Bei 34 Grad: Lagenser testet Radprofi-Strecke der Deutschlandtour durch Lippe

Kreis Lippe. 34 Grad. So heiß wird es am Freitag, 22. August, wohl nicht werden, wenn die Radprofis auf der zweiten Etappe ihrer Deutschlandtour 2025 durch Lippe rauschen. 19 Grad, wolkig und leichter Westwind sind vorhergesagt. Als der Lagenser Radsportler Karsten Bröker in der vergangenen Woche die Strecke von Herford bis hinter Schlangen für die LZ testete, waren die Bedingungen weniger ideal - nicht nur, was die extreme Hitze anging.

Der 58-Jährige ist passionierter Rennradfahrer. Das Radfahren hat er erst vor zwölf Jahren für sich entdeckt. &bdquo;Eigentlich wollte ich mit dem Joggen anfangen. Ich hab mir die komplette teure Ausrüstung gekauft - und nicht einmal benutzt“, berichtet er lachend vom Beginn seiner sportlichen Karriere. Stattdessen entscheidet er sich 2013 fürs Mountainbiken - und findet großen Gefallen daran.

Ein Mann - sieben Fahrräder Vor sieben Jahren kauft er sich sein erstes Rennrad - ein gebrauchtes. Inzwischen fährt der 58-Jährige rund 17.000 Kilometer im Jahr, hat in den vergangenen drei Jahren dreimal die große Weserrunde mit 350 Kilometern am Stück absolviert. Bröker hat sieben Fahrräder, darunter Retro-, Mountain- und Gravelbikes, zwei Rennräder und sogar ein E-Bike: &bdquo;Wenn man mal ohne sportlichen Anspruch unterwegs ist, einfach so, ohne Radklamotten, nebenbei als Ausgleich.“

Denn wenn der Lagenser aufs Rennrad steigt, dann nicht für eine Kurzstrecke: &bdquo;Touren unter 100 Kilometer fahre ich selten“, sagt er. Er ist der ideale Sportler, um die Etappe für die LZ zu testen, die die Radprofis in wenigen Tagen durch das Lipperland nehmen werden - allen voran Größen wie Jonathan Milan, Wout van Aert und der Deutsche Florian Lipowitz, der bei der Tour den France im Weißen Trikot glänzte.

Beginn der zweiten Etappe ist Freitagmittag das Marta mitten in Herford. Hier startete zehn Tage vorher auch Karsten Bröker. Allerdings hatte er nicht so optimale Rahmenbedingungen wie die Radprofis haben werden: Denn natürlich war die Strecke für seinen Testlauf nicht abgesperrt: &bdquo;Der Verkehr, zum Teil zweispurig, und die Ampeln haben mich in der Stadt schon sehr gebremst“, bilanziert er.

Hitze und Ostwind sind die Gegner Die Tour führt hinter dem Herforder Stadtgebiet an Bad Salzuflen vorbei über Werl-Aspe, dann weiter Richtung Pottenhausen, Lage und Pivitsheide. Hier ist’s landschaftlich besonders schön und idyllisch. Über die Stoddartstraße geht es weiter, vorbei an den Donoper Teichen bis nach Hiddesen, wo es hinauf zum 363 Meter hoch gelegenen &bdquo;Geburtstagskind“ Hermann geht - das Denkmal feierte gerade am Wochenende seinen 150. Geburtstag. Die erste Herausforderung des Tages? Karsten Bröker schmunzelt: &bdquo;Die Hitze und der Ostwind an dem Tag waren eigentlich die größere Herausforderung“, gesteht er.

Trotz der Widrigkeiten erreicht er auf den knapp 55 Kilometern von Herford bis hinter Schlangen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,2 km/h. Auf der Deutschlandtour-Homepage rechnen die Veranstalter damit, dass die Radprofis bei durchschnittlichen Geschwindigkeiten zwischen 43 und 39 km/h um 12 Uhr in Herford starten und gegen 12.08 Uhr bereits in Bad Salzuflen sind, in Hiddesen zwischen 12.45 und 12.49 Uhr ankommen und nur sechs bis sieben Minuten später die Gabelung am Hermann erreichen, von wo es steil bergab nach Heiligenkirchen geht.

Karsten Bröker hat auf dem steilen Stück Tempo 70 erreicht - möglicherweise hätte er noch schneller sein können, doch die Gefahr von kreuzenden Rehen oder Gegenverkehr kalkuliert er immer mit ein - und vor dem Ort habe er auch rechtzeitig für die folgende Ampelkreuzung abbremsen müssen.

Drei Minuten Feed and Waste Von Heiligenkirchen bis Berlebeck führt es stetig leicht bergauf - der knackigste Teil der Strecke jedoch ist die Gauseköte rüber nach Schlangen. Die Radprofis werden nach knapp 39 Kilometern und der ersten Bergwertung am Hermann die erste &bdquo;Waste- and Feeding-Zone“ erreichen - hier gibt’s die Möglichkeit, Müll zu entsorgen und sich zu stärken, denn reichlich Körner braucht es schon, um den folgenden Anstieg auf 333 Meter zu bewältigen. Nach drei Minuten geht es weiter, zwischen 13 und 13.06 Uhr, um nach nur vier Minuten die Gauseköte zu erreichen.

Karsten Bröker schätzt, dass die Profis mit mehr als 100 km/h vom Pass hinunter nach Schlangen rasen werden - er selbst ist nicht ganz so risikobereit, bei 80 km/h ist für ihn Schluss. Denn auch an der Fürstenallee gibt’s reichlich Wildwechsel - und dann ist da auch immer noch das Risiko, dass das Material nicht hält: &bdquo;Wenn dir bei dem Tempo ein Vorderreifen platzt, hast du keine Chance.“

Die Radprofis werden am Freitag nach rund 75 Minuten und 48 Kilometern die lippische Kreisgrenze überqueren und weiter Richtung Paderborn, Büren und Soest ins Sauerland fahren. Zwei weitere Bergwertungen erwarten sie noch, nach viereinhalb Stunden werden 190,3 Kilometer am Ziel in Arnsberg auf dem Tacho stehen.

Besser nicht im Pulk Karsten Broeker drehte hinter Schlangen ab, sein Weg führte ihn zurück durch die Senne ins heimische Hagen. 120,4 Kilometer, 28,8 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Ob es ihn reizen würde, mal bei den Profis mit zu fahren? Er muss nicht lange überlegen: &bdquo;Wenn man sich die Unfälle auf Youtube so anguckt - da würde es mir Angst machen, im großen Pulk zu fahren.“ Anschauen will er sich das sportliche Spektakel aber auf jeden Fall, auch wenn es an den meisten Punkten nur einen Wimpernschlag dauern wird, schon sind die Profis auf und davon.

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