Detmold. Er grüßt von Fußgängerampeln, steht als Stahlskulptur in Vorgärten und bringt sogar Badeenten in Schale: Der Hermann ist längst mehr als ein Denkmal. Die vierte Folge des LZ-Podcasts „Mythos Arminius“ zeigt, wie sich die Figur des Arminius in der Alltagskultur verankert hat – zwischen Kitsch, Kunst und Kommerz.
Ob als minimalistisches Stahlbild des Künstlers Hans Kordes, als Comicfigur von André Sedlaczek oder als Quietscheente der Stadtwerke – der Mythos Hermann hat sich von der nationalen Heldenfigur zum popkulturellen Aushängeschild entwickelt. Kordes beschreibt seine Interpretation als „emotionale Schattenfigur“, ein Symbol der Heimat – nicht bedrohlich, sondern einladend: „Der Hermann grüßt.“
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Roter Hermann, grüne Thusnelda: Ampelmännchen made in Lippe
Comickünstler Sedlaczek geht noch weiter: In seinen Zeichnungen wird der alte Kämpfer zum schrulligen Alltagsmenschen mit Herzchen-Tattoo. Für neue Ampelpiktogramme in Detmold hat er Hermann und Thusnelda eigens entworfen – mit Humor und einem klaren Bruch zum martialischen Bild früherer Darstellungen.
Doch Hermann ist nicht nur im Detmolder Stadtbild präsent, sondern auch auf der Leinwand: Die Podcastfolge widmet sich auch dem historischen Stummfilm „Die Hermannschlacht“ von 1924 ebenso wie der Netflix-Serie „Die Barbaren“. Beide Produktionen interpretieren die Varusschlacht für ihre jeweilige Zeit – einmal als patriotische Geste, einmal als modernes Historiendrama mit genderpolitischem Blick.
Sammeln mit Leidenschaft: Wenn ein Knopf zur Trophäe wird
Wie stark die Figur auch im Sammelkult verankert ist, zeigt das Beispiel von Wilfried Mellies: Der ehemalige Kommunalpolitiker hat über Jahrzehnte Tausende Hermann-Objekte zusammengetragen – von Münzen über T-Shirts bis zu einem handbemalten Glas aus dem Jahr 1877. Selbst ein Knopf von der Einweihungsfeier des Denkmals fand den Weg in seine Sammlung – nach 40 Jahren Suche.
Die Folge zeigt: Der Hermann ist längst kein exklusiv politisches Symbol mehr – sondern eine Figur, die sich mit Humor, Nostalgie und Heimatgefühl immer wieder neu erzählen lässt. Wie tief dieser Mythos im Alltag verankert ist, das zeigt Folge 4 von „Mythos Arminius“, jetzt verfügbar auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Diese und alle bisher erschienenen Folgen gibt es außerdem unter: www.LZ.de/podcast