Rechnen, Hüpfen, Sprechen: i-Männchen bringen auch in Lippe immer mehr Defizite mit

Kreis Lippe. Der Anteil auffälliger Befunde unter den knapp 3800 Kindern, die jährlich in Lippe eingeschult worden sind, steigt in fast allen vom Gesundheitsamt getesteten Bereichen. Bei der Sprachkompetenz ist das besonders eindrücklich. 2019 - also noch vor Corona - hatten laut Landeszentrum Gesundheit 24 Prozent der Kinder damit Schwierigkeiten, im Sommer 2024 waren es 27,5 Prozent. Auch unzureichende Deutschkenntnisse steigen. 2024 hatten 23,6 Prozent (2019: 19,7 Prozent) der Kinder &bdquo;nicht deutsch“ als Muttersprache. Davon sprachenmehr als 40 Prozent kein oder nur radebrechend deutsch (2019: 21,2 Prozent). Die Zahlen für dieses Jahr sind von Herbst an verfügbar, die Untersuchungen für den künftigen Einschulungsjahrgang 2025/26 sind bis zum Beginn der Sommerferien abgeschlossen.

Landesweit vergleichbare Zahlen

&bdquo;Die Kinder werden NRW-weit auf Grundlage eines einheitlichen Verfahrens getestet, die Ergebnisse sind dadurch vergleichbar“, erklärt die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Kerstin Ahaus. Wie gut können die angehenden Erstklässler unbekannte Formen nachzeichnen, wie gut den Stift halten? Wie ist ihre selektive Aufmerksamkeit? Können sie gezielt abzählen? Mengen bis vier erfassen? Im Bereich Sprache werden Präpositionen getestet, und es wird generell geschaut, ob die Kinder überhaupt ganze Sätze und Pluralformen bilden, sinnlose Wörter nachsprechen, artikulieren können.

&bdquo;Das ist eine standardisierte Testsituation mit jeweils einem Kind“, erläutert Fachgebietsleiterin Janine Tölle, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Dazu kommen Hör- und Sehtest, Erfassen von Größe und Gewicht, Durchsicht von Impfpass und Vorsorgeheft sowie eine kurze, orientierende körperliche Untersuchung. Die Mitarbeiterinnen des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes des Kreises Lippe nehmen sich für jedes Kind ausreichend Zeit (bis zu anderthalb Stunden), um individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Abschließend erstellen sie ein schulärztliches Gutachten mit Aussage zur Schulfähigkeit.

Pflichtuntersuchung

Die Schuleingangsuntersuchung ist eine vom Gesetzgeber festgelegte Pflichtuntersuchung. &bdquo;Doch es wird zunehmend schwierig, weil Eltern diese Verpflichtung teilweise nicht realisieren“, sagt Janine Tölle. Zuweilen brauche es zwei/drei Erinnerungen, bis die Eltern mit ihren Kindern zum Termin erscheinen, manche kommen gar nicht. &bdquo;In so einem Fall kann der Kinder- und Jugendärztliche Dienst auch kein Gutachten erstellen. Das Schulamt wird dann von uns informiert“, berichtet Dr. Ahaus. Über das Schulamt seien in so einem Fall schon Bußgelder verhängt worden.

Tendenz ist entscheidend

In Coronazeiten hatte das Gesundheitsamt nicht alle Kinder untersuchen können - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren durch andere Aufgaben gebunden. &bdquo;Wir haben daher mehrere Jahrgänge, in denen keine vollständige Datenlage zu den Schuleingangsuntersuchungen vorliegt“, sagt Dr. Kerstin Ahaus. An dem Gesamtbild ändere sich jedoch nichts: &bdquo;Die Tendenz insgesamt ist entscheidend“, betont auch Janine Tölle.

Auch bei den neben der Sprachkompetenz anderen Vorläuferfähigkeiten - so der Fachbegriff - sind die Zahlen der auffälligen Befunde gestiegen. Eklatant ist die Entwicklung im Bereich &bdquo;Zahlen und Mengenvorwissen“, hier waren 24 Prozent der Befunde auffällig; vor fünf Jahren lag der Wert noch bei 20 Prozent. Bei den Vorläuferfähigkeiten fürs Lesen und Schreiben - selektive Aufmerksamkeit und visuelles Wahrnehmen - ist ein eher leichter Anstieg um wenige Prozentpunkte zu verzeichnen, etwa jedes fünfte Kind hat in diesem Bereich Schwierigkeiten. Negativ ist auch der Trend bei der Körper-Koordination. Im Test müssen die Kinder beispielsweise auf einer definierten Fläche seitlich in einer gewissen Zeit hin- und her hüpfen, was nicht alle schaffen.

Pflichtuntersuchung

Die Schuleingangsuntersuchung ist eine vom Gesetzgeber festgelegte Pflichtuntersuchung. &bdquo;Doch es ist zunehmend schwierig, weil Eltern diese Verpflichtung teilweise nicht realisieren“, sagt Tölle. Zuweilen brauche es zwei/drei Erinnerungen, bis die Eltern mit ihren Kindern zum Termin erscheinen, manche kommen gar nicht. &bdquo;In so einem Fall kann der Kinder- und Jugendärztliche Dienst auch kein Gutachten erstellen. Das Schulamt wird dann von uns informiert“, berichtet Dr. Ahaus. Über das Schulamt seien in so einem Fall auch schon Bußgelder verhängt worden.

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