Lippe feiert die Deutschlandtour - und am Hermannsdenkmal bimmelt ein „Glöckner“

Kreis Lippe. Radsport macht glücklich. Das war gestern vielerorts an den Straßenrändern zu spüren bei der &bdquo;Tour de Lippe“, der Königsetappe der diesjährigen &bdquo;Lidl Deutschlandtour“.

20 Minuten vor dem Start der zweiten Etappe in Herford bimmelte am Fuße des Hermannsdenkmals bereits zum ersten Mal die Glocke. Ulf Schneider, ein gebürtiger Bielefelder, der inzwischen in der Residenz lebt, holte sie aus seinem Rucksack, als ein emsig strampelnder Vater seinen Filius auf dem Kinderrad mit einem Seil den Berg hochzog.

Bereits auf der Hindenburgstraße hatten die Straßenmaler erste Motivationssprüche auf dem Asphalt hinterlassen, deren Zahl sich mit zunehmender Höhe steigerte. Besonders Wout van Aert und Florian Lipowitz alias &bdquo;Lipoblitz“ genossen auf dem Weg zum Hermann große Sympathien. Oliver Greve wollte sich dagegen nicht auf einen Liebling festlegen. &bdquo;Wir haben die Deutschlandtour schon einmal in Detmold erlebt und finden dieses Event einfach cool“, sagte der Mediendesigner aus Pivitsheide und gestaltete ein eigenes Grußplakat inklusive Lippischer Rose für alle Radfreunde.

Beim Warten auf das Peloton wurde am Straßenrand fleißig gefachsimpelt. Auch Ulf Schneider, der &bdquo;Glöckner vom Hermann“, tauschte sich mit seinem Radsportkumpel Peter Rottmann aus Brockhagen über die tags zuvor verfolgte Etappe bei Peter auf’m Berge aus.

Derweil strampelten zahlreiche Hobbyfahrer die erste Bergetappe hoch. E-Bikes waren allerdings nicht gern gesehen. &bdquo;Der Akku muss kotzen“, lautete einer der fröhlichen Anfeuerungsrufe aus der Menge. Als sich zirka 2000 Menschen ihr Plätzchen am Straßenrand gesichert hatten, quälte sich plötzlich ein großer Bus für Seniorenreisen aus Gifhorn mit lautem Hupen bis zum vollbesetzten Parkplatz durch.

30 Minuten vor dem fast punktgenau prognostizierten Eintreffen des Feldes verteilte der Tour-Sponsor mit Nüssen, Bananen und Proteinen reichlich Nervennahrung im immer nervöser werdenden Publikum. Und dann kamen sie endlich. Angeführt von der Motorradflotte schossen Vinzent Dorn und Miguel Heidemann mit deutlichem Abstand vor einer Dreier-Gruppe als Erste in die Spitzkehre am Hermann. Von Wadenbeißen keine Spur. Danach stürzten sie sich direkt in die 20-Prozent-Abfahrt runter nach Heiligenkirchen.

Am zweiten Hotspot, der Gauseköte, staunten auch zahlreiche Mitglieder des Oculus Concept Racing Teams (aktuell zirka 70 Mitglieder) über die Power, mit der das Feld den lippischen &bdquo;Col du Tourmalet“ (333 m) erklomm. Zwar war der Spaß auch hier nach drei oder vier Minuten schnell vorbei – doch die Faszination wirkt nach. &bdquo;Es war einfach großartig. Die Dynamik und das Tempo des Feldes waren sehr beeindruckend und wir freuen uns, dass solch ein großes Event quer durch unsere Heimat führte. Außerdem nehmen wir etwas mit: neue Motivation“, sagte Korbinian Von Blanckenburg. Auch David Krikor, vor zwei Wochen für Oculus noch bei den Cyclassics in Hamburg im Sattel, war geflasht: &bdquo;Affengeil. Wie superschnell die hier vorbeigebügelt sind, ist der helle Wahnsinn.“

Hermannsläufer Tobias Düben, der inzwischen auch in die Pedalen tritt, fand es an der Gauseköte ebenfalls aufregend: &bdquo;Das Drumherum ist einfach genial“.

Bevor sich das Peloton Richtung Schlangen entfernte, sprach Clarissa Lührmann vielen Radsportenthusiasten aus dem Herzen: &bdquo;Es ist bewundernswert zu sehen, mit welcher Leichtigkeit die Profis das bewältigen, wobei man selber leidet. Das war einfach Once in a lifetime.“

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