Kreis Lippe. Fälle gibt es in Lippe noch nicht, aber das Kreis-Veterinäramt ist wachsam, seitdem Mitte Juni in NRW das erste mit Afrikanischer Schweinepest (ASP) infizierte Wildschwein bestätigt worden ist. Der Kreis hat bei Besuchen im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen (AFM) und im Freilichtmuseum Detmold „seuchenhygienische Schutzmaßnahmen und Eskalationsstufen besprochen“. Die Landwirtschaft rechnet damit, dass die ASP es nach Lippe schaffen wird. „Darum nehmen wir die Seuchenhygiene besonders ernst“, erklärt der Vorsitzende des Kreisverbandes, Dieter Hagedorn. „Angespannte Seuchenlage“ Der Kreis Lippe spricht von einer „angespannten Seuchenlage“. Alle geschossenen Wildschweine würden auf ASP untersucht. 27 Tiere sind mittlerweile in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe gezählt worden. 2020 war die Seuche erstmals in Brandenburg erkannt worden. Ursprünglich war sie auf Afrika beschränkt, breitete sich aber nach 2007 über Osteuropa und die baltischen Staaten weiter aus. Das AFM Oerlinghausen hat sich bereits dafür entschieden, seine Berkshire-Schweine abzugeben. Direktor Karl Banghard ist durchaus frustriert: „Wir hätten unsere beiden Schweine einsperren müssen.“ Täglich fragten Besucher nach den Tieren: „Das waren absolute Sympathieträger.“ Aber was bringen Schweine, die man nicht sehen kann?, fragt er. Die Tiere hat er im Sauerland untergebracht, auch dort dürfen sie nicht mehr unter freiem Himmel leben. Banghard bedauert das sehr, sieht aber die Gefahr, dass seine Schweine sich wegen der Nähe zum Wald bei Wildschweinen anstecken könnten -„und dann wird es eng für uns, etwa einen Tierarzt zu finden.“ Jetzt aber habe er noch in Ruhe einen Transport organisieren können, dieser wäre dann ja auch verboten gewesen. Berkshire-Schweine zählen zu den bedrohten Haustierrassen. Sie seien robust und widerstandsfähig, außerdem nicht schreckhaft, lobt Schweine-Liebhaber Banghard. Er sieht wegen der Schweinepest seit Jahren große Einschränkungen für die Haltung und Zucht alter Rassen. „Viele der Züchter, die die Tiere aus Liebhaberei halten, haben aufgegeben.“ Die Gefahr durch die ASP sei eben auch eine Konsequenz der Massentierhaltung und -verwertung. Drei Zäune im Freilichtmuseum Detmold Seit dem Frühjahr 2024 gibt es wieder Bentheimer Landschweine im Freilichtmuseum in Detmold. „Dem ging eine genaue Abstimmung mit dem Veterinäramt voraus“, erklärt Museumssprecherin Lisa Möllering. Die Auflagen hatten sich wegen der ASP verändert. „Daher ist unsere Stallanlage und der Auslauf so angelegt und ausgerüstet worden, dass sie maximalen Sicherheitsansprüchen genügt“, schreibt sie. Es sei vorsichtshalber intensiviert worden, nun gebe es eine dreifache Zaunanlage. „Der erste Zaun hält Wildschweine ab. Der zweite und dritte sorgen dafür, dass unsere Besucher keinen Kontakt zu den Schweinen haben können.“ Gegen das gefährliche Füttern mit Essensresten sind Schilder aufgestellt. Der nächste Schritt wäre die Aufstallung in einem geschlossenen, für Besucher nicht zugänglichen Bereich. Lippische Bauern betreten die Schweineställe nur mit Schutzanzügen, wechseln vor dem Betreten die Schuhe und desinfizieren alles regelmäßig, erklärt Hagedorn. „Wichtig ist uns, zu betonen, dass das unerlaubte Betreten von Schweineställen besonders fahrlässig und gefährlich für die Tiere ist. Wir müssen unbedingt verhindern, dass die ASP es in die Hausschweinbestände schafft.“ Laut Agrarstrukturerhebung von IT.NRW gab es im Jahr 2020 in Lippe 138 Betriebe mit insgesamt 104.314 Schweinen. „Die Tendenz zu den Vorjahren ist bei der Anzahl der Betriebe und Tiere tendenziell sinkend. Aktuellere Zahlen dazu gibt es leider nicht“, sagt Hagedorn. Informationsschilder an Info-Tafeln und anderswo weisen darauf hin, wie die Bevölkerung dabei helfen kann, eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern. In betroffenen Regionen gilt, dass Wege nicht verlassen werden und Hunde nicht frei herumlaufen dürfen. Der Transport von Schweinen ist nur mit Ausnahmegenehmigungen erlaubt. „Die Behörden bitten darum, bei Totfunden weiterer Tiere direkt das Kreisveterinäramt zu informieren, das die Bergung der gefundenen Tiere übernimmt“ schreibt das Landesamt für Verbraucherschutz.