Dem Publikum bleibt im Detmolder Landestheater das Lachen im Halse stecken

Detmold. Bei der Premiere des Stücks &bdquo;Automatenbüffett“ von Anna Gmeyner im Landestheater Detmold konnte dem Publikum zum Teil das Lachen im Halse stecken bleiben. So sehr karikierte das hervorragend aufgelegte Ensemble mit seinen überzeichneten Charakteren eine Gesellschaft in einer Zeit des sozialen Umbruchs in den &bdquo;Goldenen Zwanzigern“. Die Entfremdungs- und Vereinsamungstendenzen zeichneten dabei deutliche Parallelen zur Gegenwart.

1931 wurde es am Hamburger Thalia-Theater uraufgeführt, doch ging Anna Gmeyner nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ins Exil, zunächst nach Paris, dann nach London. Erst 2020, rund 30 Jahre nach ihrem Tod, wurde &bdquo;Automatenbüffet“ wieder am Wiener Burgtheater neu aufgeführt und ist nun unter der Regie von Jan Steinbach am Landestheater auf die Bühne gekommen.

Ohne menschliche Kontakte In der Kleinstadt Seebrücken übt Frau Adam, sehr streng, ausdrucksstark und dominant von Katharina Otte gespielt, ihr Regiment in einem Lokal mit dem Automatenbüffett aus. Der schmucklose große Kasten mit seinen zahlreichen Fächern, aus denen man gegen einen Geldeinwurf Essen und Getränke, vorzugsweise Bier, entnehmen kann, steht als Metapher für beginnende Isolation, den Verlust menschlichen Kontakts und für Interaktion, ohne dabei mit anderen Menschen in Kontakt treten zu müssen. Zudem gibt es eine Musik-Box, dargestellt von Paul Enev, die, ebenfalls auf Geldeinwurf, auf der Mundharmonika zu spielen beginnt.

So wird das Lokal zu einem Treffpunkt skurriler Charaktere, einer spießbürgerlichen Männergesellschaft, die dort ihre politischen Intrigen spinnt sowie dem Vereinsleben im DAFV, dem Deutschen Amateur-Fischer-Verband, frönt. Diesem Verein gehört auch Herr Adam an, beeindruckend in seiner Gradlinigkeit und Bescheidenheit von Hartmut Jonas gespielt, der sich über die Jahre mit seiner Frau total auseinandergelebt hat.

Objekt der Begierde Als er eines Tages das Mädchen Eva aus einem Teich rettet, in dem dieses sich gerade aus Liebeskummer das Leben nehmen will, und es in das Automatenbüffet mitnimmt, gerät alles aus den Fugen. Die soziale Ordnung zerfällt zusehends, die Herrenrunde aus Schulrat, Apotheker, Redakteur, Stadtrat, Kaufmann und Oberförster, allesamt honorige Männer, hat plötzlich ein Objekt der Begierde vor Augen.

Die charakterlich reine und hilfsbereite Eva ist eine Paraderolle für Alexandra Riemann, die diese mit großer Sensibilität und doch auch Verve ausfüllt. Ihr stellen die Männer nach, allen voran Pankraz, der als Faktotum des Hauses ständig präsent ist und eine Zigarette nach der anderen qualmt. Tritt Eva auf, meistens mit einem Putztuch bei der Arbeit, verbiegt sich die anwesende Männerwelt pantomimisch choreografiert in ihre Richtung, doch allen Annäherungsversuchen widersteht sie.

Ein eher romantisch-platonisches Verhältnis besteht zwischen Herrn Adam und Eva, seitdem er sie aus dem Teich gefischt hat. Schon während der Rettungsaktion sind sie sich nahe - die Regie greift dafür zu einem besonderen Trick. Die beiden Protagonisten liegen auf dem Bühnenboden. Und während des Dialogs wird das Bild von den beiden in einer leichten Wellenbewegung auf den Bühnenvorhang projiziert, sodass sie als stehende Spiegelung im Wasser erscheinen. Allerdings sind die Akteure auf dem Bühnenboden nicht auf allen Plätzen gut sichtbar, und auch die Texte werden manchmal zu leise gesprochen.

Zum Schluss ein Sahnehäubchen Natürlich entfacht Evas Anwesenheit und das Verhalten der Männer das Missfallen der jeweiligen Gattinnen, die sich im Automatenbüffett als versammelte Macht aufbäumen. Und immer wieder im Spiel Stadtstreicher Puttgam (Stella Hanheide), der das andere Ende der Gesellschaft spiegelt, herumgeschubst wird und tiefer sitzen muss als die &bdquo;gute“ Gesellschaft.

Nachdem das Publikum dem Stück lang anhaltenden Beifall spendete, setzte das Ensemble dem Abend noch ein Sahnehäubchen auf. Denn Regisseur Jan Steinbach lieferte hier seine letzte Inszenierung im festen Engagement und der laufenden Spielzeit, und das Team bereitete ihm einen berührenden emotionalen Abschied.

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