Schieder-Schwalenberg. Die südkoreanische Künstlerin Eunjeong Kim kommt als Stipendiatin nach Schwalenberg. Ihre Werke erschaffen neue Welten an der Schnittstelle von analoger Malerei und digitaler Kunst.
„Ab Mai wird die Stipendiatin des Landesverbandes Lippe für sechs Monate in das Künstlerhaus in Schwalenberg einziehen und dort auf die Abschlussausstellung im Oktober im Robert Koepke Haus hinarbeiten“, erklärt der Landesverband in einer Pressemitteilung.
50 Bewerbungen
Die Jury, bestehend aus dem Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast, dem Leiter der Kulturagentur des Landesverbandes Lippe, Jochen Brunsiek, der Kunstreferentin/Kunsthistorikerin der Kulturagentur, Dr. Mayarí Granados, die das Stipendium betreut, sowie der Kunsthistorikerin Vera Scheef (Kulturagentur des Landesverbandes Lippe), Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth, Prof. Andreas Beaugrand (Kunstverein Oerlinghausen), André Köller (Firma Phoenix Contact) sowie den Künstlern Prof. Ernst Thevis und Axel Plöger, hat sich aus mehr als 50 Bewerbungen aus dem In- und Ausland für die in Duisburg lebende südkoreanische Künstlerin Eunjeong Kim entschieden.
Die 34-Jährige überzeugte die Jury durch die faszinierende Verbindung von analoger Malerei und digitaler Kunst wie VR (virtual reality) und AR (augmented reality). In ihren Werken erforscht sie laut MItteilung des Landesverbandes die räumliche Wahrnehmung und die Immersivität von Bildräumen. Sie hinterfragt die Grenzen zwischen digitalen und analogen Medien und überträgt digitale Effekte in die materielle Welt der Malerei.
Dafür erweiterte sie ihre oft großformatigen, farbstarken, abstrakten Gemälde in virtuelle, dreidimensionale Welten, lasse ihre gemalten Bildobjekte schweben und erzeuge Räume, die in der Realität nicht existieren könnten. In einem Interview zu ihrem Stipendium im Künstlerhaus Meinersen im Jahr 2023 sagte sie: „Ich möchte nichts Beruhigendes erzeugen. Reizüberflutung ist aber nicht mein Ziel, das ergibt sich."
Kim nutzt (noch) keine KI
Eunjeong Kim vereint klassisches, technisch perfektes malerisches Können mit einer virtuellen Phantasiewelt, die sie am Computer mit 3D-Programmen erzeugt. KI nutzt sie dafür (noch) nicht, denn die Technik ist derzeit nicht ausgereift genug und kann noch keine komplexen Aufgaben bewältigen. „Zudem gehört zu einem echten Kunstwerk immer auch ein Künstler beziehungsweise eine Künstlerin, weil hinter jeder KI zuerst die Idee eines Menschen steht”, erklärt Kim.
Dass digitale Kunst einmal die analoge Kunst ersetzen könnte, glaubt sie nicht: „Für mich ist sie einfach ein anderes Material, das eine andere Wahrnehmung schafft und eine eigene Welt bildet. Analog bleibt analog, digital bleibt digital. Beides wird immer existieren. Am Anfang haben digitale Elemente meine Malerei nur ergänzt, aber mittlerweile inspirieren sie mich auch wieder zurück zur Malerei. Deshalb sehe ich sie nicht mehr nur als Ergänzung, sondern eher als eine Erweiterung meiner Arbeit. Trotzdem bleibt die Malerei das Zentrum meines Schaffens.” Die Malerei spielt also geradezu die tragende Rolle in Eunjeong Kims Kunst - ergänzt von schwebender Digitalität.
„Spannend wird es, zu sehen, wie sich die Ruhe von Schwalenbergs Umgebung mit den bunten, teils überladenen, schrillen, vollen Kunstwerken von Eunjeong Kim verbindet“, schreibt der Landesverband.
Für ihre Zeit in Schwalenberg hat die Künstlerin nach eigenen Angaben schon verschiedene Ideen. So wolle sie sich während des Stipendiums gezielt auf großformatige Malerei konzentrieren und erforschen, wie sich die Immersivität virtueller Räume auf die physische Erfahrung von analogen Bildern übertragen lasse. Neben der Malerei plant sie eine großformatige Installation mit aufblasbaren, drei bis vier Meter hohen Luftballons, die mit der Cross Reality (XR) erweitert werden.
Eunjeong Kims Biografie:
Eunjeong Kim wurde im Jahr 1990 in Südkorea geboren und studierte bis 2014 an der Hong-ik Universität in Südkorea Malerei. Ihre Dozenten weckten ihr Interesse an Deutschland, und so kam sie im Jahr 2017 nach Deutschland, wo sie an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studierte. Im Jahr 2022 machte sie ihr Diplom mit Auszeichnung bei Hartmut Neumann und war 2023 Meisterschülerin bei Wolfgang Ellenrieder an der HBK Braunschweig. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Duisburg und Südkorea.