TH OWL: Welche Chancen die Strukturreform für Detmold und Lemgo bietet

Kreis Lippe. 5700 Studierende hat die Technische Hochschule OWL (TH OWL) an drei Standorten. Zumindest bislang. Denn am Standort Höxter wird der Lehrbetrieb eingestellt, wie TH-Präsident Prof. Dr. Jürgen Krahl bestätigt. Eine Entscheidung, die alles andere als leichtfertig gefallen sei und auch nicht das Aus für Höxter bedeute. Aber ein Schritt, der notwendig für die zukunftsorientierte Entwicklung der Hochschule sei. Stichwort Umstrukturierung.

Dass diese Nachricht für die Höxteraner nicht einfach zu verdauen sei, könne Krahl sogar nachvollziehen. Für Detmold und Lemgo wiederum bedeute die Neuaufstellung der Fachbereiche aber eine Stärkung der Standorte: &bdquo;Es geht darum, die Qualität für die Studierenden weiter zu erhöhen und ihnen Flexibilität zu bieten.“ Und die Auslastung zu erhöhen, auf 100 Prozent zu bringen. In Höxter liege die seit dem Wintersemester 2022/23 unter 60 Prozent.

Nun werden Fachbereiche zusammengelegt, und zwar so, dass möglichst viele Synergieeffekte entstehen und genutzt werden können. Aus bislang zehn werden sieben, dabei bleiben die Wirtschaftswissenschaften sowie Medien und Kommunikation außen vor. Und da kommt auch die Lehre von Höxter ins Spiel: Precision Farming etwa zieht nach Lemgo und findet sich im neuen Fachbereich Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft wieder. Landschaftsarchitektur wiederum wird künftig im Fachbereich Gestaltung angesiedelt - zusammen mit Innenarchitektur, Architektur, Stadt - und Umweltplanung.

Strukturen anpassen Bereits 2022 habe die Hochschule begonnen, ihre Struktur zu überdenken - denn die sei seit dem Jahr 2000 unverändert. Auch überlappende Angebote, vor allem im Bereich der Grundlagen, seien in den Fokus geraten. &bdquo;Es ist doch nicht zielführend, mehrfach Mathe oder Chemie anzubieten“, betont der TH-Präsident. Und weiter: MINT-Studiengänge (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sollen bis zum dritten Semester gemeinsam - auch mit internationalen Studierenden - angeboten werden. Erst dann sollen sich die jungen Leute entscheiden müssen, auf was sie sich spezialisieren. Favorisiert jemand die Holz- oder doch eher die Elektrotechnik? &bdquo;Das weiß man am Anfang vielleicht noch gar nicht so genau“, und auch so soll mehr Flexibilität entstehen.

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sowie: Landesregierung will TH-Standort Höxter erhalten

Doch was ist nun mit Höxter? &bdquo;Kein Mitarbeiter der TH in Höxter verliert deswegen seinen Arbeitsplatz“, versichert Krahl. Über verschiedene Arbeitszeitmodelle, die die Hochschule anbietet, werde es auch Teilzeitkräften möglich sein, in Lemgo oder Detmold zu arbeiten. Außerdem werde es in Höxter weiterhin Forschung und Transfer geben, eine Kooperation mit den Berufskollegs sei denkbar, es gebe einige Ideen. Auch der &bdquo;Sustainability Award“ für nachhaltige Entwicklung werde weiterhin dort verliehen.

Den Standort einfach dichtmachen, geht sowieso nicht, da hat das Land NRW noch ein Wörtchen mitzureden. Zuletzt wurde ein Gutachten veröffentlicht, das die Vision eines &bdquo;Campus Corvey“ mit starker wirtschaftlicher Vernetzung beleuchten sollte. Die Idee dahinter: Finanzielle Mittel für einen Campus-Neubau übers Weltkulturerbe einwerben. Die Studie allerdings brachte &bdquo;ein ernüchterndes Ergebnis“ , wie Jürgen Krahl sagt: Nicht zukunftsweisend, urteilen die Experten. &bdquo;Wir haben weder eine Viertelmilliarde Euro noch zehn Jahre Zeit.“

Vereine zur Entwicklung Dabei gibt es bereits zwei funktionierende Beispiele für die Vernetzung der Hochschule mit weiteren Akteuren: 2018 wurde in Lemgo der &bdquo;Innovation Campus e.V.“ gegründet. Neben den Gründungsmitgliedern Hochschule, Kreis Lippe, Stadt Lemgo, Fraunhofer, Betreibergesellschaft Lipperlandhalle sowie IHK Lippe und Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe sind inzwischen viele weitere Mitglieder dabei, um den Campus sukzessive weiterzuentwickeln.

&bdquo;Lemgo als TH-Standort profitiert vom Klebeeffekt“, weiß Bürgermeister Markus Baier, Vorstandsvorsitzender des &bdquo;Innovation Campus e.V.“, und meint die Studierenden, die bleiben. Aber auch der Bildungsstandort erlebe eine Aufwertung, wenn TH, Berufsschulen und Wirtschaft sich vernetzen, Schulen, Firmen und die Forschung zusammenarbeiten. Das sei einzigartig, &bdquo;der Verein ist die Basis für das Miteinander“. So seien an TH, Fraunhofer und CIIT (Centrum Industrial IT) bereits weit über 500 Arbeitsplätze entstanden. Und Baier weiß, dass alle Hochschulen der Republik, die MINT-Fächer anbieten, in Konkurrenz um die Studierenden stehen, deshalb sei eine stetige Weiterentwicklung wichtig.

Etwas später (2021) zog Detmold nach und gründete mit TH OWL, Kreis, IHK, Uni Paderborn, Hochschule für Musik, Gilde Wirtschaftsförderung, Volksbank und Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter den &bdquo;Kreativ Campus e.V.“, in dem sich die kreative Energie OWLs bündelt. Bürgermeister Frank Hilker, im Vorstand des Vereins, weiß, dass Kreativität vor allem davon lebt, dass sich unterschiedliche Akteure einbringen und gemeinsam neue Ideen entwickeln.

Der &bdquo;Kreativ Campus“ sei ein erheblicher Standortfaktor, &bdquo;Detmold gewinnt dadurch nicht nur als Hochschulstandort potenzielle neue Fachkräfte für die Region, sondern etabliert sich als Ort für kreative Start-ups mit unmittelbarem Anschluss an die heimische Wirtschaft, die von diesem kreativen Faktor ebenfalls stark profitiert.“ Deshalb werde der Campus weiterentwickelt, es soll unter anderem ein Gründungszentrum sowie das Zentrum für nachhaltiges digitales Bauen entstehen.

Zahlen Die Zahlen für den Standort Höxter sind dem akademischen Berichtswesen zufolge eindeutig: 600 Studierende, neun Studiengänge eine Lehrauslastung Wintersemester 2024/25 von 59,1 Prozent (TH OWL insgesamt: 92 Prozent), Anmeldezahlen (2024) in den meisten Bachelor-Studiengängen von unter 15 Studierenden (Ausnahme: Landschaftsarchitektur mit 42), laut Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Krahl sollten es 30 sein. Zudem kommen nur 22 Prozent der Studierenden in Höxter auch aus dem Kreis Höxter. Zum Vergleich: In Lemgo kommen 46 Prozent der Studierenden aus Lippe, in Detmold sind es 35 Prozent.

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