In Schwalenberg entwirft die neue Stipendiatin digitale Räume

Schieder-Schwalenberg. Viele Künstler arbeiten an der Schnittstelle von Foto und Malerei, von Malerei und Digitalproduktion und an ähnlichen Grenzen. Die südkoreanische Künstlerin Eunjeong Kim ist so eine. Seit Anfang Mai ist sie die neue Stipendiatin des Landesverbands in Schwalenberg. Etwas hat sie sich schon eingelebt und erste Arbeiten fertiggestellt.

&bdquo;Schwalenberg ist sehr inspirierend“, sagt sie. Interessant, denn die dörflich-bäuerliche Umgebung, die schwere Erde und die Fachwerkhäuser nebst Kopfsteinpflaster haben auf den ersten Blick so gar nichts mit Eunjeong Kims poppig-bunten Bildern, mit Augmented oder Virtual Reality zu tun. Aber sie erklärt: &bdquo;Ich war auf der Burg, und wenn man herabschaut, sieht man rote Dächer, blauen Himmel, gelbe Rapsfelder, grüne Landschaft. Außerdem komme ich selbst vom Dorf.“ Okay, das macht es greifbarer.

Für sechs Monate lebt sie im Künstlerhaus in Schwalenberg und arbeitet dort auf die Abschlussausstellung im Oktober im Robert-Koepke-Haus hin. &bdquo;Eunjeong Kim“, hatte Kulturreferentin Dr. Mayarí Granados schon vorher geschildert, &bdquo;überzeugte durch ihre faszinierende Verbindung von analoger Malerei und digitaler Kunst wie VR und AR. In ihren Werken erforscht sie die räumliche Wahrnehmung und die Immersivität von Bildräumen. Sie hinterfragt die Grenzen zwischen digitalen und analogen Medien und überträgt digitale Effekte in die materielle Welt der Malerei.“

Die Grenzen verschwimmen Das Räumliche spielt einerseits in ihren gemalten Bildern eine Rolle. Sie arbeitet flach mit Airbrush und setzt dann pastose Bildelemente drauf. Eine Plastizität, die am Ende bei der Digitalkunst fehlt. Sie kann nur simuliert werden. Aber das macht Eunjeong Kim mit Bravour. Zum Beispiel kann man das Handy auf ihre Bilder richten, nachdem man zuvor einen QR-Code gescannt hat. Dann erwachen sie regelrecht zum Leben. Die Bildelemente verlassen die gemalte Ebene, rutschen ins Digitale und schweben im Raum, lassen sich in der simulierten Tiefe und scheinbaren Dreidimensionalität erfahren oder gewinnen neue Elemente hinzu – Extended Reality. Bei anderen geht es per Rundumsicht: vor eine leere Leinwand setzen, VR-Brille auf – schon sitzt man mitten in einer digitalen Bildwelt zwischen abstrakten Pop und traditionellen Blumenmotiven.

Malerisches Können &bdquo;Eunjeong Kim“, schildert Mayarí Granados, &bdquo;vereint klassisches, technisch perfektes malerisches Können mit einer virtuellen Phantasiewelt, die sie am Computer mit 3D-Programmen erzeugt. KI nutzt sie dafür noch nicht, denn die Technik ist derzeit nicht ausgereift genug und kann noch keine komplexen Aufgaben bewältigen.“ Was sich in ein paar Jahren noch ändern kann. Dennoch sagt Eunjeong Kim: &bdquo;Für mich ist sie einfach ein anderes Material, das eine andere Wahrnehmung schafft und eine eigene Welt bildet. Analog bleibt analog, digital bleibt digital. Beides wird immer existieren. Trotzdem bleibt die Malerei das Zentrum meines Schaffens.”

Jörg Düning-Gast, Vorsteher des Landesverbandes, schaut Eunjeong Kim bei ihrer Arbeit einmal kurz über die Schulter. Sie sitzt vor einigen entstehenden Gemälden. Farbtuben türmen sich und Pinsel. Dazwischen ein bekleckstes iPad, was direkt als Symbol für die Arbeit der Südkoreanerin durchgeht. &bdquo;Wir wollen stets etwas Neues zeigen“, sagt Düning-Gast, und das habe man mit der Wahl von Eunjeong Kim als Stipendiatin in jedem Fall getroffen. Ihre Arbeit zeige auch auf, wie sich spielerisch und künstlerisch zwischen den Welten wandeln lasse, was auch Bedenken gegenüber der Digitalen und der Künstlichen Intelligenzen nehmen könne.

Für ihre Zeit in Schwalenberg, erklärt die Künstlerin daraufhin, hat sie schon verschiedene Ideen. So möchte sie sich während des Stipendiums gezielt auf großformatige Malerei konzentrieren und erforschen, wie sich die Immersivität virtueller Räume auf die physische Erfahrung von analogen Bildern übertragen lässt. Neben der Malerei plant sie eine großformatige Installation mit aufblasbaren, drei bis vier Meter hohen Luftballons, die mit Extended Reality erweitert werden- man darf gespannt sein, wie dieses Experiment gelingen wird.

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