Gutachten liegt vor: Wie es um den Norderteich bei Horn-Bad Meinberg bestellt ist

Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Entscheidend für den Erhalt der Arten am Norderteich mit seinen Auwäldern, Röhrichten und Grünland ist ein möglichst hoher Wasser-Anstau. Zum Problem könnte der Fischbestand werden. Dies sind nur zwei Ergebnisse des umfangreichen Gutachtens, das Fabian Fester von der Biologischen Station im Kreis-Umweltausschuss vorstellte. Unterm Strich steht: Viele Sorgen zur Zukunft des Naturschutzgebietes waren unbegründet, Befürchtungen sind nicht eingetreten. Gleichwohl ist die Lage &bdquo;dramatisch“, wie Ausschussvorsitzender Uwe Georgi zusammenfasste.

Kurzer Rückblick: Vor drei Jahren ging es los, die ersten Meldungen trudelten ein: Der Wasserstand im rund 20 Hektar großen Norderteich war durch die andauernde Trockenperiode und undichte Staubretter im Staudamm massiv abgesunken , in der Folge wuchsen unter anderem Pappel und Weiden in Massen im Schlamm. Schließlich begann der Landesverband vergangenen Sommer mit umfangreichen Sanierungen des Damms, s etzte auch eine neue Spundwand ein. Zuvor hatten Kreis und Landesverband ein Fachgutachten in Auftrag gegeben: Wie hat sich Flora und Fauna über die Jahre entwickelt? Dieses Gutachten liegt nun vor.

42 Pflanzenarten ausgestorben Fester hatte das Glück, auf alte Daten zurückgreifen zu können: &bdquo;Die 70 Hektar des Norderteichs und der Wälder und Auen drumherum gehören zu den am intensivsten untersuchten Gebieten Lippes.“ Die Fakten, die er nannte, waren erschütternd: 42 der im Jahr 1880 beobachteten 354 Pflanzenarten sind ausgestorben, nachdem ihr Vorkommen immer weiter gesunken war. Der Lebensraum der in Baumhöhlen lebenden Eremiten geht verloren, denn immer mehr der Jahrhunderte alten Eichen sind abgängig. Stattdessen wachsen Buchen nach. Hauben- oder Zwergtaucher brüten seit Jahren nicht mehr.

&bdquo;Sie finden keine Nahrung, und auch der Waschbär ist ein Problem für sie“, sagte Fester. All diese und weitere Tatsachen hängen nicht mit dem Trockenfallen vor drei Jahren zusammen, vielmehr mit den Veränderungen in der Bewirtschaftung - etwa, weil die Felder nicht mehr beweidet und stattdessen einmal im Jahr gemäht werden. Die Mehrzahl der Arten ist bereits vor dem Jahr 2000 verschwunden. Dennoch bleiben die Sumpf- und Brauchwälder einmalig für Lippe.

Weidenbestand weist Lücken auf Der Weidenbestand - vor zwei/drei Jahren ein großes Problem - weist immer größere Lücken auf und stirbt teilweise ab, es steht ja wieder Wasser. Die Schilfbestände, insbesondere an der Wasserkante, haben sichtlich gelitten &bdquo;Von 9,5 Hektar in den 1970er Jahren auf nur noch zwei Hektar.“ Hier habe der im Herbst testweise im Wasser aufgebaute 60 Meter lange mobile Zaun viel gebracht. &bdquo;Die Gänse kommen nicht mehr an das Schilf dran.“ Insbesondere Graugänse, die in großen Gruppen von bis zu 200 Tieren zusammenkommen, sowie Kanada- und Nilgänse seien nämlich für den Rückgang verantwortlich, hatte Fester bereits im Herbst erklärt. &bdquo;Ohne Gegenmaßnahmen gehen die Schilfe zurück.“

Schlechte Boten erteilte Fester für den Fischbestand, der &bdquo;nicht gesund“ sei. Es gebe sehr schwere, alte Karpfen, magere Hechte. Ein Problem: Die Fische durchwühlen den Boden, Sedimente wirbeln auf, Licht kommt nicht mehr durch: Kleinstlebewesen und Wasserpflanzen leiden. Er riet dringend dazu, Giebel und Karpfen zu entnehmen und gewässertypische Arten einzusetzen.

Wasser kann nicht mehr entweichen Der Norderteich wird sich durch Klimaänderungen und natürliche Alterung verändern, sagte Fester. Er erwarte eine stärkere Entwicklung von Weidenauenwald. Der Wasserstand müsse möglichst hoch sein. Klar sei aber: &bdquo;In Trockenzeiten ist kein Zulauf in den Norderteich vorhanden. Wasserentnahme aus dem Aalbach ist nur begrenzt möglich.“

Die wasserbaulichen Maßnahmen des Landesverbandes sind weitgehend abgeschlossen, dauern aber noch bis zum Frühjahr an. In den vergangenen Wochen wurde eine 60 Meter lange Spundwand in den alten Damm eingelassen, die mit einem Stahlgeflecht versehen und mit Beton ausgegossen wurde. Danach wurde ein speziell angefertigtes Ablaufwerk eingelassen, das den alten Mönch ersetzt. Nun stehen noch Arbeiten an der Oberfläche an.

Wasserverluste seien in Zukunft nicht mehr möglich, resümierte Verwaltungsvorstand Dr. Ute Röder. Schränkte aber ein: &bdquo;Wir können hier partiell machens steuern und verbessern, aber im Kern ist das die allgemeine Entwicklung der Biodiversität. Vor vielen Verlusten in Flora und Faune können wir uns nicht schützen“. Gemeinsam mit dem Landesverband werde der Kreis weiterhin aufmerksam sein und kleinere Maßnahmen umsetzen - im niedrigeren Kostenbereich.

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