Eine Landrätin für Lippe - wen die SPD ins Rennen schickt

Kreis Lippe. Ilka Kottmann geht für die SPD in Lippe ins Rennen ums Amt der Landrätin. Die 41-Jährige hat sich am Samstag beim Frühlingsfest der Sozialdemokraten im Hangar 21 in Detmold kampfeslustig gezeigt: &bdquo;Wir wollen bodenständige Visionen entwickeln - und zwar als Kreis und Kommunen gemeinsam.“

Geboren in Bad Salzuflen, Abitur und Referendariat in Lemgo, Wohnort Detmold: Die drei großen lippischen Städte kennt sie gut. Die 41-Jährige ist seit zwei Jahren Vorsitzende der Kreistagsfraktion und seit 15 Jahren im politischen Geschäft. Die Lehrerin arbeitet als stellvertretende Direktorin des Abendgymnasiums in Bielefeld. Ihre Fächer: Mathematik und Sozialwissenschaftlerin. Die richtigen Fächer, um eine Kreisverwaltung zu führen, der Gesellschafterversammlung eines Klinikums vorzusitzen? Landrätin sei zunächst ein politisches Amt, da bringe sie jede Menge Erfahrung mit. &bdquo;Ich muss in einer so großen Verwaltung nicht alle Vorgänge kennen oder in Frage stellen. Es geht darum, dass die richtigen Leute an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Und den Einblick habe ich oder verschaffe ich mir.“

Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung seien ja nicht umsonst Verwaltungsexperten. Und in ihrem Job als stellvertretende Schulleiterin oder als Fraktionschefin habe sie sich viele Gedanken in Sachen &bdquo;Führungsstil“ gemacht; auch als frühere Personalrätin bei der Bezirksregierung habe sie in dem Punkt lernen können. Ob sie an der Struktur im Kreishaus etwas ändere, werde sich zeigen. Dafür werde sie sich Zeit nehmen.

&bdquo;Das war ein langer Prozess“ Zeit genommen hatte sich Ilka Kottmann auch, als die SPD-Findungskommission auf sie zugekommen war, nachdem Dr. Dennis Maelzer seine Kandidatur zurückgezogen hatte - immerhin war das schon Anfang Dezember.&bdquo;Ich musste einiges durchdenken, das war schon ein langer Prozess“, räumt sie ein. Zumal ihr der Rückzug Maelzers nach dessen Erkrankung sehr nahegegangen sei, dieser sei ein langjähriger persönlicher Freund.

Schließlich habe sie in enger Absprache mit ihrem Mann Kai (stellvertretender SPD-Fraktionschef im Detmolder Rat) Ja gesagt. Dass es dann aber bis zur offiziellen Kür am Samstag doch länger gedauert, räumt sie ein. Die volle Konzentration habe zunächst der Bundestagswahl gegolten. Ihre Kandidatur eher bekannt zu geben, hätte weder ihr noch den Bundestagskandidaten genutzt. Nun aber stehe fest: &bdquo;Wenn ich einmal beschlossen habe, ins kalte Wasser zu springen, dann springe ich auch.“ Keinesfalls sei sie nach dem Rückzug Maelzers eine Verlegenheitskandidatin: &bdquo;Dafür würde ich den Kopf nicht hinhalten.“

Dass sie politisch geschickt und fleißig arbeite, hatten ihr vor Wochen viele attestiert - als die SPD und die CDU gemeinsam den dann einstimmigen Beschluss der Klinik-Gesellschafterversammlung vorbereitet hatte, dass in Lemgo ein Krankenhaus der Grundversorgung mit Notfallversorgung bleiben solle. &bdquo;Es war hinter den Kulissen viel Arbeit, die Situation zu befrieden, Kompromisse zu finden.“

Dass im November nur einen Tag nach dieser Grundsatzentscheidung die Trennung vom früheren Klinikchef Dr. Johannes Hütte besiegelt wurde - für Kottmann, die wegen Hütte ihren Posten im Aufsichtsrat des Klinikums niedergelegt hatte, heute kein Thema mehr: &bdquo;Nachzutreten ist nicht meine Sache. Nun gilt, die Pläne umzusetzen. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Geschäftsführer Dr. Niklas Cruse hat jedenfalls sehr vielversprechend begonnen.“ Entscheidend für die gesundheitliche Versorgung der Lipper sei nicht nur ein gut aufgestelltes Klinikum mit Standorten in Detmold und Lemgo, sondern auch eine intensive, verbesserte Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung.

&bdquo;Der Staat funktioniert“ Große Themen für Lippe seien neben dem Klinikum ein besserer ÖPNV, einheitliche Kita-Beiträge und die ausreichende Finanzierung der kommunalen Familie - und zwar, ohne Strukturen zu zerstören. Freiwillige Leistungen und ehrenamtliches Engagement machten das Leben aus. &bdquo;Wir müssen die Leute davon überzeugen, dass der Staat funktioniert. Dass sie sich gehalten und sicher fühlen.“ Wenn das gelinge, werde es auch gelingen, die AfD wieder zu schwächen, die ja bei der Bundestagswahl vor der SPD gelandet war, jedoch keinen Landratskandidaten aufstellen wird. Ilka Kottmann hat sich vorgenommen: &bdquo;Wir müssen uns weniger angreifbar machen - auch wenn es schwierig ist, Hetzbotschaften etwas entgegenzusetzen.“ Lebten doch die, denen der Staat nicht passt, oft in ihrer eigenen (Medien-)Welt.

Damit stehen mit Meinolf Haase (CDU), Andreas Epp (Aufbruch C), Ilka Kottmann und Heike Görder (Unabhängige Kreistagsmitglieder) vier Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl am 14. September fest. Die Grünen haben eine Nominierung für spätestens Anfang Mai angekündigt.

Einen Kommentar von LZ-Redakteur Martin Hostert zu dem Thema lesen Sie hier.

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