Warum Lippes Tierheime beim Problem mit Hunden unterm Weihnachtsbaum zwiegespalten sind

Bad Salzuflen / Detmold. Der Gedanke an Knopfaugen unterm Weihnachtsbaum samt kalter Hundeschnauze und wackelnden Öhrchen lässt bei einigen Zweibeinern das Herz sicher vor Freude höherschlagen. Dennoch dürfte den meisten Menschen bewusst sein: Tiere zu den Festtagen zu verschenken, ist keine besonders gute Idee. Manches Tierheim in Lippe hat mit dem Phänomen dennoch zu kämpfen - es gibt aber noch andere Baustellen.

Zwar sei die Weihnachts-Problematik schon durchaus stärker gewesen, sagt Stefan Quirini, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bad Salzuflen-Lemgo , das Tierheim in Bad Salzuflen gehe aber auch gezielt dagegen vor. Das Team verfolge Strategien, um den Trend gar nicht erst aufkommen zu lassen. &bdquo;Eine Woche vor Weihnachten vermitteln wir schon mal gar keine Hunde, Katzen oder Kaninchen an Familien mit Kindern“, erklärt der Vorsitzende. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauten sich in der Vorweihnachtszeit ganz genau an, ob hinter den auszufüllenden Kennenlernfragebögen möglicherweise unüberlegte Geschenkaktionen stecken könnten.

&bdquo;Wir haben auch schon erlebt, dass Kinder für ihre Eltern einen Hund zu Weihnachten besorgen wollten, um sie über den Verlust des Vorgängers hinwegzutrösten“, sagt Stefan Quirini. Das gehe natürlich schon allein vom Prinzip her nicht, da das Salzufler Tierheim ihre Schützlinge nur direkt an den vorgesehenen Besitzer abgebe. Nicht alle hätten für das Vorgehen des Tierheims Verständnis, sagt der Vorsitzende. &bdquo;Die meisten Leute sind sehr ehrlich und dann enttäuscht, wenn wir einer Vermittlung nicht zustimmen.“

Lieber Gutschein unterm Weihnachtsbaum als Kätzchen Der Hundebesitzer rät daher allen Familien oder überhaupt Menschen, die ernsthaft überlegen, sich einen Vierbeiner ins Haus zu holen, lieber in Sachen Geschenk auf ein Kuscheltier samt Gutschein zu setzen. Dann könnten die Angehörigen über die Feiertage gut überlegen, ob der Wunsch wirklich wahr werden soll. Die Weihnachtszeit - genauso wie die Zeit kurz vor Silvester - sei zumindest die schlechteste Zeit des Jahres, um sich einen neuen Hund, eine Katze oder ein anderes Haustier anzuschaffen.

&bdquo;An Heiligabend ist es vielleicht noch ganz nett, wenn der Hund oder die Katze unterm Baum sitzt, aber dann geht der Stress los“, sagt Stefan Quirini. Über die Feiertage hetzten die Menschen von einem Termin zum nächsten, das kenne wohl fast jeder aus der eigenen persönlichen Erfahrung. Ein gegenseitiges &bdquo;Beschnuppern“ und Kennenlernen zwischen den neuen Besitzern und dem frisch eingezogenen Haustier sei im Festtagschaos dann überhaupt nicht möglich.

Daher sollten neue Haustiere am besten nicht an einem Freitag angeschafft werden, wenn der Mensch am Montag direkt schon wieder acht Stunden im Büro sitzen müsse. &bdquo;Die perfekte Zeit für ein neues Haustier ist, wenn man Urlaub und damit ein paar Tage Zeit hat, sich intensiv mit dem Tier zu beschäftigen, den Charakter und den Tagesablauf kennenzulernen.“

Zeit haben, das ist sowieso ein wichtiges Stichwort, was Tiere betrifft: Denn Zeitmangel und/oder Überforderung gehören laut Maria Toman, beim Tierheim in Detmold für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, zu den häufigsten Beweggründen, weshalb Menschen ihre Tiere wieder abgeben wollten.

Aus Sicht des Detmolder Tierheims stellen &bdquo;Tiere unterm Weihnachtsbaum“ dabei nicht mal mehr ein vorrangiges Problem mehr, weil der Tierhandel im Internet boomt und es daher das ganze Jahr über günstig erscheint, sich Haustiere unüberlegt anzuschaffen. Dieses Jahr sei das besonders schlimm gewesen, teilt Toman mit.

Fundtierzahlen explodieren das ganze Jahr &bdquo;Unser Tierheim Detmold war das ganze letzte Jahr über mit einer explodierenden Zahl von Fundtieren konfrontiert. Wir erlebten nicht nur eine nie da gewesene Katzenflut, sondern es gab leider auch sehr viele ausgesetzte Hunde.“

Dabei handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um ehemalige Weihnachtsgeschenke, sondern vielmehr um während Corona und im Homeoffice angeschaffte Tiere, die ihre Halter jetzt überforderten, meint Toman.

Dem Tierheim in Detmold sei daher häufig der Verdacht gekommen, dass es sich gar nicht um vermeintliche Fundtiere gehandelt habe, sondern sich die Menschen auf diesem Wege ihrer eigenen Tiere entledigen wollten, ohne Hintergründe nennen zu müssen. Viele Hunde zeigten dazu deutliche &bdquo; Sozialisierungs- und Erziehungsdefizite.“

Diese Problematik anzugehen, sei wichtig. &bdquo;Es wäre viel erreicht, wenn sich die Menschen vor Anschaffung eines Tieres in den Tierheimen fachkundige Hilfe und Beratung holen würden“, sagt Maria Toman vom Tierheim in Detmold. Genauso sehen das auch die Kollegen vom Tierheim in Bad Salzuflen.

Dessen Vorsitzender Stefan Quirini möchte daher auch schon mal für Silvester sensibilisieren und den Menschen mit Tier raten, am besten die Vorhänge um Mitternacht zuzuziehen und den Hunden oder Katzen einen möglichst ruhigen Rückzugsort zu bieten. Immer mehr Hunde rissen beim Spazierengehen rund um das Jahresende nämlich durch die Knallerei aus. Und vielen schafften es nicht mehr lebend nach Hause zurück.

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