Personalprobleme: Kreis Lippe entzieht den Johannitern die Rettungswache Schlangen

Kreis Lippe/Schlangen. Zum Monatswechsel übernimmt der Kreis Lippe den Betrieb der Rettungswache in Schlangen. Denn die bislang zuständige Johanniter-Unfall-Hilfe Lippe-Höxter konnte den Standort zuletzt nicht immer wie vorgeschrieben besetzen - sie führt fehlende Fachkräfte und Krankheiten als Gründe an. Anfang des Jahres häuften sich die Ausfälle derart, dass der Kreis Lippe eine Kündigung wegen Nichterfüllung aussprechen musste, wie Meinolf Haase, Fachdienstleiter Bevölkerungsschutz, auf LZ-Anfrage sagte.

In einer kurzen Pressemitteilung schreiben die Johanniter, sie hätten die Kündigung angenommen und wollten sich auf ihre einzige verbliebene Rettungswache in Blomberg konzentrieren. Über viele Jahre sei der Betrieb sehr stabil verlaufen, teilt die Organisation auf Nachfrage mit. Auch in Schlangen hätten die Ausfallzeiten 2024 im Durchschnitt des gesamten lippischen Rettungsdienstes gelegen. In Tarifvergleichen rangierten die Johanniter &bdquo;als einer der besten Arbeitgeber in der Sozialwirtschaft“. &bdquo;Lediglich Anfang dieses Jahres gab es eine Krankheitswelle in der Belegschaft“, teilt Sprecherin Judith Suckow mit.

Unfallträchtige B 1 im Fokus Tatsächlich musste der Kreis Lippe aus seiner Rettungswache in Horn-Bad Meinberg im Januar schichtweise Fahrzeuge samt Sanitätern nach Schlangen verlegen, wenn im morgendlichen Meldewesen die Sennegemeinde als verwaist gemeldet worden war. Mit der unfallträchtigen Bundesstraße 1 im Einsatzgebiet und angepeilten Hilfsfristen von zwölf Minuten ist die Rettungswache Schlangen ein Pflichtstandort.

Künftig wird sie nun von Horn-Bad Meinberg aus als Außenwache durch den Kreis Lippe mitgeführt. Der Kreis Lippe muss zwar laut Rettungsdienstleiter Achim Reineke auch um Personal kämpfen und hat die Sanitäter-Ausbildung entsprechend hochgefahren, Riesenprobleme wie bei den Johannitern gebe es hier gleichwohl nicht. So verspricht Haase mehr Stabilität für Schlangen, das zwar gewackelt habe, aber nie zusammengebrochen sei.

Einjährige Verschnaufpause angeboten Auch die Johanniter-Unfallhilfe lässt durch Pressesprecherin Judith Suckow verbreiten: &bdquo;Die rettungsdienstliche Versorgung der Bevölkerung in der Region ist und bleibt sichergestellt.“ Ohnehin hat der Kreis Lippe hier eine Kooperation mit dem Kreis Paderborn laufen - wenn beispielsweise in Bad Lippspringe Not am Mann ist, springen die Schlänger ein. Und umgekehrt natürlich auch.

Offensichtlich uninteressant für die Johanniter war das vom Kreis Lippe vorliegende Alternativangebot zur Kündigung: Anstatt den Vertrag komplett zu beenden, hätte sich der Kreis auch auf eine einjährige Pause eingelassen, die die Johanniter hätten nutzen können, um sich personaltechnisch zu sortieren, so der Vorschlag aus der Bevölkerungsschutz-Zentrale.

Ausgaben steigen rasant Zum Hintergrund: Der Betrieb von Rettungsstellen und -fahrzeugen ist sowohl für private Firmen als auch anerkannte Hilfsorganisationen eigentlich ein lukratives Geschäft. Eine Gebietskörperschaft wie der Kreis Lippe muss die gesamten Kosten - auch für den organisatorischen Überbau - nach jährlichen Verhandlungen quasi eins zu eins übernehmen. Die Ausgaben holt sie sich dann von den Krankenkassen wieder.

Waren es Anfang der 2000er-Jahre noch 8 Millionen Euro, ist der lippische Markt im Rettungswesen inzwischen 35 Millionen Euro schwer. Gründe für die Steigerung sind Personal- und Materialkosten, aber auch die höhere Zahl der Einsätze. Menschen rufen immer schneller und auch bei Lappalien den Rettungsdienst.

Bis zum Jahr 2016 war auch das Deutsche Rote Kreuz stark im lippischen Rettungsdienst unterwegs, seinerzeit wechselten auf einen Schlag 80 Mitarbeiter zum Kreis Lippe. Neben den Johannitern, die nun noch mit 30 Mitarbeitern Blomberg betreiben, sind in Lage und Oerlinghausen als Hilfsorganisationen noch die Malteser unterwegs.

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