Künstler aus Lippe holen Hermann gerne vom Sockel - jetzt sind Ihre Ideen gefragt!

Kreis Lippe. Mal der imposante Held, dann eine Comicfigur oder ein Schwert als Banane: Wenn es um Arminius, das Hermannsdenkmal und die Kunst geht, geht es um eine Geschichte des Wandels. Wie nehmen aktuelle lippische Künstler das Denkmal wahr, das in diesem Jahr 150 Jahre alt wird? Das hat die LZ gefragt. Mit dem Ergebnis: Gar nicht so wirklich aktuell – und wenn, dann eher augenzwinkernd. Und sie fragt Sie, liebe Leser: Wie sollte heute ein zeitgemäßes Hermannsdenkmal aussehen?

Das Augenzwinkernde in der zeitgenössischen Hermannskunst ist jedenfalls symptomatisch. Und bemerkenswert. Denn ein Blick in die Gegenwarts-Literatur zeigt: Da sieht das ganz anders aus. Ob Arminius oder Varus – in historischen Romanen regieren wie eh und je Pathos und das Infernalische der Schlacht, an deren Jubiläum 2009 in Lippe und darüber hinaus vielfältig erinnert worden ist. Noch ruppiger und dramatischer geht es im Film zu, etwa in der Serie &bdquo;Barbaren“ von Netflix mit jeder Menge Action, Blut und Pomp.

An der Schnittstelle wiederum stehen Comics, die sich mal lustig, mal doch eher im Marvel-Stil mit Arminius und Hermann befassen. Der Lipper André Selaczek hat &bdquo;Die Hermanns“ adaptiert - Sie kennen die auch aus der LZ. Es gibt diverse Comics aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren - und die Reihe “Die Adler Roms“ (Carlsen), der sogar das Feuilleton von &bdquo;Die Welt“ bescheinigte, das bessere &bdquo;Barbaren“ zu sein.

Action, Blut und Pomp Doch rein ums Denkmal geht es keinem. Das kommt nur in Sachbüchern vor oder in &bdquo;Das Arminius Lesebuch – Geschichten und Gedichte über Hermannsschlacht und -denkmal“ aus dem Vogtmeier Verlag, über das die LZ schrieb: &bdquo;So gut gemischt wie die Liste der Autoren ist auch der Charakter der Beiträge. Vielseitig, auch mal skurril und höchst unterhaltsam.“

Und in der bildenden Kunst? Ein ganz anderes Kino. Sicher deswegen, weil es in der Kunst um etwas anderes geht als in der Unterhaltung. Außerdem hat das Denkmal eine andere Bedeutung als die historische Figur Arminius, denn aus heutiger Sicht ist das Hermannsdenkmal ein Problemdenkmal und steht für den nationalistisch-völkischen Habitus seiner Entstehungszeit.

Rostiger Ritter Künstler Hans Kordes zum Beispiel – er lebt in Verl – erklärt das ganz gut. Er ist für die rostigen Hermänner aus Metallscheiben verantwortlich, die man sich in den Garten stellen kann oder die andere Stellen zieren. In einem neuen Projekt will er allen lippischen Kommunen einen Hermann schenken und dort aufstellen. Seine Idee stehe für den Bedeutungswandel des Monumentes. Ursprünglich als nationalistisches Denkmal des Kaiserreichs errichtet, hätten die Lipper daraus ihr ganz eigenes Symbol der Heimat gemacht. Ohne nationales Pathos und großdeutschen Dünkel stehe &bdquo;unser Hermann“ ausschließlich für die Verbundenheit zu Lippe.

Ein Rückblick in die Kunst früherer Jahre spiegelt etwas völlig anderes wider. Da ging es durchaus sehr um nationalem Pathos und großdeutschen Dünkel. Natürlich war die Rolle der Kunst um 1875 und davor eine andere als heute. Fotografie war rar gesät. Man musste oft malen oder zeichnen, um das Hermannsdenkmal und Eindrücke davon anderen zu zeigen. Das taten die Künstler zwar dokumentarisch, aber auch idealisierend, oft mit dramatischem Himmel und allem, was dazugehört.

Idealisierendes Pathos Am nationalen Nimbus des Denkmals, seiner völkisch-nationalen Aussage und seiner pathetischen Gestaltung sowie der Tatsache, dass man in Lippe damit leben muss, mag es liegen, dass Künstler aus Lippe den Hermann gern vom hohen Sockel holen. Das macht Hans Kordes respektlos mit ausgesägten Rostrittern für die Deko. Günter Schulz wiederum tauscht ihn einfach aus durch Micky Maus, Pokemons, einen Teddybär im Kleriker-Gewand. Er hatte seine Postkartenedition 2014 vor dem Hintergrund einer Ausstellung des Lippischen Künstlerbundes erstellt. Das Thema: &bdquo;Idole“.

