Prozess: Umzugsunternehmer aus Lippe offenbar von USB-Stick im Bademantel überführt

Detmold. Dass ein Umzugsunternehmer aus Lippe nun vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer auf der Anklagebank sitzt, scheint ein wenig mit der Corona-Pandemie zusammenzuhängen. Die soll zumindest der Grund gewesen sein, weshalb das Hauptzollamt seine Branche einmal genauer unter die Lupe genommen hat – und dabei auf den zeitweise flüchtig gewesenen Angeklagten gestoßen war.

Der 35-Jährige soll den Staat um mehrere Hunderttausende Euro an Sozialbeiträgen gebracht sowie teure Autos geleast, aber nie abbezahlt haben. Das wirft ihm die Staatsanwaltschaft Detmold vor. Zum Auftakt hatte der 35-Jährige bereits vor einer Woche die meisten Vorwürfe eingeräumt, nun ging es an Prozesstag 2 für die Kammer darum, das Geständnis weiter abzuklopfen. Das teilte Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth im Anschluss mit.

Zoll hatte während Corona mehr Zeit für Ermittlungen Dabei drehte sich die Beweisaufnahme auch um die Anfänge der Ermittlungen während der Pandemie. &bdquo;Der Zoll konnte damals wohl nicht in die Betriebe gehen, deshalb wurden Kapazitäten frei“, erklärt Wormuth. Daher habe das Hauptzollamt Steuerunterlagen von diversen Umzugsunternehmen angefordert.

Laut Aussage des leitenden Ermittlers fielen bei dem jetzt angeklagten Lipper dadurch erste Ungereimtheiten auf. Komisch sei den Ermittlern beispielsweise vorgekommen, dass bundesweit Autos in Zeiträumen angemietet worden waren, in denen offenbar gar keine Arbeitnehmer bei ihm angemeldet gewesen waren.

Der Anfangsverdacht habe daraufhin zu einer Hausdurchsuchung in den frühen Morgenstunden geführt, erklärt Wormuth. Eine Ermittlerin entdeckte dabei einen USB-Stick im Bademantel des Umzugsunternehmers, auf dem das Hauptzollamt anschließend belastendes Beweismaterial sicherstellte. Auf dem Stick soll der Angeklagte seinen Umsatz sowie das Schwarzgeld vermerkt haben, das er seinen Mitarbeitern ausgezahlt hatte.

Verteidigung präsentiert Bilder aus Armenien-Haft Der Fokus der Verteidigung lag dagegen woanders. Laut Wormuth legte ein Verteidiger Fotos aus der vom Angeklagten als traumatisch beschriebenen Haft in Armenien vor. Der Lipper hatte dort rund neun Monate in Auslieferungshaft gesessen, nachdem er nach seiner missglückten Flucht vor der Strafverfolgung am Flughafen bei der Einreise gefasst worden war.

Die vorgelegten Bilder sollen den Angeklagten in einem körperlich sehr schlechten Zustand nach einer lebensnotwendigen Operation zeigen. Offenbar waren die Fotos schwer erträglich, erklärt der Landgerichtssprecher. &bdquo;Es ging wohl ein Raunen durch den Saal, als die Bilder gezeigt wurden.“

Der Prozess geht am 18. September weiter. Dann wird ein Urteil erwartet.

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