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Bei Super-GAU im Archiv:„Notfallverbund Lippe - Herford“ soll Kulturschätze retten

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Neuer „Notfallverbund Lippe - Herford“ gegründet: (sitzend von links) Bernd Poggemöller (Bürgermeister Stadt Löhne), Dirk Tolkemitt (Bürgermeister Stadt Bad Salzuflen), Markus Baier (Bürgermeister Stadt Lemgo) und Frank Rayczik (zweiter Beigeordneter Stadt Lage; in Vertretung von Bürgermeister Matthias Kalkreuter) gemeinsam mit den Stadtarchivaren (stehend von links) Mathis Nolte (Löhne), Sonja Beinlich (Bad Salzuflen), Julia Plötzgen (Lemgo) sowie Lars Sonnenberg (Lage). - © Stadt Bad Salzuflen
Neuer „Notfallverbund Lippe - Herford“ gegründet: (sitzend von links) Bernd Poggemöller (Bürgermeister Stadt Löhne), Dirk Tolkemitt (Bürgermeister Stadt Bad Salzuflen), Markus Baier (Bürgermeister Stadt Lemgo) und Frank Rayczik (zweiter Beigeordneter Stadt Lage; in Vertretung von Bürgermeister Matthias Kalkreuter) gemeinsam mit den Stadtarchivaren (stehend von links) Mathis Nolte (Löhne), Sonja Beinlich (Bad Salzuflen), Julia Plötzgen (Lemgo) sowie Lars Sonnenberg (Lage). (© Stadt Bad Salzuflen)

Bad Salzuflen. In Stadtarchiven schlummert so mancher Schatz. Dieser ist vielleicht nicht aus Gold, doch birgt er Kulturgüter von lokaler, regionaler, nationaler und manchmal sogar internationaler Bedeutung. Darum muss auch dieser Schatz ge-und behütet werden. Die Einrichtungen sind sogar zu Schutz Erhalt verpflichtet. Entstehen aber Schäden durch Naturkatastrophen, Feuer, Wasser, technische Defekte oder äußere Gewalt geraten Archive mit den eigenen Mitteln schnell an ihre Grenzen. In OWL schließt man sich nun zusammen.

„Ein Notfall hält sich nicht an Orts- oder Kreisgrenzen“, sagt Bad Salzuflens Bürgermeister Dirk Tolkemitt. Das sei auch das Motto einer neu gegründeten Kooperation. Um im Notfall handlungsfähig zu sein und drohende Schäden schnell erkennen und verhindern oder zumindest eindämmen zu können bedürfe es vorausschauender Risikoanalysen und sinnvoller Präventionspläne. Dafür haben sich ab sofort das Stadtarchiv der Kurstadt sowie die städtischen Archive Lage, Lemgo und Löhne kreisübergreifend zusammengeschlossen und den „Notfallverbund Lippe - Herford“ ins Leben gerufen.

„Risiken und Gefahren nehmen eher zu“

Die Idee zur Gründung von institutionenübergreifenden Notfallverbünden zum Schutz von Kulturgut stammt aus den Anfängen der 2000er Jahre, schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung. Sie wurde von der Brandkatastrophe der „Anna-Amalia-Bibliothek“ in Weimar 2004 und des Einsturzes des Historischen Archivs der Stadt Köln fünf Jahre später beeinflusst. Matthias Kalkreuter, Bürgermeister der Stadt Lage: „Diese und andere Ereignisse machen deutlich, wie schnell Notfälle auftreten können, die dazu führen, dass wertvolle Kulturgüter auf lange Zeit nicht mehr genutzt werden können oder im schlimmsten Fall sogar gänzlich verloren gehen.“

Markus Baier, Bürgermeister der Stadt Lemgo, ergänzt, dass es sich um Unikate handele, die nicht mehr wiederzubeschaffen seien. „In Zeiten des sich vollziehenden Klimawandels ist zudem davon auszugehen, dass die Risiken und Gefahren eines Kulturgutsverlusts eher zunehmen als abnehmen.“ In der Folge ist ein erstes Ziel bei Gründung eines Notfallverbundes, dass „durch die Unterzeichnung einer Vereinbarung ein rechtlicher Rahmen geschaffen wird“, erklärt Bernd Poggemöller, Bürgermeister der Stadt Löhne. Dieser Rahmen ermögliche, dass sich die Mitgliederstädte bei Bedarf „gegenseitig mit Personal und Material unterstützen.“

Erste Hilfe für beschädigtes Material

Den Umfang der jeweils zu leistenden personellen und technischen Unterstützung bestimmen die hilfeleistenden Institutionen entsprechend ihrer Kapazitäten. Zudem haben sich die Stadtarchive Bad Salzuflen, Lage, Lemgo und Löhne des neugegründeten „Notfallverbundes Lippe - Herford“ mit weiteren Behörden abzustimmen und führen regelmäßig gemeinsame Übungen durch. „Dabei sind die Arbeitsabläufe und Notwendigkeiten bei Eintritt eines Ernstfalls in den vier Institutionen weitgehend gleich“, schreibt die Stadt.

Die Notfallvereinbarung regele jedoch nicht nur den Rahmen für Hilfsleistungen im unmittelbaren Schadensfall, sie schaffe zudem eine Grundlage für den Austausch von Wissensbeständen, gemeinsame Notfallübungen sowie die Planung und Bewertung von vorbeugenden Maßnahmen. Dazu gehöre auch die gemeinsame Anschaffung und Ausstattung von sogenannten Notfallboxen. Die enthielten persönliche Schutzausrüstung für die Beteiligten sowie Material zur Erstversorgung von geschädigtem Archivgut.

In den Notfallboxen befinden sich unter anderem Gummistiefel, Schutzanzug, Maske, Schreibutensilien und eine Taschenlampe sowie Stretchfolie, in der feuchtes beziehungswiese nasses Gut eingewickelt wird. Anschließend wird das erstversorgte Kulturgut in Transportboxen verpackt und zur restauratorischen Weiterbehandlung abtransportiert.

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