viele Defizite Die Vorsitzende Richterin Anke Grudda hatte in der Urteilsbegründung selbst schon angesprochen, dass die Kammer lange über genau diesen Punkt diskutiert habe. Letztendlich habe dem Gericht die objektive Gefährlichkeit für eine Verurteilung wegen versuchten Mordes aber nicht ausgereicht. Dafür hätten beide junge Angeklagte zu viele Defizite in ihrer Persönlichkeitsentwicklung offenbart. Diese Unreife habe die Kammer auch berücksichtigen müssen.

Die Urteilsbegründung scheint aber nur die Seite des ein paar Monate älteren Angeklagten überzeugt zu haben. Der hatte die Schuld schon zum Prozessauftakt in großen Teilen auf sich genommen. &bdquo;Wir sind mit dem Urteil zufrieden“, sagt Verteidiger Johannes Salmen aus Lage. In Absprache mit seinem Kollegen Dr. Detlev Binder aus Bielefeld hätte ihr Mandant das Urteil daher gern akzeptiert.

Anders hatte es kurz nach Prozessende bereits Rechtsanwalt Hendrik Schnelle aus Detmold angekündigt, der die Revision quasi direkt im Anschluss des Verhandlungstages vom Büro aus auf den Weg bringen wollte. &bdquo;Ich sehe das nicht so, dass man meinem Mandanten eine Tatbeteiligung nachweisen kann.“ Schnelle hatte für beide Vorwürfe auf Freispruch plädiert.

Das Gericht sprach den 19-Jährigen aber nur vom Vorwurf des Tötungsdeliktes frei, was die Brandstiftung angeht, sah es eine Beihilfe als gegeben an. Das Urteil gegen den zweiten Angeklagten lautete daher dreieinhalb Jahre Haft nach Jugendstrafrecht. Staatsanwältin Helena Fromme legte hier - genau wie die Verteidigung - Revision ein. Fromme hatte für beide Angeklagte jeweils anderthalb Jahre längere Haftstrafen gefordert.

Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe wird sich die schriftliche Urteilsbegründung des Landgerichts nun in beiden Fällen genau anschauen.

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