Viele Angebote: Wie Hilfe für psychisch Kranke in Lippe besser abgesprochen werden soll

Kreis Lippe. Es gibt Anleitung, um den Tag besser strukturieren zu können. Es gibt besonders engen Kontakt zum Jobcenter, Teilnahme an Selbsthilfegruppen, den Besuch von Tagesstätten, Hilfe bei der Pflege, besonders enge Betreuung durch den Arzt... - und für manche alle dies gleichzeitig. Das Hilfsangebot für psychisch- oder suchtkranke Menschen ist vielfältig, doch manchmal weiß die eine helfende Hand nicht, was die andere tut. Mehr als 20 lippische Anbieter von Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen wollen das ändern, ihre Arbeit besser koordinieren, Fallgespräche führen. Sie haben jetzt den Gemeindepsychiatrischen Verbund (GPV) gegründet.

Dabei sind Vereine wie &bdquo;der Grundstein“ oder &bdquo;das Dach“, auch das Gemeindepsychiatrische Zentrum, die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, das Jobcenter, die Lebenshilfe, die Drogenberatung, die Frauenberatungsstelle Alraune, Bethel und viele andere; federführend ist der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises Lippe. Dr. Anita Helbing-Übelacker, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin des Fachgebiets Seelische Gesundheit beim Kreis, weiß: &bdquo;Manchmal sind die Krankheiten schwer und sehr komplex. Doch die Helfenden wissen zu wenig voneinander.“ Die Hilfen könnten oft passgenauer sein, oft reichten sie auch nicht. Ziel der Zusammenarbeit ist es auch, vollstationäre Unterbringungen möglichst zu verhindern.

Regelmäßige Fallbesprechungen Darum soll es nun regelmäßig Treffen des GPV geben, bei denen Fälle besprochen und Bedarfe ermittelt werden - natürlich unter Einhaltung des Datenschutzes. Erfahrungsgemäß seien die Betroffenen dankbar und damit einverstanden, ihre Daten freizugeben: &bdquo;In der Psychiatrie geht sowieso fast nichts ohne Freiwilligkeit“, sagt Helbing-Übelacker. Es sei wichtig, dass die Unterstützungssysteme voneinander wüssten, betont Dr. Kerstin Ahaus, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes - insbesondere, wenn sie mit schwer und komplex erkrankten Personen arbeiteten.

Positive Synergieeffekte sollen im Idealfall zu kürzeren Wartezeiten führen und die Kapazitäten besser ausschöpfen. Es gelte, Qualitätsstandards zu etablieren, Versorgungsdefizite ebenso wie Überangebote zu erkennen und sich schlicht und einfach besser gegenseitig über seine Arbeit zu informieren.

Pflichtaufgabe für Kreise Die Mitglieder des GPV haben sich zur engen Zusammenarbeit verpflichtet. Die Geschäftsführer-Stelle für die Leitung des GPV wird laut Ahaus gerade ausgeschrieben. Einen GPV zu betreiben, ist mittlerweile Pflichtaufgabe für Kreise in NRW, das Land fördert die Stelle anteilig. Anita Helbing-Übelacker kündigte an, dass der Verbund sich nicht &bdquo;nur“ um einzelne Erkrankte kümmern wolle, es seien auch Fortbildungsangebote geplant - jedes Mitglied habe spezielle Kompetenzen, von denen andere profitieren könnten. Auch soll die Unabhängige Beschwerdestelle etabliert werden.

Kerstin Ahaus ergänzte, dass beispielsweise junge psychisch Erkrankte mehr in den Blick genommen werden müssten. Menschen, die im Grunde noch jugend-psychiatrisch behandelt werden müssten, aber älter als 18 Jahre sind. &bdquo;Die sind in der Erwachsenenpsychiatrie zuweilen überfordert, bei den Jüngeren aber unterfordert, die Grenze ,18’ ist streng. Da müssen wir ein Angebot im Übergang schaffen.“ Zumal die Zahl der psychisch Erkrankten insgesamt ständig zunehme, Wartelisten bei Therapeuten und Ärzten würden länger und länger.

Fragen beantwortet Dr. Anita Helbing-Übelacker unter Tel. (05231) 621052 oder per E-Mail. Kontakt: a.helbing-uebelacker@kreis-lippe. de.

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