Erneute Absage: Das GPZ in Detmold bekommt keine Förderung für ein Huntington-Zentrum

Detmold. Sie kann viele Gesichter haben, die Nervenkrankheit Chorea Huntington - auch Morbus Huntington genannt. Die Ausprägungen reichen von überschießenden, tänzelnden Bewegungen (sogenanntem Veitstanz) über Muskelzuckungen oder -verspannungen bis hin zu Bewegungsstörungen und Steifheit, dazu kommen Ängste oder Aggressionen, Apathie oder Psychosen. Und die können sich im Verlauf der Krankheit ändern, weiß Dr. Ralf Marquard, Ärztlicher Direktor des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ) in Detmold. Seit rund 20 Jahren beschäftige er sich mit der Krankheit und möchte in Detmold ein Huntington-Zentrum errichten . Doch dafür ist er auf Hilfe angewiesen.

Der Kreis Lippe unterstützt das Vorhaben und hat seinerseits Bund und Land aufgefordert, &bdquo;ein (Modell-)Projekt zu genehmigen, die Anschubfinanzierung dafür bereitzustellen und die Aufnahme in den Krankenhausplan NRW zu ermöglichen“, wie er schreibt. Einen entsprechenden Beschluss, sich an das Ministerium zu wenden, hatte der Kreistag Ende Februar dieses Jahres verabschiedet.

Nun kam die Antwort - und die ist ernüchternd. Aktuell sei &bdquo;keine Implementierung und Einzelförderung von Investitionen eines besonderen Versorgungsangebotes für psychisch erkrankte Huntington-Patienten beabsichtigt“, schreibt das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen in seiner Antwort. Sprich: Es gibt kein Geld für die Errichtung der Station.

Bereits vor knapp zwei Jahren hieß es vom Ministerium, das GPZ wolle - neben den im Krankenhausplan NRW enthaltenen 100 vollstationären und 65 teilstationären Plätzen - mittlerweile ist eine Erweiterung auf 133 voll- und 76 teilstationäre Plätze genehmigt - für die psychiatrische und psychosomatische Krankenhausversorgung ein Spezialangebot etablieren und sich somit einen Teil seiner Patientinnen und Patienten &bdquo;aussuchen“. Das sei im Rahmen des Krankenhausplanes nicht zulässig. Bereits damals erklärte Marquard, die Nachfrage nach Plätzen zur Behandlung von Huntington im GPZ sei groß. &bdquo;Huntington zählt zu den seltenen Krankheiten“, sagte er. Aber sie sei die häufigste unter ihnen, laut Antrag von SPD, CDU, Grünen und Freien Wählern warteten allein 14.000 Patienten bundesweit und in NRW etwa 4500 Patienten auf eine entsprechende Behandlung. Eine Spezialklinik gebe es bislang nur in Bayern - und die hatte Dr. Ralf Marquard mit aufgebaut.

Weiter heißt es, Chorea Huntington-Patienten bedürften einer mehrwöchigen vollstationären psychiatrischen Behandlung, auf einer allgemeinpsychiatrischen Station sei diese nicht zielführend. Im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit erklärte Vorsitzende Marianne Rautenberg, sie hoffe, dass in die Diskussion doch noch einmal Bewegung komme. Schließlich werden im GPZ bereits heute schon Chorea Huntington-Patienten behandelt, die sowohl aus dem Kreis Lippe als auch aus dem weiteren Landes- und Bundesgebiet kommen.

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