„Bedrohungslage ist ernst“: Augustdorfer General spricht über Einsatz in Litauen

Augustdorf. Marco Eggert ist seit Februar 2023 der Kommandeur der Panzerbrigade 21 und gleichzeitig Standortältester für Augustdorf und Paderborn. Der 51-Jährige befehligt etwa 5000 Soldatinnen und Soldaten, die mitunter in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern stationiert sind. Vor rund einem Jahr ist er zum Ein-Sterne-General befördert worden. Doch was genau hat sich für den Lipper verändert? Wie erlebt er den Beruf des Soldaten? Bis Mitte Dezember war er mit seiner Truppe ein Jahr lang in Litauen eingesetzt - eine Konsequenz des Krieges in der Ukraine. Im Interview spricht er auch über das Bedrohungsgefühl im Einsatz.

Was bedeutet es Ihnen, zum Brigadegeneral befördert worden zu sein?

Marco Eggert: Eine Beförderung ist natürlich immer eine besondere Ehre, wie auch eine Wertschätzung. Das gilt für alle Dienstgrade.

Was hat sich in Bezug auf Arbeit und Aufgabenbereich geändert?

Marco Eggert: Nun, die Aufgaben und die Verantwortung als Brigadekommandeur sind zunächst einmal unverändert. Die interne und externe Wahrnehmung beziehungsweise Aufmerksamkeit sind jedoch schon intensiver geworden.

Warum haben Sie den Beruf des Soldaten gewählt?

Marco Eggert: Nach dem Abitur am Gymnasium in Blomberg bin ich direkt als Offizieranwärter in die Bundeswehr eingetreten. Ich wollte, wie sicher viele junge Menschen, einen abwechslungsreichen, fordernden und auch spannenden Beruf, in dem man früh Verantwortung übernehmen kann.

Was gefällt Ihnen daran, was nicht?

Marco Eggert: Meine Erwartungen haben sich bis heute erfüllt. Ich halte den Soldatenberuf für einen der abwechslungsreichsten Berufe, den es gibt. Das ist klasse. Bei uns ist keine Woche gleich. Es erfordert aber auch viel Flexibilität und bedingt nicht unerhebliche Abwesenheiten von daheim für Ausbildung, Übungen und scharfen Einsätzen. Das ist sicher nicht immer einfach, aber es ist erforderlich und zutiefst sinnstiftend für die Freiheit unseres Landes und unsere Werte einzutreten. Darüber hinaus hat mich der Teamgeist in der Bundeswehr, wir nennen das Kameradschaft, immer sehr beeindruckt.

Was wäre der nächste berufliche Schritt?

Marco Eggert: Als Lipper fühle ich mich in Augustdorf natürlich sehr wohl. Klar ist aber auch, dass die Zeit als Brigadekommandeur irgendwann enden wird. Aktuell ist dies jedoch kein Thema.

Sie haben jüngst den Auftrag &bdquo;enhanced Vigilance Activities“ an der NATO-Ostflanke in Litauen beendet. Knapp ein Jahr waren dort Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 21 dauerhaft stationiert. Welches Gefühl löst das in einem aus?

Marco Eggert: Die Bedrohungslage an der NATO-Ostflanke ist ernst. Das ist den Soldatinnen und Soldaten sehr bewusst, weil sie es ja auch ganz konkret erleben. Wir wissen aber damit umzugehen, das gehört zur Professionalität. Die Panzerbrigade 21 ist für solche Aufträge vorbereitet und entsprechend ausgebildet, das haben wir ja gerade erst nachgewiesen.

Wie sah der Arbeitsalltag in Litauen aus?

Marco Eggert: Die Panzerbrigade 21 hatte während des gesamten Jahres dauerhaft einen vorgeschobenen Gefechtsstand in Rukla stationiert. Die dort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten waren in der Regel für vier Monate dort und haben unsere Aktivitäten mit den litauischen Streitkräften vor Ort koordiniert. Darüber hinaus haben wir mehrwöchige große Truppenverlegungen durch Polen nach Litauen durchgeführt, um dort unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Das bedeutet für die Truppe unter anderem Übungen im freien Gelände und im scharfen Schuss auf Truppenübungsplätzen bei Tag und Nacht mit weiteren NATO-Partnern.

Wie verhalten sich die Litauer Ihnen gegenüber?

Marco Eggert: Wir haben während unseres Auftrages in Litauen regelmäßig sehr große Dankbarkeit wahrgenommen. Die Menschen dort schätzen den deutschen Beitrag zur Sicherheit und Rückversicherung der NATO.

Wie groß ist das Bedrohungsgefühl - sowohl Ihres als auch in der Truppe? Spricht man darüber?

Marco Eggert: Das ist natürlich ein bestimmendes Thema, wie sollte es denn auch anders sein? Die Panzerbrigade 21 war bis Dezember für ein ganzes Jahr im Rahmen der sogenannten &bdquo;enhanced Vigilance Activities“ als NATO-Rückversicherungsbrigade für Litauen eingesetzt. Wir waren mehrfach und mit großen Truppenkontingenten an der NATO-Ostflanke sowohl an der russischen wie auch der belarussischen Grenze präsent. Das ist wichtig, unterstreicht die Wachsamkeit der NATO und trägt ganz maßgeblich zur Abschreckung bei. Es bedeutet aber auch, dass wir die aktuelle Lage sehr genau und fortwährend analysieren müssen – das tun wir natürlich.

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