Detmold. Sein Schwert reckt er gen Himmel, den Flügelhelm auf dem Kopf, den Blick entschlossen in die Ferne gerichtet: Hermann, der Cheruskerfürst – oder: Arminius, wie ihn die Römer nannten. Zum 150. Geburtstag des Hermannsdenkmals hat sich die Lippische Landes-Zeitung ein ganz besonderes Geschenk überlegt: einen Podcast unter dem Titel „Mythos Arminius“.
Die erste Folge ist ab sofort online – und nimmt das Publikum mit auf eine Reise in die Zeit um Christi Geburt, auf der Suche nach dem historischen Kern hinter dem Mythos.
Arminius – Held, Römer, Verräter?
Wer war dieser Arminius, der im Jahr 9 nach Christus drei römische Legionen unter Varus vernichtend geschlagen haben soll? Was wissen wir über ihn – und was wurde ihm im Laufe der Jahrhunderte zugeschrieben? Diese Fragen stehen im Zentrum der ersten Folge, die von der Grotenburg ins Lippische Landesmuseum führt – und in Kalkriese bei Osnabrück endet, wo sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Ort der berühmten Varusschlacht befindet.
Podcast-Host und LZ-Redakteurin Yvonne Glandien spricht in Folge 1 mit Dr. Michael Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums und ausgewiesener Arminius-Experte. Zelle erklärt, in welchem politischen und kulturellen Spannungsfeld der junge Cherusker aufwuchs: Geboren in eine Führungsschicht, die von den Römern umworben wurde, erzogen im römischen System, ausgezeichnet mit Bürgerrecht und Ritterrang – wurde Hermann später dennoch Anführer eines Aufstands gegen die einstigen Verbündeten.
„Arminius ist im Grunde in eine Zeit geboren worden, die von großen Veränderungen geprägt war“, sagt Zelle. Er zeichnet das Bild eines Mannes, der zerrissen war zwischen zwei Welten – und dessen Biografie weit komplexer ist, als es die spätere Verklärung als „erster Deutscher“ glauben machen will.
Was passierte in der Varusschlacht – und wo?
Im zweiten Teil der Folge reisen die Zuhörer weiter nach Kalkriese, wo die Archäologie erst seit einigen Jahrzehnten Spuren der Schlacht untersucht. Dr. Stefan Burmeister, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Museums und Parks Kalkriese, schildert, welche Funde gesichert sind – und welche Fragen offen bleiben. Schleuderbleie, Reitermasken und Münzen sprechen eine deutliche Sprache: Hier muss eine römische Armee vernichtend geschlagen worden sein. Ob es sich dabei um Varus’ Truppen handelt, ist wahrscheinlich – aber nicht endgültig gesichert.

Burmeister betont: „Wir haben Kalkriese – und hier ist definitiv eine römische Armee untergegangen.“ Gleichzeitig stellt er klar: Auch wenn viele Faktoren für diesen Ort sprechen, bleibt die Forschung im Fluss. Und Detmold als symbolischer Standort des Denkmals sei mehr Wunschort als wissenschaftliche Gewissheit.
Legende mit langer Wirkung
Arminius sei kein Held aus dem kollektiven Gedächtnis der Germanen, sondern eine Figur, die erst Jahrhunderte später wiederentdeckt und politisch aufgeladen worden sei. Im 19. Jahrhundert diente er als Projektionsfläche nationaler Sehnsüchte – eine Entwicklung, die sich bis ins 20. Jahrhundert hinein fortsetzte. Die Podcastfolge macht deutlich, wie sich über Jahrhunderte ein Mythos formte, der mit der historischen Person Arminius nur bedingt zu tun hat.
Genau dort setzen auch die weiteren Folgen an. Von der historischen Figur geht die Reise in Folge 2 weiter zum Bau des Denkmals und seiner Bedeutung. Anschließend geht es um die Strahlkraft - auch auf politische Kräfte, die den Hermann und sein Denkmal für sich reklamieren. In den letzten beiden Folgen der fünfteiligen Reihe blickt der Podcast auf das Hermannsdenkmal heute. Darauf, welche Mythen es umgeben, wie das Denkmal wirkt und welche Verantwortung beim Umgang mit ihm einhergeht.
Der Podcast „Mythos Arminius“ ist eine Produktion der Lippischen Landes-Zeitung. Die Folgen gibt es ab sofort zu hören unter www.LZ.de/podcast oder bei Spotify und allen gängigen Podcastplattformen. Jede Woche Donnerstag erscheint eine neue Folge.