E-Scooter: Auch in Lippe häufen sich Beschwerden

Kreis Lippe. Lange gibt es sie noch nicht, und doch sind sie aus dem Verkehrsbild nicht mehr wegzudenken: E-Scooter, die kleinen Tretroller mit Elektroantrieb. Und genauso wie ihr Erfolg scheinbar zugenommen hat, häufen sich auch Meldungen über Reibereien zwischen ihnen und anderen Verkehrsteilnehmern. Doch wie kann ein gutes Miteinander aller auf den Straßen funktionieren?

Ende Juni beispielsweise wurde eine Frau von einem E-Scooter-Fahrer in einer Fußgängerzone umgefahren, weil dieser einem Radler auswich. Anfang Juli stieß ein Fußgänger einen E-Scooter-Fahrer auf dem Bürgersteig an, sodass dieser stürzte. Auch LZ-Leser melden sich mit ihren Erfahrungen: So schreibt ein Mann, er sei bereits mehrmals in der Fußgängerzone und auf Fußwegen mit wenigen Zentimetern Abstand von E-Scooter-Fahrern überholt worden - auch wenn genügend Platz für Abstand vorhanden gewesen wäre.

Dabei sei es doch auf Fußwegen und in der Fußgängerzone verboten, mit einem elektrischen Tretroller zu fahren. Er findet, die Rücksichtslosigkeit bei E-Scooter-Fahrern - wie auch bei Fahrradfahrern - nehme immer mehr zu. Eine weitere Leserin berichtet davon, gleich von zwei E-Scooter-Fahrern auf dem Bürgersteig beinahe umgefahren worden zu sein. In einer anderen Situation sei sie in einer Engstelle ungeduldig angeklingelt und anschließend beleidigt worden.

Beschwerden häufen sich Der ADAC hat herausgefunden, &bdquo;dass Verkehrsteilnehmer auf dem E-Scooter rote Ampeln anteilsmäßig am häufigsten missachten“. Und auch die lippische Polizei hat in diesem Jahr ein besonderes Auge auf Motorrad-, Fahrrad- und E-Scooter-Fahrer. Denn sie tauchen in der Unfallstatistik seit Jahren immer häufiger auf, oft auch mit schweren Verletzungen. Polizeisprecherin Nina Ehm bestätigt, es gebe in letzter Zeit einige Nachrichten von Bürgern, die sich beklagen, dass E-Scooter-Fahrer rücksichtslos unterwegs sein sollen, vor allem in Detmold und Bad Salzuflen. &bdquo;Diese Punkte haben wir jedoch bereits im Blick und kontrollieren dort regelmäßig.“ Zudem seien es Orte, an denen bereits mehrfach Schwerpunktkontrollen mit Zweirädern im Fokus durchgeführtworden seien.

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Die Hauptursachen für Verkehrsunfälle mit E-Scootern sind laut lippischer Polizei besonders Alkohol und Drogen am Lenker sowie das Abbiegen. Denn auch wenn das Fahren ab 14 Jahren und ohne Führerschein erlaubt ist, ist ein E-Scooter ein Kraftfahrzeug, es gelten sämtliche Verkehrsregeln. Und in puncto Alkohol die gleichen Grenzwerte und rechtlichen Folgen wie beim Autofahren: Ab 0,5 Promille drohen Bußgelder, Punkte und Fahrverbote, ab 1,1 Promille handelt es sich um eine Straftat. Für Personen unter 21 Jahren oder in der Probezeit gilt die 0,0-Promille-Grenze.

Hohes Verletzungsrisiko Mit einem elektrischen Tretroller darf nur eine Person fahren, maximal mit Tempo 20 und auf dem Radweg - oder, wenn dieser nicht vorhanden, auf der Straße. Sowohl Gehwege als auch Fußgängerzonen sind tabu. Beide Hände gehören an den Lenker, Handy und Kopfhörer während der Fahrt sind verboten, Kennzeichen und Versicherung Pflicht. Ein Helm wird empfohlen, schließlich sind die Fahrer nicht so gut geschützt, bei Unfällen besteht &bdquo;automatisch ein höheres Verletzungsrisiko – die größte Gefahr: schwere Kopfverletzungen“, erklärt die Polizei.

Allerdings sagt Julia Breitenstein, Leiterin der Direktion Verkehr in Lippe, Fußgänger seien durch E-Scooter-Fahrer nicht besonders stark gefährdet, das gebe die Unfallstatistik nicht her. Aber sie wünsche sich generell mehr gegenseitige Rücksichtnahme - egal mit welchem Fortbewegungsmittel. Denn auch in Paragraf 1 StVO steht das Gebot zur Vorsicht und gegenseitigen Rücksicht im Verkehr.

Darf der Roller in den Bus? In einigen Städten, etwa in Bielefeld, sind E-Scooter mittlerweile im ÖPNV verboten. Hintergrund ist eine erhöhte Brand- und Explosionsgefahr der Lithium-Ionen-Akkus dieser Roller, da sie relativ niedrigen Sicherheitsanforderungen unterliegen . Die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) hält sich laut Kreis-Pressestelle an die Beförderungsbedingungen NRW. Demnach ist die Mitnahme grundsätzlich erlaubt und unter dem Abschnitt &bdquo;Fahrräder“ klar geregelt. Aber: &bdquo; Auf einigen Linien in Lippe ist die Mitnahme von E-Rollern tatsächlich nicht erlaubt. Bürger können dabei auf entsprechende Aufkleber am Bus achten“, teilt der Kreis mit.

In den Bussen der Stadtverkehrsgesellschaft Detmold (SVD) gibt es laut Pressesprecher Thorsten Engelhardt aktuell kein Verbot der Mitnahme von E-Scootern. &bdquo;Es gibt auch keinen Anlass, darüber nachzudenken. Bei der SVD fährt der E-Scooter gratis mit, wenn es sich um ein Exemplar handelt, das zusammenklappbar ist.“ Sonst müsse für ihn ein Fahrradticket gelöst werden. Auch in Lemgo können die Fahrzeuge im Bus mitgenommen werden, ein Verbot ist laut Sprecherin Maren Staczan nicht angedacht.

In den Stadtbussen in Bad Salzuflen ist di e Mitnahme von E-Tretrollern ebenfalls erlaubt. &bdquo;Voraussetzung ist, dass der E-Tretroller als Handgepäck zusammengeklappt mitgeführt wird und sofern ausreichend Platz vorhanden ist“, erklärt Sprecherin Anna Lisa Davidovic. Allerdings: In den Bussen von &bdquo;go.on“ und der &bdquo;BVO“ dürfen sie nicht mitgenommen werden, und das betrifft auch Regionalbuslinien in der Salzestadt: Die Linien 349, 350, 961, 962, 963 und 433 sind betroffen.

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