Heidrun Kluger-Klemme hat aus ihren Hermann-Motiven ebenfalls Postkarten gemacht. Bei den Motiven geht es um Wortspiele: Einmal sitzt die Statue auf dem Sockel und grübelt wie Rodins Denker. &bdquo;Hermann denk mal“ steht darunter, was auch eine Aufforderung sein mag. &bdquo;Adler warte“ ist ebenfalls ein Wortspiel. Da sitzt ein Greif aus der wohl nahen Adlerwarte Belerbeck dem Hermann auf dem Helm – und wer weiß, worauf der Adler hier mal warten soll: Vielleicht damit, sein Geschäft zu verrichten, weil das schon genug Tauben tun. Und Thomas Baumgärtel - zwar kein Lipper, aber mit einer Ausstellung in Schwalenberg zumindest ein wenig eingemeindet – hat das Hermannschwert gegen eine Banane ausgetauscht. 2009 hatte sich außerdem eine internationale Ausstellung von Karikaturen mit der Varus-Schlacht befasst. Das Wort Karikatur sagt es schon: wieder eine augenzwinkernde Befassung mit dem Denkmal.

Doch ernstere und anspruchsvollere Muse gibt es auch. Die setzt sich allerdings nicht spezifisch mit dem Denkmal und nicht explizit mit Hermann oder Arminius auseinander. 2009 ging die Ausstellung &bdquo; tusnel.de “ auf das Konto der lippischen Künstlerinnengruppe &bdquo;pickArt“, die sich lieber die Thusnelda vornahm – und zwar inspiriert von einer Statue, die Arminius Frau darstellt. Im Gegensatz zum stolzen Hermann hatten römischen Bildhauer die besiegte germanische Frau mit niedergeschlagener Geste, gelöstem Haar und entblößter Brust aus dem Marmor gemeißelt. Die Künstlerinnen von &bdquo;pickArt“ hatten sich vielfältig mit dem Thema befasst und unter anderem in Grabungskisten im Freilichtmuseum denkbare materiellen Hinterlassenschaften Thusneldas platziert: Webgewichte und eine Sonnenbrille.

&bdquo;Aber, Thuschen!“ So spannte sich der Bogen bis zur Tussi der Jetztzeit – und schlägt damit gewissermaßen auch wieder zurück ins &bdquo;Damals“. Denn den Begriff &bdquo;Thuschen“ hatte Henrich von Kleist in seinem 1839 uraufgeführtem Drama &bdquo;Die Hermanns-Schlacht“ geprägt. Da macht sich Hermann vordringlich Sorgen um das Haar seiner Frau und ihr Aussehen, falls sie gefangen genommen wird: &bdquo;Aber, Thuschen! Thuschen. Wie wirst du aussehn, liebste Frau, wenn du mit einem kahlen Kopf wirst gehn?“ Als ob es da nicht andere Sorgen gäbe: Wie tussihaft von Hermann.

Schicken Sie uns Bilder Weil es insgesamt zu wenig Hermannskunst gibt, fragt die LZ: &bdquo;Wie sollte ein zeitgemäßes Hermannsdenkmal aussehen?“ Wer Lust hat, kreativ zu werden – ob Zeichnung, gemalt, gebastelt, computergeneriert, ganz egal wie das Alter der &bdquo;Künstler“ – schickt uns seine Ideen an redaktion@lz.de unter dem Stichwort &bdquo;Herrmann-Kunst 25“. Die besten Ideen zeigen wir dann online und in der gedruckten LZ.

Künstler aus Lippe holen Hermann gerne vom Sockel - jetzt sind Ihre Ideen gefragt!

Angebot zur Kommunalwahl

Das lippische Wahrzeichen ziert den Rathausplatz in Oerlinghausen

Neue Folge „Mythos Arminius“ hören: Wenn der Hermann zur Ente wird - und zum Ampelmännchen

Quiz: Wie gut kennen Sie das Hermannsdenkmal?

Podcast „Mythos Arminius“: Wie der Hermann nach Detmold kam - jetzt Folge 2 hören

Internationaler Museumstag steht in Detmold im Zeichen eines Denkmals und seines Machers

Mit Podcast „Mythos Arminius“ auf Spurensuche zum Hermannsdenkmal - Folge 1 jetzt hören!